Machthaber selbst noch in Syrien: Assads Familie soll nach Russland geflohen sein | ABC-Z
Machthaber selbst noch in Syrien
Assads Familie soll nach Russland geflohen sein
07.12.2024, 09:08 Uhr
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Islamistische Rebellen nehmen eine syrische Stadt nach der anderen ein. Seine Frau und Kinder bringt der angegriffene Diktator Assad bereits in Sicherheit – und zwar nicht erst jetzt. Seine 49-jährige Ehefrau ist zum zweiten Mal an Krebs erkrankt.
Während sich Syriens Präsident Baschar al-Assad nach Informationen des “Wall Street Journal” noch im Land aufhält, ist seine Familie bereits nach Russland geflohen. Das berichtet die Zeitung unter Berufung auf syrische Sicherheitsbeamte und arabische Beamte. Assads Frau Asma und die drei erwachsenen Kinder reisten demnach bereits in der vergangenen Woche aus. Sein Schwager soll sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Sicherheit gebracht haben.
Im Mai hatte Assads Büro mitgeteilt, dass Asma al-Assad an Blutkrebs erkrankt ist, eine akute myeloische Leukämie sei diagnostiziert worden. Die heute 49-Jährige unterzog sich einer speziellen Behandlung und nahm keine öffentlichen Termine mehr wahr. 2019 hatte sie erklärt, nach einer einjährigen Behandlung von einer Brustkrebserkrankung genesen zu sein. Die in Großbritannien geborene ehemalige Investmentbankerin galt vor Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 als Verfechterin fortschrittlicher Rechte und als das moderne Gesicht der Assad-Dynastie. Zu der gewaltsamen Niederschlagung der zunächst friedlichen prodemokratischen Proteste schwieg sie jedoch.
Assad selbst zum Ausreisen gedrängt
Assad selbst soll dem Zeitungsbericht zufolge von ägyptischen und jordanischen Beamten gedrängt worden sein, ebenfalls das Land zu verlassen und einen Interimsrat zu bilden, dem auch die Opposition angehört. Jordaniens Botschaft in Washington dementierte dies demnach allerdings für die jordanische Seite. Es kursieren bereits Gerüchte, Assad habe Syrien verlassen und halte sich in Moskau auf.
Nach Jahren verhältnismäßigen Stillstands im syrischen Bürgerkrieg hatten vor einer Woche die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Gruppierungen eine Großoffensive im Nordwesten des Landes gestartet. Es sind die intensivsten Kämpfe in dem Land seit vier Jahren.
Nach der Einnahme der Großstädte Aleppo und Hama durch islamistische Regierungsgegner hat Assad nach Angaben von Aktivisten auch die Kontrolle über die symbolträchtige Stadt Daraa im Süden des Landes sowie den größten Teil der gleichnamigen Provinz verloren. “Lokale Gruppierungen haben die Kontrolle über weitere Gebiete in der Provinz Daraa übernommen, einschließlich der Stadt Daraa”, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle haben sich die Regierungstruppen auch aus Homs bereits zurückgezogen. Das syrische Verteidigungsministerium dementiert dies jedoch. Die Armee erklärte, sie habe Verstärkung nach Homs geschickt. Viele Angaben der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Sollten die syrischen Islamisten auch Homs einnehmen, würde dies die Verbindung zwischen Damaskus und der Mittelmeerküste abschneiden. Nach Angaben der Beobachtungsstelle sind schon Zehntausende Menschen aus Homs geflohen, hauptsächlich Angehörige der Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört.