Luke Littler: 15 Legs in Folge – Der Favorit für die Darts-WM ist gefunden | ABC-Z
Luke Littler gewinnt beim Grand Slam of Darts seinen ersten Ranking-Major-Titel. Das Finale nutzt der 17-Jährige für eine beeindruckende Machtdemonstration. Wenige Wochen vor WM-Start stehen gleich mehrere Bestmarken zu Buche.
Wenige Wochen sind es noch bis zum Saisonhöhepunkt. Am 15. Dezember eröffnet Weltmeister Luke Humphries in London die Darts-WM der Professional Darts Corporation (PDC). Und auch wenn die fünf großen Turniere seit der vergangenen Weltmeisterschaft allesamt unterschiedliche Gewinner hervorbrachten, steht der große Favorit nach diesem denkwürdigen Wochenende fest.
„Luke ist einfach eine andere Soße“, sagte der Engländer Martin Lukeman lapidar, nachdem er im Finale des Grand Slam of Darts gegen seinen Landsmann böse unter die Räder gekommen war. Gemeint war allerdings nicht Humphries, die Nummer eins der Welt, sondern dessen Gegner aus dem WM-Finale vom 3. Januar, Wunderkind Luke Littler.
Während Humphries bei dem Major-Turnier in Wolverhampton sensationell in der Gruppenphase gescheitert war, nutzte Littler die Wochen zu einer beeindruckenden Machtdemonstration. Der 17-Jährige hatte bereits in seinen drei Matches während der Gruppenphase nur vier Legs abgegeben, musste im Achtelfinalthriller gegen den Belgier Mike De Decker zwar einen Matchdart seines Gegners überstehen, gewann die nächste Runde dann aber mit dem höchsten jemals erzielten Sieg in einem Grand-Slam-Viertelfinale. Jermaine Wattimena erlebte, trotz durchaus starker Leistung und einem geworfenen Punkte-Average von 92,69 eine Demütigung. Littler siegte 16:2.
Ein Klassenunterschied auf höchstem Niveau, den er auch im Endspiel nachwies. Nachdem er die ersten beiden Legs abgegeben hatte, startete er gegen Lukeman eindrucksvoll durch und gewann unglaubliche 15 Legs in Folge. Das Match dauerte weniger als 35 Minuten, Littler spielte beim 16:3 einen Average von 107,08 und gestattete seinem Gegner gerade einmal sechs Versuche auf den Doppelfeldern.
Der flüchtete während der Littler-Show in Sarkasmus, als er beim Stand von 2:15 noch einmal einen Leg-Gewinn schaffte und sich ausgiebig vom Publikum feiern ließ. „Er ist absolut brillant. Er hat großartige Dinge für unseren Sport bewirkt und so viele neue Fans hervorgebracht“, lobte Lukeman nach dem Endspiel, das sein erstes Major-Finale bedeutet hatte.
Für Littler war es der erste echte Major-Sieg seiner noch jungen Karriere. Zwar hat der WM-Finalist in seinem ersten Jahr auf der PDC-Tour bereits die Premier League und die World Series of Darts Finals gewonnen, doch die beiden Veranstaltungen zählen nicht für die Rangliste. Insofern bedeutete der Grand Slam eine Premiere, die ihn in der Order of Merit auf Platz fünf befördert. Eine fantastische Leistung, wird die inoffizielle Weltrangliste doch auf Grundlage der gewonnenen Preisgelder der vergangenen zwei Jahre errechnet – Littler aber ist erst seit Januar 2024 dabei.
Littler nervenstark gegen Anderson
„Ich wusste zu Beginn des Turniers, dass ich auf Platz fünf der Welt stehen würde, wenn ich die Trophäe in die Finger kriege“, sagte der Teenager, der bereits in seinem ersten Jahr voll durchstartete. Zehn Turniersiege in einem Kalenderjahr hatten in der Geschichte der PDC bislang erst drei Spieler geschafft: Phil Taylor, Michael van Gerwen und Peter Wright. Und dabei muss es ja nicht bleiben. Schon am nächsten Wochenende stehen die Players Championship Finals im englischen Minehead an, ehe dann im Dezember der große Saisonhöhepunkt in London folgt.
„Ich hoffe, dass ich es noch ein bisschen über Platz fünf schaffen kann. Ich kann es kaum erwarten, an beiden Events teilzunehmen. Hoffentlich kann ich in Minehead einen guten Run hinlegen, und dann sind alle Augen auf das Große gerichtet – die Weltmeisterschaft“, blickte er voraus.
Littler geht damit als Topfavorit in seine zweite WM. Wie man ihn aber trotz dieser Form bezwingen kann, zeigte beim Grand Slam nach Mike De Decker auch Gary Anderson. Der 36 Jahre ältere Schotte bot „The Nuke“ in einem packenden wie hochklassigen Halbfinale die Stirn und nutzte seine Chancen konsequent. Anderson checkte 164, 142 und 102 Punkte, traf mit nahezu jeder Aufnahme mindestens ein Triple-Feld und erspielte sich so einen 11:7-Vorsprung. Bis zum 13:9 konnte er ihn verteidigen, ging nach dem 14:14 sogar noch einmal mit 15:14 in Führung. Mit drei 180ern in den beiden letzten Legs legte Littler dann jedoch nervenstark die Grundlage für den Finaleinzug.
Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass er eine weitere Bestmarke pulverisieren würde. Adrian Lewis hielt beim Grand Slam den Rekord für die meisten 180er während des Turniers. Im Jahr 2013 warf er das Maximum 52 Mal. Littler kam am Ende – trotz der deutlichen Siege in Viertelfinale und Finale – auf 60.
Grand Slam of Darts, Ergebnisse
Halbfinale
Martin Lukeman (ENG) –Mickey Mansell (NIR) 16:12
Luke Littler (ENG) – Gary Anderson (SCO) 16:15
Finale
Luke Littler (ENG) – Martin Lukeman (ENG) 16:3
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.