Lukaschenko-Gegnerin mager: Bilder zeigen inhaftierte Maria Kolesnikowa | ABC-Z
Lukaschenko-Gegnerin abgemagert
Bilder zeigen inhaftierte Maria Kolesnikowa
12.11.2024, 23:29 Uhr
Unterstützer der belarussischen Oppositionellen Maria Kolesnikowa befürchten seit Monaten das Schlimmste: In der Strafhaft war sie zuletzt ernsthaft erkrankt, dann riss der Kontakt ab. Nun gibt es Fotos, die zeigen: Sie ist zumindest noch am Leben.
Erstmals seit Februar 2023 hat es wieder ein Lebenszeichen von der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa gegeben. Am Nachmittag veröffentlichte der oppositionelle Journalist Roman Protasewitsch bei Telegram zwei Fotos der inhaftierten 42-Jährigen. Auf einem Bild ist zu sehen, wie Kolesnikowa in einer Gefängnisuniform ihren Vater umarmt und dabei strahlt. Auf einem zweiten Foto ist sie allein abgebildet. Die Bilder scheinen in einem Krankenhaus aufgenommen zu sein, Kolesnikowa sieht darauf abgemagert aus.
Die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin und Verbündete Kolesnikowas, Swetlana Tichanowskaja, schrieb bei X: “Ich bin zutiefst erleichtert, dass Maria Kolesnikowa ihren Vater treffen durfte. Sie wird seit mehr als 600 Tagen in Isolationshaft gehalten, ausgehungert und isoliert von ihrer Familie.” Laut der belarussischen Zeitung “Nascha Niwa” erkannten ehemalige Häftlinge auf den Fotos das Gefängniskrankenhaus in der Strafkolonie Gomel im Südosten des Landes, wo Kolesnikowa eingesperrt ist.
Kolesnikowa gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Opposition in Belarus. Sie hatte an der Seite von Tichanowskaja die Massenproteste gegen den autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko im Jahr 2020 angeführt. Als eine der wenigen führenden belarussischen Oppositionellen entschied sie sich gegen die Flucht ins Exil. Im Februar 2023 hatte sie einen Brief an ihre Familie geschickt und sich mit ihrem Anwalt getroffen – danach gab es keine Zeichen mehr von Kolesnikowa und die Sorge um ihre Gesundheit wuchs. Nach Angaben ihrer Unterstützer leidet die Aktivistin unter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.
Monatelang in Isolationshaft gehalten
Kolesnikowa wurde 2020 inhaftiert, kurz nachdem sie sich einem Ausweisungsversuch der Behörden verweigert und ihren Reisepass zerrissen hatte. 2021 wurde sie zu elf Jahren Haft verurteilt. Ihr wurde unter anderem “Verschwörung zur Machtergreifung” vorgeworfen. Zwei ehemalige Häftlinge aus derselben Strafkolonie berichteten AFP im September, dass Kolesnikowa monatelang in Isolation inhaftiert gewesen sei – der härtesten Form der Bestrafung.
Der Urheber der nun aufgetauchten Fotos und Betreiber eines oppositionellen Telegram-Kanals, Protasewitsch, war 2023 zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Nach der Veröffentlichung eines – laut seinen Unterstützern erzwungenen – Geständnis-Videos begnadigte ihn Lukaschenko. Ein gerade veröffentlichtes Video zeigte ihn in einem Korridor auf dem Weg zu Kolesnikowa.
Lukaschenko hat in den vergangenen Monaten Dutzende politische Gefangene begnadigt. Im Januar findet in Belarus die Präsidentschaftswahl statt, die Lukaschenkos 30-jährige Herrschaft über das Land vermutlich verlängern wird. Menschenrechtsorganisationen zufolge gibt es in dem mit Russland verbündeten Belarus rund 1300 politische Gefangene.