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Londo Norris siegt, McLaren holt Konstrukteurs-Titel | ABC-Z

Am Ende steht eine Schnapszahl: Nach dem Sieg von Lando Norris beim Großen Preis von Abu Dhabi stehen 666 Punkte für McLaren zu Buche, im Duell der Formel-1-Dinosaurier gegen Ferrari haben die Briten damit nach 24 Rennen 14 Punkte Vorsprung. Das reicht zum ersten Triumph in der lukrativen Konstrukteurswertung seit 26 Jahren, obwohl die Italiener mit Carlos Sainz junior und Charles Leclerc im Finale die Plätze zwei und drei belegen.

Auch ein viertes Auto parkt – ausnahmsweise – noch auf der Zielgeraden, und der Jubel für Norris und McLaren wird durch Sprechchöre von den Tribünen übertönt: „Lewis, Lewis!“ Rekordchampion Lewis Hamilton beendet seine Karriere im Silberpfeil nach zwölf Jahren mit sechs Fahrer-Titeln und acht Konstrukteurs-Meisterschaften. Er kniet neben seinem Auto nieder, legt die Hände auf den Silberpfeil: „Geträumt haben wir allein, aber zusammen haben wir dann so viel erreicht“, rief Hamilton seinem Team via Funk zu, „was als Sprung des Vertrauens begonnen hat, ist am Ende eine Reise in die Geschichtsbücher geworden.“

Große Gefühle – im Formel-1-Tempo

Das Comeback von McLaren ist erstaunlich. Vor etwas mehr als anderthalb Jahren lag das britische Team neuseeländischer Abstammung mit null Punkten auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-Wertung. Seit Mai aber fuhr der Rennstall auf Siegkurs. Es ist der erste Teamerfolg seit 1998, damals mit Mika Häkkinen und Mercedes als Partner. Lando Norris hat mit seinem vierten Sieg auch seinen zweiten Rang in der Fahrer-Weltmeisterschaft vor Charles Leclerc gesichert.

Die längste Saison der Grand-Prix-Geschichte ist ebenfalls Historie, und vom Prinzip her hat sich der 24. WM-Lauf auf dem Yas Marina Circuit nicht groß unterschieden von jeder beliebigen Firmenweihnachtsfeier: Ehrungen, Danksagungen, Beförderungen, Entlassungen, Abschiede. Große Gefühle, allerdings im Formel-1-Tempo – schon am Dienstag beginnt mit einer ersten Testfahrt die Saison 2025.

Vieles wird anders sein im kommenden März. Lewis Hamilton wird in Rot bei Ferrari fahren, der Emmericher Nico Hülkenberg wird nach seinem achten Rang im Rennen Entwicklungshelfer von Sauber/Audi, Valtteri Bottas, Kevin Magnussen, Guanyu Zhou und Franco Colapinto sind ganz aus dem Rennen.

Wer in dieser Aufzählung Sergio Pérez, den vielleicht unglücklichsten Fahrer der Saison, vermisst, muss noch warten, bis die Red-Bull-Führung am Montag in Abu Dhabi getagt und über das Schicksal des Beifahrers im Max-Verstappen-Team entschieden hat.

Wie viel Pech kann ein Fahrer haben? Es ist noch keine Runde gefahren, da hat sich der 34-Jährige aus dem Rennen gedreht. Zu diesem Zeitpunkt weiß er schon, dass ihm sein Zwei-Jahres-Vertrag für die weitere Karriere wohl nicht viel helfen wird, für seinen Kontostand allerdings schon. „Ich bin glücklich, dass alles vorbei ist“, sagt Pérez in die Mikrofone. Er wolle noch nicht Goodbye sagen, sondern warten, was passiert.

Fast synchron malen die blau-rot-gelben Rennwagen in der Startphase des Finales unbeabsichtigt Kringel auf den Asphalt. Weltmeister Max Verstappen schießt aus der vierten Startposition nach vorn, will innen an Oscar Piastri im McLaren vorbei – schon finden sich beide verkehrt rum neben der Streckenbegrenzung wieder. „Ein weltmeisterliches Manöver“, schimpft der Australier, die Rennleitung brummt dem Niederländer zehn Strafsekunden auf.

Er bittet um Entschuldigung beim Gegner. Damit aber erhöht sich der Druck auf Spitzenreiter Lando Norris, der allein die 21 Punkte Vorsprung in der Konstrukteurs-WM verteidigen muss. Denn beide Ferrari holen immer mehr Plätze auf. Schieflaufen darf jetzt nichts mehr bei McLaren. Tatsächlich, ein echtes Rennen um den Konstrukteurstitel.

Ein Rennen gegen den Taschenrechner, die Ferrari machen in der Gesamtwertung zwar Punkte gut gegen McLaren, aber der McLaren ist wieder mal das schnellste Auto. Bei Mercedes versuchen sie, Hamilton nach einer taktisch verpatzten Qualifikation noch irgendwie Richtung Podium zu bugsieren.

Zur Erinnerung: Er stand in seinem 246. Rennen für das Stuttgarter Werksteam nur auf dem 16. Startplatz, wird Vierter, weil Teamkollege George Russell Platz macht. Max Verstappen sorgt auch in einem Rennen, in dem es für ihn um nichts mehr geht, für Unterhaltung nach seinem erzwungenen Stillstand beim Boxenstopp: „Warum nicht gleich 20 Sekunden? Dumme Idioten.“

Die Nervendecke ist dünn nach diesem Jahr, auch beim erfolgreichen Titelverteidiger. „Emotionen“, hat Lewis Hamilton an seinem letzten Wochenende in Silber gelernt, „kommen in Wellen. Das ist das Schwierigste.“ Die Formel 1 wird auch 2025, im finalen Jahr des aktuellen technischen Reglements, von all ihren Gefühlsschwankungen leben.

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