Wirtschaft

Immobilien: „Wir haben den Boden erreicht“ – Hier sind die Preise am stärksten gesunken | ABC-Z

Wer vom Eigenheim träumt, findet aktuell so viele Angebote wie lange nicht. Gerade jetzt befinden sich die Preise zudem am Tiefpunkt, sagen Experten. In einigen attraktiven Städten fiel der Rückgang zuletzt besonders drastisch aus – bei Wohnungen und Häusern gleichermaßen.

Eine Wohnung mitten in der Stadt oder gleich ein Haus mit großem Garten auf dem Land? Wer sich schon immer den Traum einer eigenen Immobilie erfüllen wollte, der findet gerade so viele Angebote in Deutschland wie lange nicht. „Auf den Portalen tummeln sich zurzeit doppelt so viele Angebote wie noch im Jahr 2022“, sagt etwa Pekka Sagner, Immobilienexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Auf den ersten Blick scheint die Zeit also gut zu sein, eine Immobilie zu erwerben. Doch es spielen eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle, die man beachten sollte.

Es gibt eine ganze Reihe von Fragen, die sich jeder stellen sollte, bevor er ein Haus oder eine Wohnung kauft. Der Klassiker ist die Lage: Soll es eine Wohnung in der Innenstadt sein, oder doch lieber etwas weiter außerhalb? Wie ruhig ist es dort? Wie weit sind Kindergarten, Schule und der nächste Supermarkt entfernt? Und auch nicht zu unterschätzen: Wann scheint von welcher Seite die Sonne durch die Fenster? All das kann sich auf den Preis auswirken.

Dabei gibt es Regionen, in denen zuletzt die Preise deutlich gesunken sind – und das gilt auch für attraktive Städte. Das zeigen Daten von Immowelt, das wie WELT zu Axel Springer gehört, aus dem September. Den größten Preisverfall gab es für Wohnungen demnach in Aachen. Um 7,2 Prozent ging der Quadratmeterpreis dort über ein Jahr betrachtet durchschnittlich herunter.

Auf dem zweiten Platz in Sachen Preisverfall folgt Ulm mit 5,9 Prozent. Dann kommen Leverkusen und Neuss mit jeweils 5,8 Prozent. Auch über einen längeren Zeitraum betrachtet, etwa über drei Jahre, wird der Preisverfall deutlich. Dort führt Erfurt die Liste an. Um 15 Prozent gingen die Wohnungspreise dort herunter. Als Zweites kommt Fürth mit 14,6 Prozent, dann folgt Karlsruhe mit 13,8 Prozent.

Was für Wohnungspreise gilt, lässt sich auch auf die Preise für Häuser übertragen. Über ein Jahr betrachtet gab es den höchsten Rückgang in Potsdam mit 8,6 Prozent. Es folgen Recklinghausen mit 7,3 Prozent und Berlin mit 6,8 Prozent. Über drei Jahre gesehen ist der Preisverfall noch größer. Stuttgart liegt hier auf Platz 1 mit 16,1 Prozent. Auf Platz zwei kommt Offenbach am Main mit 15,7 Prozent, im Anschluss Frankfurt mit genau 15 Prozent.

Aufwärtsdynamik in den größten Städten

Doch wenn die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser so abgesunken sind: Lohnt es sich nicht noch weiter zu warten? Es könnte schließlich noch weiter heruntergehen. Es ist ein Gedankengang, vor dem Sagner vom IW warnt. „Wir haben inzwischen den Boden erreicht. In den ersten Regionen steigen die Immobilienpreise bereits wieder an“, sagt er. Das zeigen auch Zahlen des IW-Wohnindex vom Juli.

Für Deutschland und über ein Jahr hinweg stellten die Forscher eine Stagnation der Kaufpreise fest, keinen Rückgang mehr. Eine höhere Preisdynamik machten die Forscher bei Kaufpreisen in den größten deutschen Städten aus. In den größten Städten machte das IW auch schon eine Aufwärtsdynamik aus, die Preise stiegen dort also zuletzt bereits wieder.

Dass nun die Talsohle erreicht zu sein scheint, hat gleich mehrere Gründe: Dass die Preise seit 2022 gefallen sind, lag an der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die erhöhte damals den Leitzins, das wiederum wirkte sich auf die Zinsen für Hypotheken aus. Die stiegen laut Sagner zeitweise von einem auf vier Prozent an. Sich den Häuser- oder Wohnungskauf zu finanzieren, wurde also teurer. Die Bereitschaft sank, Immobilienverkäufer reagierten und senkten die Preise.

Nun beginnt sich der Wind zu drehen. „Während nun die Preise tief sind, sind gleichzeitig die Einkommen gestiegen und die Hypothekenzinsen zurückgegangen. All das macht den Erwerb von Wohnungen und Häusern gerade sehr attraktiv.“ Diese Entwicklungen lassen sich auch bei den Deutschen Pfandbriefbanken ablesen. Deren Finanzierungsneugeschäft legte um 15,6 Prozent zu, teilte der Verband Vdp mit. „Erstmals seit Herbst 2022 liegt das Immobilienfinanzierungsvolumen in einem Quartal wieder oberhalb von 31 Milliarden Euro“, sagte Vdp-Geschäftsführer Jens Tolckmitt.

Es werden also mehr Immobilienkredite vergeben, die Nachfrage steigt, und das wird sich auch immer stärker in den Preisen widerspiegeln. Aktuell könnten Interessierte noch von der großen Auswahl profitieren. Noch finden sich die Schnäppchen – und wer weiß, vielleicht lässt sich der ein oder andere Verkäufer auch noch ein bisschen herunterhandeln.

Ganz anders sieht die Welt hingegen bei Mietpreisen aus. Die sind schon länger hoch und steigen laut IW auch weiter. Das macht auch ein Vergleich der Zahlen für das zweite Quartal dieses Jahres im Vergleich zum ersten Quartal aus: Um 1,4 Prozent sind die Preise demzufolge weiter gestiegen.

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