Literatur und Protest im Libanon | ABC-Z
Im selben Moment, in dem der Libanon am Rande eines großen Krieges gegen Israel steht, verliert das Land einen seiner engagiertesten Köpfe. Elias Khoury, geboren 1948 in eine griechisch-orthodoxe Familie in einem von christlicher Bourgeoisie bewohnten Viertel von Beirut, galt als einer der führenden Intellektuellen seiner Heimat, einer, der sich in jede Debatte einmischte, ob auf Papier oder der Straße ausgefochten. Als vor etwa zehn Jahren turmhoch der Müll in den Straßen von Beirut lag (weil das von Entsorgungssystem zusammengebrochen war), lancierte Khoury mit weiteren Intellektuellen die Kampagne „You stink“, die sich zu Massenprotesten ausweitete. Ein paar Jahre später, als die Libanesen zu Hunderttausenden auf die Straßen gingen, um das von Konfessionalismus und Korruption geprägte Regime zu stürzen (was misslang), konnte man Elias Khoury so gut wie jeden Tag unter den Demonstranten treffen. Sein Enthusiasmus war lebendig, seine Hoffnung ungebrochen. Mit dieser Revolution, meinte er damals, erklärten die Libanesen den Bürgerkrieg endgültig für beendet – weil sie zum erste Mal über alle konfessionellen Grenzen hinweg gegen die regierende Klasse demonstrierten und auf diese Weise deren Herrschaftstechnik, nämlich das ständige Nähren der Angst vor einem abermaligen Bürgerkrieges, außer Kraft setzten.