News

Lissabon nach Seilbahn-Unglück: Trauer, ein wenig Wut und die Frage nach der Ursache | ABC-Z


Reportage

Stand: 04.09.2025 21:44 Uhr

Das Seilbahnunglück mit 16 Toten bewegt in der portugiesischen Hauptstadt viele Menschen. Eine unabhängige Kommission soll die Unglücksursache finden. Im Vordergrund steht aber noch die Trauer.

Von Anna Mundt, zzt. in Lissabon

“Das hätte ich sein können” – ein Gedanke, den an diesem Tag viele haben, die vor den Trümmern der ikonischen “Elevador da Glória” stehen. Einige bekreuzigen sich kurz und gehen dann schnell weiter, andere bleiben stehen, machen Fotos oder legen Blumen nieder.

Monika Sandeberry steht ganz still in der Menge, während um sie herum Schaulustige und Journalisten wuseln. “Ich wohne hier um die Ecke – und ich bin so traurig”, sagt sie. “Die Leute wollten doch nur in Frieden einen Ausflug machen und haben sich nichts Böses dabei gedacht.”

Bei einigen schlägt die Trauer in Wut um

Die gelbe Standseilbahn, die täglich Lissabons steile Hügel hinauffährt, ist eine der wichtigsten touristischen Attraktionen der portugiesischen Hauptstadt. Und sie bedeute den Lissabonnern viel, erzählt Rita Mendes, die mit ihren Eltern am Unfallort ihr Beileid ausdrücken will. “Wir bringen oft Freunde und Touristen hierher und zeigen ihnen das typische Lissabon”, erzählt Mendes. Dieser Ort sei ein touristisches Highlight und hoffentlich bleibe das so. “Auch wenn wir heute aus so einem schlimmen Grund hier sind.”

Bei manchen Passanten schlägt die Trauer aber auch in Wut um. Luis Sá lebt seit 61 Jahren in der Stadt, erzählt er. “Der Unfall hier zeigt, dass die städtischen Betriebe sich zu wenig um die Fahrzeuge kümmerten”, sagt Sá. Die Klimaanlagen seien kaputt, der Boden löchrig und ob man ankomme, das wisse man auch nicht.

Unfallursache ist unklar

Er ist nicht der Einzige, der sich hier über den Zustand der öffentlichen Verkehrsbetriebe beschwert. Laut dem städtischen Verkehrsbetrieb Carris ist bei der verunglückten Standseilbahn aber alles vorschriftsgemäß gelaufen, sämtliche Wartungsarbeiten seien planmäßig ausgeführt worden.

Der Grund für den Unfall von Lissabons “Elevador da Glória” ist nach wie vor unklar. Dementsprechend gespannt warteten Medienvertreter am Mittag auf ein Statement von Premierminister Luis Montenegro. Er zeigte sich tief betroffen und sicherte den Angehörigen der Opfer jede Hilfe zu. Der Unfall sei eine der schlimmsten Tragödien der jüngeren Geschichte, so der Premier. Er treffe nicht nur das Portugal, der Schmerz kenne keine Nationalität.

Unabhängige Kommission soll aufklären

Unter den Opfern sind auch viele Touristen. Offizielle Angaben zu den Toten gibt es noch nicht. Bekannt sind nur die Nationalitäten der Verletzten – unter ihnen sollen laut Behörden zwei Deutsche sein.

Es gebe keine Worte für die Tragödie, machte Bürgermeister Carlos Moedas deutlich. Und auch, wenn nun viele nach den Gründen suchten, müsse man offizielle Untersuchungen abwarten, alles andere sei Spekulation. Die Stadt brauche jetzt Antworten, und er werde sich dafür einsetzen, dass alles aufgeklärt werde. Dafür solle es eine unabhängige Kommission geben.

Am nationalen Trauertag setzten viele Lissabonner erst mal auf Solidarität. Und auch die Touristen wollen an ihrer Seite stehen, das versichern sie an der Unfallstelle immer wieder.

Back to top button