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Bessent kauft Pesos: USA stützen Argentinien angesichts „akuter Illiquidität“ | ABC-Z

Das amerikanische Finanzministerium hat am Donnerstag begonnen, argentinische Pesos zu kaufen, um die Währung des lateinamerikanischen Landes zu stabilisieren. Den Umfang der ungewöhnlichen Intervention hat der amerikanische Finanzminister Scott Bessent nicht verraten. Argentinien befindet sich nach seiner Darstellung in einer Phase „akuter Illiquidität“.

Argentiniens Zentralbank versucht, den Peso innerhalb eines bestimmten Rahmens gegenüber dem Dollar zu halten und musste zu diesem Zweck Dollars einsetzen, um den Peso zu stabilisieren. Bessents Darstellung legt den Schluss nahe, dass die argentinische Zentralbank ihre eigenen Dollarreserven aufgebraucht hat. Spekulanten testen seit Wochen die Grenzen des Währungsbands.

Damit die Zentralbank trotzdem weiter intervenieren kann, hat die US-Regierung als zweite Maßnahme ein Währungs-Swap-Rahmenabkommen über 20 Milliarden US-Dollar mit der Zentralbank finalisiert. „Das US-Finanzministerium ist bereit, umgehend alle außergewöhnlichen Maßnahmen zu ergreifen, die zur Stabilisierung der Märkte angezeigt sind“, hob der Minister hervor.

Das Finanzministerium setzt für die ungewöhnlichen Stützungsmaßnahmen Mittel aus dem Exchange Stabilization Fund ein, um einen von Bessent als „systemisch“ deklarierten Bündnispartner und dessen Reformagenda über die nächsten Wahlen hinaus zu retten. Noch in diesem Monat finden in Argentinien Parlamentswahlen statt, bei denen sich die Hälfte der Mitglieder des Repräsentantenhauses und ein Drittel der Senatsmitglieder zur Wahl stellen.

Wahlschlappe und Korruptionsaffäre

Eine Regionalwahl im Großraum Buenos Aires war schlechter für Argentiniens Präsident Javier Milei ausgegangen als erwartet. Das Ergebnis und eine unaufgeklärte Korruptionsaffäre haben unter Investoren Zweifel geweckt, dass der libertäre Präsident die nötige politische Unterstützung für die Fortsetzung seines Reformkurses findet. Vetos des Präsidenten gegen Ausgabenprogramme waren in beiden Kammern des Parlaments deutlich überstimmt und damit außer Kraft gesetzt worden.

Milei und seine Regierung waren Ende 2023 ins Amt gekommen und leiteten einen sofortigen Prozess der fiskalischen Konsolidierung ein. Schon für den Großteil des Jahres 2024 wurden Primärhaushaltsüberschüsse verzeichnet – etwas, das Argentinien seit 2010 nicht mehr erlebt hatte. Der primäre Fiskalüberschuss erreichte 2024 1,8 % des BIP, eine deutliche Kehrtwende gegenüber dem Defizit von 2,9 % im Jahr 2023. „Die Geschichte kennt nur wenige Beispiele für eine derart scharfe fiskalische Anpassung, und keiner der bisherigen Stabilisierungsversuche Argentiniens hat die fiskalischen Verwundbarkeiten so entschieden verringert“, heißt es in einem OECD-Bericht.

Allerdings gelang es Milei nicht, das Währungsproblem in den Griff zu bekommen. Von der in der Wahl versprochenen Dollarisierung nahm er Abstand; eine Freigabe des Peso hätte die Inflation angeheizt, die unter seiner Ägide von über 200 Prozent im Jahr 2023 auf 33 Prozent in diesem Jahr gesunken ist.

Kritik an Bessents Kurs

Laut Bessent unterstützt der Internationale Währungsfonds (IWF) den argentinischen Reformkurs. Der Fonds ist allerdings in einer schwierigen Lage: Argentinien schuldet dem Fonds die historisch hohe Summe von 60 Milliarden Dollar. Das ist mehr als ein Drittel sämtlicher Ausleihungen des Fonds. Zuletzt floss das Geld, obwohl Argentinien eine zentrale Auflage verletzte, die Dollarreserven aufzufüllen. Von den 60 Milliarden Dollar waren 20 Milliarden Dollar im April dieses Jahres zugesagt worden und zum großen Teil auch schon ausgezahlt worden, gegen den Rat einiger Länder. Gewöhnlich erfolgen IWF-Kreditauszahlungen stufenweise nach Einhaltung bestimmter Auflagen.

Bessents Kurs ist nicht unumstritten. Eine Kritik ist, dass der amerikanische Steuerzahler damit das Währungsrisiko trägt. Dazu kommt, dass Argentinien zeitgleich mit ersten Hilfszusagen durch die USA einen großen Verkauf von Sojabohnen nach China vereinbarte und damit die Absatzchancen US-amerikanischer Bauern verdüsterte. Das provozierte Kritik republikanischer Senatoren und scharfe Attacken von rechten Social-Media-Aktivisten.

Ein zentrales Problem ist, dass die Kredite vom IWF oder jetzt vom US-Finanzministerium zum Teil Kapitalflucht beflügeln. Anleger nutzen Stützungsversuche für den argentinischen Peso, ihre argentinischen Anlagen zu überhöhten Preisen zu verkaufen – woraufhin der Peso bald darauf wieder fallen wird.

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