Lindt-Goldhase wird teurer | ABC-Z

Der Goldhase wird seinem Namen zunehmend gerecht. Denn wegen der rasant gestiegenen Kakaopreise wird der berühmte Schokoladenhase aus dem Hause Lindt & Sprüngli immer teurer. In der bevorstehenden Osterzeit erhöht Lindt den Preis für den süßen Rammler in Deutschland durchschnittlich um rund zehn Prozent. Dies sagte der Vorstandsvorsitzende des Schweizer Herstellers, Adalbert Lechner, auf der Bilanzpressekonferenz am Firmensitz in Kilchberg am Zürichsee. Schweizer Hersteller?
Zumindest bezogen auf den Goldhasen trifft das nur bedingt zu, denn dieser Bestseller wird in Aachen produziert. Das dortige Lindt-Werk fungiert als „Kompetenzzentrum für Hohlfiguren“, in dem alle Hasen, Weihnachtsmänner und Bären vom Band hoppeln oder laufen und in alle Märkte dieser Welt exportiert werden, einschließlich der Schweiz.
Auch die „Gold Bunnies“ für die Vereinigten Staaten sind „made in Germany“ – und das könnte für Lindt zum Problem werden, wenn Präsident Donald Trump die EU mit allgemeinen Zöllen traktiert. Danach befragt, gab sich Lechner allerdings relativ entspannt. Weniger als zehn Prozent der Verkäufe in den USA entfielen auf Importprodukte wie den Goldhasen, der seinerseits nur ein Saisonprodukt sei und daher im Überseegeschäft nicht allzu sehr ins Gewicht falle. Die Osterprodukte seien schon längst in die USA verschifft worden. Im Übrigen hob der Deutsche den hohen Anteil der lokalen Wertschöpfung hervor: „Wir haben fünf Fabriken in den USA.“
Export auch nach Kanada
Allerdings exportiert der Konzern die dort produzierten Schokoladenprodukte auch nach Kanada, das Trumps Zollattacke nun mit Gegenzöllen pariert. Darauf hat sich Lindt indes schon vorbereitet: „Wir haben vorbeugend unsere Lagerbestände in Kanada hochgefahren“, sagte Lechner. Im Übrigen will er den kanadischen Markt nun verstärkt von Europa aus bedienen. Daraus könne Lindt sogar ein Vorteil erwachsen, weil die erbosten Kanadier nun aufgefordert seien, keine amerikanischen Produkte mehr zu kaufen.
Falls infolge von Trumps Zöllen die Inflation in den USA steige, werde das nicht zwangsläufig zulasten der Schokoladenverkäufe gehen, meint Lechner. Nach seiner Beobachtung reagieren die Konsumenten auf die Teuerung auf zweierlei Weise: Die einen griffen zu den billigeren Eigenmarken der Einzelhandelsketten, die anderen gönnten sich bewusst ein Stück Edelschokolade. Für diesen schon seit Jahren erkennbaren Trend sei Lindt als größter Hersteller von Premiumschokolade perfekt aufgestellt.
Daher scheute sich Lechner nicht anzukündigen, die Preise im laufenden Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz zu erhöhen. Das wäre ein noch größerer Sprung als im vergangenen Jahr, als Lindt die Preise um gut sechs Prozent nach oben schraubte. Trotzdem habe man 2024 – als einziger Hersteller der Welt – das Verkaufsvolumen gesteigert und so die Marktanteile erhöht.
Hype um Dubai-Schokolade genutzt
Auch jetzt hat Lechner keine Angst, die Kunden mit den Preisaufschlägen zu verprellen. Dabei setzt er auch auf deren kurzes Gedächtnis: „Die meisten Kunden wissen nicht mehr, was sie vor einem Jahr für einen 100-Gramm-Goldhasen bezahlt haben.“ Außerdem könne man ja zwischen verschiedenen Hasengrößen und damit auch verschiedenen Preisen wählen. Gleiches gelte für die Lindor-Kugeln, die in unterschiedlichen Packungsgrößen kommen. Diese Schokokugeln tragen rund ein Drittel zum Konzernumsatz bei, der 2024 um fünf Prozent auf 5,5 Milliarden Franken gestiegen ist. Deren Produktion hat entgegen der Werbebotschaft der „Maîtres Chocolatiers“ nichts mit Handarbeit zu tun, sondern ist hochgradig automatisiert. In Kilchberg laufen jede Minute 2500 Lindor-Kugeln vom Band.
Die hohe Effizienz in der Produktion und die stetige Kostenkontrolle trugen mit dazu bei, dass Lindt das Betriebsergebnis (Ebit) um fast neun Prozent auf 884 Millionen Franken erhöhen konnte. Daraus errechnet sich eine Umsatzrendite von 16,2 Prozent. Zuletzt hatte der Vorstand auch noch ein gutes Händchen im Marketing. Als einziger großer Schokoladenhersteller hat Lindt den viralen Hype um die sogenannte Dubai-Schokolade mit einem sündhaft teuren und überdies streng limitierten Angebot für sich ausgenutzt.
Laut Lechner hat das zwar keinen nennenswerten Umsatz gebracht, aber der breiten Berichterstattung über die langen Warteschlangen vor den Lindt-Shops maß er einen Werbewert von 110 Millionen Franken zu. In Kürze soll eine industriell produzierte und damit einfachere Variante der Pistazienschokolade in den Handel kommen. Davon erhofft sich Lechner einen „substanziellen“ Wachstumseffekt.
Für das laufende Jahr peilt der Vorstand ein organisches Umsatzwachstum von sieben bis neun Prozent an. Die leichte Anhebung gegenüber der bisherigen Prognose basiert auf den geplanten Preiserhöhungen. Auch die operative Gewinnmarge soll weiter steigen. Lindt übertraf die Markterwartungen. Daher legte der Aktienkurs um acht Prozent zu.