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Vierschanzentournee: „Klar sind wir nicht zufrieden“, sagt Andreas Wellinger | ABC-Z

72 Zentimeter nur trennen die drei Topleute der Vierschanzentournee vor dem Finale in Bischofshofen – alle drei Österreicher. Der Führende gewinnt auch die Qualifikation. Die deutschen Skispringer können erneut nicht ganz vorn mithalten.

Von Andreas Wellinger gab es klare Worte in Bischofshofen. Der Olympiasieger von 2018 hatte gerade die Qualifikation für das Finale der Vierschanzentournee als Neunter und bester Deutscher beendet, als er zurückblickte auf die vergangenen drei Tournee-Stationen und das, was die Deutschen eigentlich wollten: um den Sieg mitspringen. Die Stimmung sei gut, sagte er, aber: „Klar, sind wir nicht zufrieden mit der Leistung. Mit Pius‘ fünf Siegen zuvor, und ich hatte ja auch schon gewonnen … Wir wollten ganz vorne anklopfen.“

Davon sind sie aktuell weit entfernt. Die deutschen Skispringer müssen auch 23 Jahre nach dem Triumph von Sven Hannawald weiter auf den Gesamtsieg warten. Das österreichische Team um Innsbruck-Sieger Stefan Kraft, der auch die Qualifikation in Bischofshofen gewann, dominiert hingegen auf beeindruckende Weise. Das hatte man sich beim Deutschen Skiverband anders vorgestellt. Auch die Qualifikation fürs Finale am Montag (16.30 Uhr ZDF/Eurosport) machte nicht unbedingt Hoffnung auf ein versöhnliches Ende.

„Es wird Zeit“, hatte Wellinger, Zweiter des Vorjahres, vor dem Start der Tournee gesagt und damit den Gesamtsieg gemeint. Jetzt müssen sie erst einmal Aufbauarbeit leisten.

Ein äußerst spannendes Finale um den Goldenen Adler dürfte es für alle Skisprungfans dennoch werden: Die drei Österreicher Kraft, Jan Hörl und Daniel Tschofenig liegen umgerechnet nur 72 Zentimeter auseinander. Paschke, als bester Deutscher im Tournee-Klassement auf Rang sechs, hat auf das Podest bereits gut 21 Meter Rückstand – im Normalfall nicht machbar.

„Eher schlechter geworden als besser“

Sein Gelbes Trikot, das er als Gesamtweltcupführender zur Tournee gebracht hatte, ist er bereits los. Und Wellinger, der sich selbst auch einiges erhofft hatte und den Experten wie Martin Schmitt auf der Rechnung hatten, konnte den erhofften Sprung nach vorn ebenfalls nicht machen. „Wir sind mit großen Ambitionen reingegangen, sind dann aber leider eher schlechter geworden als besser“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF. „In Innsbruck ist dann Verkrampfung reingekommen. Sie wollten es besonders, wir wollten aufholen, aber das ging nach hinten los.“

Stattdessen werden nun die Österreicher ihre – wenn auch kürzere – Tournee-Durststrecke beenden und nach zehn Jahren wieder den Gesamtsieger stellen. Vielleicht wird dies in Kraft sogar jener Mann sein, der schon 2015 die Trophäe in den Himmel reckte. Die Deutschen hingegen blicken weiter nach vorn auf den Rest des Winters und darauf, wieder an alte Topleistungen anzuknüpfen.

„Es ist im Moment nicht so leicht, deswegen ist es Stück für Stück harte Arbeit“, sagte Wellinger. „Es fehlt nicht viel, wir müssen uns als Team gegenseitig pushen, müssen miteinander die kleinen Schritte gehen – und dann gehen wir auch wieder zur Siegerehrung.“

Die Duelle in Bischofshofen

Sechs von sechs deutschen Skispringern haben sich für das Finale der Vierschanzentournee in Bischofshofen qualifiziert. Sie treten wie bei der Tournee üblich in K.o.-Duellen an. Eine Übersicht (Die Zahl in der Klammer gibt die Platzierung in der Qualifikation an):

  • Andreas Wellinger (9/Ruhpolding) – Roman Koudelka (42/Tschechien)
  • Pius Paschke (13/Kiefersfelden) – Halvor Egner Granerud (38/Norwegen)
  • Philipp Raimund (15/Oberstdorf) – Naoki Nakamura (36/Japan)
  • Karl Geiger (16/Oberstdorf) – Sakutaro Kobayashi (35/Japan)
  • Felix Hoffmann (37/Goldlauter) – Johann Andre Forfang (14/Norwegen)
  • Adrian Tittel (44/Aue) – Benjamin Oestvold (7/Norwegen)
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