Wirtschaft

Liefererprobleme bei Nexperia: Volkswagen schließt kurzfristigen Produktionsstopp nicht aus | ABC-Z

Der Autokonzern Volkswagen kann angesichts der Lieferprobleme des Chipherstellers Nexperia einen kurzfristigen Stopp seiner Produktion offenbar nicht ausschließen. Vor dem Hintergrund der “dynamischen Lage” könnten Auswirkungen auf die Produktion möglich sein, schreibt der Konzern in einem Eintrag im Intranet, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Derzeit sei die Produktion jedoch “unbeeinträchtigt”. Ein Sprecher bestätigte das auf Anfrage. Auf Anfrage der ZEIT schloss der Konzern einen Produktionsstopp nicht aus, wollte sich aber nicht zum genauen Zeitpunkt äußern.

Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge plant Volkswagen, die Golfproduktion in Wolfsburg ab der kommenden Woche auszusetzen. Dem Schritt am Mittwoch werde ein Baustopp bei weiteren Modellen wie dem Tiguan folgen. Zudem sei Volkswagen mit der Arbeitsagentur im Gespräch über mögliche Kurzarbeit für mehrere Zehntausend Mitarbeiter. Volkswagen äußerte sich bislang nicht zu diesem Bericht.

Übernahme durch niederländische Regierung

Die Probleme bei Nexperia bestehen,
seit die niederländische Regierung im September die Kontrolle des Unternehmens übernommen hat. Bisher wurde die Firma vom chinesischen Mutterkonzern
Wingtech geführt. Zuvor hatte die chinesische Regierung den Export
bestimmter Teile von
Nexperia-Chips verboten. Diese Halbleiter werden zwar meist in Europa
produziert, zur Verpackung und Weiterverarbeitung jedoch nach China
verschickt. Der europäische Automobilverband ACEA äußerte daraufhin
Bedenken: Die Lagerbestände der heimischen Fahrzeughersteller reichten
nur für wenige Wochen.

Auch der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte bereits vor möglichen Produktionsstopps infolge der Lieferprobleme. Nexperia habe nach der Übernahme durch die niederländische Regierung Automobilhersteller und Zulieferer informiert, dass es “die Belieferung der Automobilzulieferkette mit seinen Chips nicht mehr in Gänze gewährleisten kann”, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller am Dienstag. Der Verband sei seitdem mit den betroffenen Firmen, der Industrie, der Bundesregierung sowie der EU-Kommission in Kontakt. “Aktuell sollte der Fokus sein, schnelle und pragmatische Lösungen zu finden”, sagte die VDA-Chefin.   

Weltweit größter Anbieter von Halbleitern

Nexperia ist mit einem Marktanteil von 40 Prozent der weltweit
größte Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder
Transistoren. Zudem entwickelt das Unternehmen moderne Chips für das
Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht seit
2024 auf einer Schwarzen Liste der US-Regierung, da das Unternehmen
angeblich ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellt. 

Die Automobilindustrie hatte bereits während der weltweiten Coronapandemie infolge von Lieferkettenproblemen mit einem Elektronikchip-Mangel zu kämpfen. Deutsche Automobilhersteller schickten daraufhin Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit. In zahlreichen Werken in Deutschland standen die Bänder still. 

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