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Lieberberg schlägt Messe als Standort vor | ABC-Z

Marek Lieberberg hat angeregt, vor einem Grundsatzbeschluss für den Bau einer Multifunktionsarena noch einmal über einen anderen Standort nachzudenken. Der größte und einflussreichste Konzertveranstalter Deutschlands, der seit 2016 Deutschland-Geschäftsführer des amerikanischen Unterhaltungsgiganten Live Nation ist, hat das Messegelände im Gespräch mit der F.A.Z. als sinnvolleren Standort bezeichnet.

Der 78 Jahre alte Lieberberg möchte seine Vorschläge nach eigenen Worten auch gerne Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) unterbreiten, für Februar sei ein Termin vereinbart. Er habe aber der Berichterstattung entnommen, dass das Stadtoberhaupt bereits am 30. Januar einen Grundsatzbeschluss der Stadtverordnetenversammlung für eine Planung auf dem Parkplatz P9 am Waldstadion anstrebe. Deshalb sei er jetzt mit seinem Anliegen auf die F.A.Z. zugekommen, ehe es zu spät sein könnte für ein Umdenken.

Multifunktionsarena im Stadtwald

Der Veranstaltungsmanager brachte seine Verwunderung zum Ausdruck, dass bei der Planung bislang niemand mit ihm als größtem deutschen und zudem in Frankfurt beheimateten Konzertveranstalter gesprochen habe. Dabei solle seine Branche als Mieter an bis zu 150 Veranstaltungstagen den größten Teil des Geldes zur Refinanzierung der Halle erwirtschaften, während der Profisport mit Eishockey und Basketball als Finanzier eher zu vernachlässigen sei.

Bislang nicht involviert: Marek Lieberberg würde gerne seine Erfahrung bei der Planung der Multfunktionshalle einbringen.dpa

Grundsätzlich befürwortet Lieberberg den Bau einer Multifunktionsarena. Diese müsse möglichst groß geplant werden, im besten Fall mit noch mehr als der bislang vorgesehenen Kapazität von bis zu 15.300 Zuschauern. „Das ist schon eine gute Zahl, aber je größer, desto besser die Chancen im Wettbewerb mit Köln oder München“, sagt Lieberberg. Für die Konzertbranche seien 22.000 Zuschauer in einer Halle wirtschaftlich so rentabel wie 40.000 im Freien, weil die Infrastruktur einfacher zu handhaben sei.

Nach Ansicht Lieberbergs ist die Messe aus vielen Gründen der geeignetere Standort. Eine Multifunktionsarena im Stadtwald berge zu viele Risiken, wenn gleichzeitig mit Veranstaltungen in der Halle Heimspiele der Eintracht angesetzt seien. Er glaube, dass die im Juni vorgelegte Studie die Situation unterschätze. „Das ist da draußen am Waldstadion nicht darstellbar, und wir kennen die Situation als Veranstalter von Konzerten im Stadion ja sehr gut“, sagt Lieberberg. An der Messe hingegen seien Parkplätze vorhanden, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sei nahezu optimal.

Konzerte während Messewochen seien erprobte Praxis. Es gebe keine Probleme baurechtlicher Art, Lieberberg hält sogar statt eines Neubaus eine Erweiterung der Kapazität der Festhalle für nicht ausgeschlossen. Voraussetzung sei, die Balkone abzureißen und dafür steile Tribünen zu bauen. „Der Corpus steht unter Denkmalschutz und muss als Alleinstellungsmerkmal auch erhalten bleiben, aber der Gesamtkomplex ist nicht unantastbar. Ich würde gerne mal prüfen lassen, was möglich wäre. Auch eine solche Prüfung wurde noch nie vorgenommen“, sagt Lieberberg.

Messegelände derzeit vollständig bebaut

Das Messegelände ist derzeit vollständig bebaut, die Messe-Gesellschaft benötigt nach aktuellem Stand alle Hallen. Bei der Festhalle wiederum ist sehr fraglich, ob eine Umgestaltung für die Bedürfnisse von Profiklubs möglich ist. Dabei geht es nicht nur um die Technik für den Umbau von einer Eishalle zu einem Basketball-Court binnen weniger Stunden, sondern auch um die Vermarktung von Logen.

Laut Lieberberg hätte eine Stärkung der Festhalle den positiven Nebeneffekt, dass das benachbarte Einkaufszentrum Skyline Plaza „wirtschaftlich gerettet“ werde, weil heutzutage rund um Konzertarenen Restaurants und Shoppingmöglichkeiten gefragt seien. Lieberberg regte zudem an, abermals zu prüfen, ob nicht ein Bau in öffentlich-privater Partnerschaft oder gar komplett durch einen Privatanbieter möglich sei.

Sollte Frankfurt seine Anregungen nicht aufgreifen, werde er freilich dennoch nicht schmollen. „Wir behalten Frankfurt als Konzertstandort in jedem Fall im Fokus, ich wäre keineswegs beleidigt, wenn man sich anders entscheidet“, sagt er. „Ich möchte mit meiner Anregung nur dazu beitragen, dass man am Ende wirklich die beste Lösung findet, nachdem sich Frankfurt allzu oft für schlechte Lösungen entschieden hat.“

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