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Lieber mit Trump verhandeln: Taiwan und Indien verzichten auf Vergeltung für US-Zölle | ABC-Z


Lieber mit Trump verhandeln

Taiwan und Indien verzichten auf Vergeltung für US-Zölle

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Nach dem von US-Präsident Trump proklamierten “Tag der Befreiung” taumelt die Weltwirtschaft. Die von Washington verhängten Zölle belasten viele Länder, die Börsen sacken ab. Taiwan und Indien allerdings planen keine Gegenzölle – sie kommen lieber Trump entgegen.

Als Reaktion auf US-Importzölle plant Taiwan keine Vergeltungsmaßnehmen gegen die USA, sondern will vielmehr Handelsbarrieren abbauen. Dies kündigte Taiwans Präsident Lai Ching Te nach einem Treffen mit Spitzenvertretern der mittelständischen Wirtschaft an.

Angesichts der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle von 32 Prozent auf taiwanische Produkte, plane Taiwan keine Gegenmaßnahmen, sagte Lai. “Die Investitionsverpflichtungen von Unternehmen gegenüber den USA werden sich nicht ändern, solange sie im nationalen Interesse liegen.” Der taiwanische Chiphersteller TSMC hatte jüngst angekündigt, zusätzlich 100 Milliarden Dollar in den USA zu investieren.

Auch Indien plant derzeit keine Vergeltungsmaßnahmen gegen den 26-prozentigen Zoll von Trump auf Importe. Das sagte ein indischer Regierungsvertreter und verwies auf laufende Gespräche über ein Abkommen zwischen beiden Ländern. Die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi habe eine Klausel in Trumps Zollverordnung geprüft, die Handelspartnern, die “erhebliche Schritte” zur Behebung sogenannter “nicht-reziproker Handelsabkommen unternehmen”, eine mögliche Erleichterung biete, hieß es.

Netanjahu will mit Trump sprechen

Indien sehe einen Vorteil darin, als eines der ersten Länder mit den USA Gespräche über ein Handelsabkommen aufgenommen zu haben, hieß es weiter. Man sei besser aufgestellt als andere asiatische Länder wie China, Vietnam und Indonesien, die von höheren US-Zöllen betroffen seien, sagte ein zweiter Regierungsvertreter.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu strebt bei seinem Besuch bei Trump am Montag eigenen Aussagen zufolge ebenfalls eine Lockerung der von den USA geplanten Zölle an. “Ich hoffe, das ich in dieser Angelegenheit helfen kann. Das ist meine Absicht”, teilt Netanjahu mit. Er ist der erste Regierungschef, der Trump nach der Zollankündigung persönlich trifft. Nach Angaben des US-Wirtschaftsberaters Kevin Hassett haben mehr als 50 Länder das US-Präsidialamt mit dem Wunsch nach Zollverhandlungen kontaktiert.

Taiwan beschränkt Leerverkäufe

Trump hatte am Mittwoch, den er “Tag der Befreiung” nannte, eine neue Welle von Zöllen gegen viele weltweite Handelspartner angekündigt und damit die Furcht vor einer globalen Rezession geschürt. Die Börsen weltweit brachen ein. Die von den USA angekündigten Zölle für Taiwan gelten allerdings nicht für Halbleiter, die ein wichtiges taiwanisches Exportgut sind.

Taiwans Präsident Lai sagte, angesichts der Abhängigkeit Taiwans vom Handel werde die Wirtschaft unweigerlich Probleme mit den US-Zöllen bekommen. Er gehe aber davon aus, dass die Auswirkungen minimiert werden könnten.

“Zukünftig können neben den erhöhten Investitionen von TSMC auch andere Branchen wie Elektronik, Information und Kommunikation, Petrochemie und Erdgas ihre Investitionen in den USA erhöhen und die industrielle Zusammenarbeit zwischen Taiwan und den USA vertiefen”, sagte Lai. Taiwan werde die seit vielen Jahren bestehenden sogenannten nichttarifären Handelshemmnisse von sich aus beseitigen, um die Handelsverhandlungen mit den USA reibungsloser zu gestalten, fügte der Präsident hinzu.

Taiwan, offiziell Republik China, steht unter starkem Druck aus Peking. Die Volksrepublik China erhebt Ansprüche auf die Inselrepublik und will sie sich einverleiben. Taiwan lehnt einen Beitritt rigoros ab. Zuletzt hat Peking mit Manövern die Drohgebärden noch verstärkt. Dabei ist Taiwan auf Waffenlieferungen und militärische Hilfe aus den USA angewiesen.

Taiwan zog derweil Konsequenzen aus den Börsen-Turbulenzen nach Trumps Ankündigung zu den Zöllen mit den weltweiten Handelspartnern. Die oberste Finanzaufsichtsbehörde (TFSA) kündigte an, Leerverkäufe vorübergehend zu beschränken, um den potenziellen Marktturbulenzen entgegenzuwirken. Dies soll von Montag bis Freitag gelten. Bei Bedarf will die Aufsicht weitere Maßnahmen ergreifen.

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