Liebe Eltern, spart euch die Geburtstagsgrüße auf Instagram! | ABC-Z

Bei uns gab’s zum 18. Geburtstag unserer Tochter eine Geburtstagstorte, ein Fotoalbum mit dem Titel „Was bisher geschah“, viele Umarmungen und Küsse. Dazu eine handgeschriebene Karte, auf der wir mit Superlativen nicht geizten.
Als Mutter muss ich mich allerdings fragen: War das genug? Reicht es, meine Liebe und meinen Stolz nur meiner Tochter mitzuteilen? Und nicht auch meinen Followern da draußen, auch wenn diese nicht allzu viele und mir zumeist völlig unbekannt sind?
Du bist so wahnsinnig brilliant!
Auf Instagram sehe ich jedenfalls, wie die anderen es machen. Gwyneth Paltrow zum Beispiel, Hollywoodstar, Mutter zweier Kinder. Inmitten ihrer vielen Insta-Posts, in denen sie über ihre Einrichtung, ihre Garderobe und ihre Kochkünste berichtet, finden sich Babyfotos von ihrer Tochter Apple mit Geburtstagswünschen und Sätzen wie: „Wie kann es sein, dass Du jetzt 20 bist? (. . .) Du bist die Außergewöhnlichste, Lustigste, Brillanteste (. . .) Du bist alles für mich, und ich bin so stolz auf Dich (. . .) Habe den besten Tag, meine Erdnuss, Deine Mama.“
Vermutlich stecken hinter diesen Posts auch echte Gefühle, in erster Linie aber ist es Marketing. Hollywoodstars geben sich gern bodenständig. Eine Prominente, die dazu noch eine tolle Mutter ist und ein tolles Kind großgezogen hat, gewinnt an Image. Was mich stört: dass der Promi-Trend in die Welt der Normalos reingeschwappt ist und es jede Menge Mütter gibt, die in ihren Insta-Accounts ihre Kinder in den Himmel loben.
Was denken sonst die Follower?
Vermutlich können Promi-Kinder solche Insta-Wünsche gut einschätzen. Vielleicht hat Mum’s Social-Media-Agent den Post formuliert. Vielleicht nützt es ihnen später, wenn sie als Nepo-Kids selbst Karriere in der Entertainment-Branche machen. Aber was macht es mit den anderen Kindern, die durchschnittlich aufwachsen? Plötzlich stehen sie im grellen Licht der sozialen Medien, plötzlich sind sie das beste, tollste, hübscheste Kind. Das erzeugt Druck. Als Nächstes müssen sie natürlich auch das beste Abi, den erfolgreichsten Bachelor-, den brillantesten Master-Abschluss machen. Danach den tollsten Mann oder die tollste Frau finden und die steilste Karriere ever hinlegen. Was denken sonst die Follower?
Man sollte aber nicht vergessen, dass Wertschätzung in den sozialen Medien keine echte Währung ist. Viele liken wahllos oder aus Pflichtgefühl, weil der andere sie ja auch schon gelikt hat. Trotzdem steigt Panik auf, wenn etwas nicht gelikt wird – oder weniger als bei anderen. Paltrows Grüße an ihre Tochter etwa brachten zwar 173.000 Likes, aber 12.000 weniger als Mamas Glückwünsche zum 18. Geburtstag an Bruder Moses wenige Wochen später. Das nächste Mal, liebe Gwyneth: Just bake a cake!