Eintracht-Frankfurt-Stürmer: Füllt Uzun die Burkardt-Lücke? | ABC-Z

Die Eintracht im Herbst 2025, sie wirkt wie eine Gruppe auf einer Wanderexpedition mit unsicherem Ausgang. Hat sie sich einmal von einer schweren, regnerischen Etappe erholt, sich ein wenig ausgeruht, zieht gleich der nächste Novembersturm auf.
Die Frankfurter verloren in dieser Saison in der Champions League 1:5 gegen Liverpool, 1:5 gegen Atlético Madrid, 0:3 gegen Atalanta Bergamo. Und jedes Mal erklärte ihr Trainer beim Spiel danach: Es ist nicht so leicht, sich wieder aufzurichten. Oft genug schaffte sie das. Sie kämpfte sich mit reichlich Muskelkater zu einem 2:0 gegen St. Pauli oder zu einem 1:0 gegen Mainz. Nach dem 1:1 gegen Wolfsburg am Sonntagabend steht sie in der Bundesliga auf Platz sieben, nicht weit entfernt von den europäischen Plätzen, die ihr Saisonziel sind. Nur zwei Punkte trennen sie vom ersten Champions-League-Platz, auf dem Bayer Leverkusen steht.
Aber: Es wirkt, als wäre es mal wieder an der Zeit für einen entspannten, sonnigen Wandertag. „Das Spiel gegen Bergamo hat Spuren hinterlassen“, sagte Toppmöller. Seiner Mannschaft, die seit Wochen alle drei, vier Tage Fußball spielt, habe der letzte Punch gefehlt, sagte ihr Trainer. Torwart Michael Zetterer drückte es deutlicher aus: „Diese pure Leidenschaft, die auch das Stadion anzünden kann, die fehlte leider.“ Viele Spieler hätten zuletzt viele Spiele gemacht, erklärte der Torhüter, „das darf man nicht unterschätzen“. Die Eintracht ist müde.
Ein ernstes Problem für die Frankfurter
Und ihr fehlen vorn zwei Expeditionsleiter. Ihr zweitbester Torschütze Can Uzun könnte am nächsten Wochenende wieder fit sein, wenn die Frankfurter in Leipzig spielen. Nationalstürmer Jonathan Burkardt aber ist fürs Erste verletzt. Der Stürmer hat sich an einem Wadenmuskel verletzt, er spielt frühestens Anfang des neuen Jahres wieder.
Die Eintracht befindet sich damit in einem Kreislauf, den viele auch in Mainz nur allzu gut kennen. Monatelang spielte Burkardt herausragend, er traf achtmal in der Liga, dreimal in der Champions League. Seine Konkurrenten verloren die Übung, weil sie kaum spielten. Das war bei den 05ern so, als etwa Nelson Weiper von der Bank zuschaute. Heute heißen die anderen Angreifer Elye Wahi, Michy Batshuayi, Jessic Ngankam; alle drei spielten in dieser Eintracht-Saison keine Rolle. Dann verletzte sich Burkardt in einem seiner vielen Einsätze. Schon in Mainz verpasste der Stürmer jedes dritte Spiel wegen Blessuren – sein Ersatz war nicht halb so gut.
Burkardts Verletzung ist ein ernsthaftes Problem für die Frankfurter. Das letzte Mal, dass sie ohne einen (oder zwei) der besten Stürmer der Liga auflief, ist vier Jahre her. Damals schoss Rafael Borré die Eintracht zum Europapokalsieg. Aber das Niveau, das vor ihm Luka Jović und Sébastien Haller, nach ihm Randal Kolo Muani, Omar Marmoush oder Hugo Ekitiké erreichten, hatte er nicht. Die Frankfurter spielten also stärker über die Flügel.
Heute haben sie zwei andere Optionen, wie ihr Trainer Toppmöller vor dem Wolfsburg-Spiel ausführte. Variante eins: zwei schnelle Flügelspieler in die Mitte ziehen. Das sollte gegen eine hoch pressende Wolfsburger Mannschaft zum Erfolg führen. Es funktionierte nicht, weil sich die VfL-Mannschaft entschloss, so nicht zu spielen, sondern sich rund um den eigenen Strafraum aufzustellen. Das nahm der Eintracht das Tempo und damit die Gefahr. Immer wieder spielten sich die Frankfurter in der ersten Halbzeit schön durchs Mittelfeld. Als der Ball dann aber in den Strafraum kam, stand dort kein Eintracht-Stürmer, sondern nur vier Verteidiger aus Wolfsburg.
VfL-Mittelfeldspieler Patrick Wimmer sagte später: Die Wolfsburger hätten geahnt, was auf sie zukommt – und die Eintracht dann ihrer Stärken beraubt. Kompliziert klang das nicht, und weil es das auch nicht war, entschied sich Toppmöller nach einer Stunde für Variante zwei: einen großen, körperlich starken Stürmer.
Michy Batshuayi also stellte sich dorthin, wo ein Stürmer einer Mannschaft steht, die ein Tor braucht: in den Strafraum. Der Belgier, mittlerweile 32 Jahre alt, spielte einen Pass hinter dem Standbein. Dann schoss er einen Elfmeter in der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleich unter die Latte. Ein Spieler, dem es an Selbstvertrauen mangelt, tritt anders auf. Aber zuletzt hieß es, Batshuayi solle die Eintracht im Winter verlassen – auch weil der erfahrene Angreifer zu den besser bezahlten Spielern des Kaders zählt.
Am Sonntagabend lobte Toppmöller: „Michy hat sich heute angemeldet, nicht nur wegen seines Elfmetertors. Er hatte eine gute Präsenz vorn, ist in die Zweikämpfe gegangen, vom Läuferischen war es auch gut.“ Das klingt, als könnte Batshuayi am Samstagabend in Leipzig von Beginn an spielen. Dann könnten auch Ansgar Knauff oder Jean-Mattéo Bahoya wieder außen spielen – dort, wo sie ihre Stärken haben.
Ein anderer Spieler, der ebenfalls am stärksten im schnellen Konterspiel ist, saß am Sonntag nicht einmal auf der Bank. Elye Wahi, vor knapp einem Jahr für 26 Millionen Euro aus Marseille gekommen, hatte Toppmöller nicht für den Kader nominiert. „Es ist jeder herzlich eingeladen, Gas zu geben und zu zeigen, dass er unbedingt spielen will“, sagte der Trainer dazu. Wochenlang hatte er Wahi als erste Alternative für Burkardt eingewechselt. Dabei wirkte der Franzose unglücklich, er vergab mehrere große Chancen. Jetzt, wenn der große Konkurrent ausfällt und Wahis Zeit gekommen scheint, zieht ihm Toppmöller zwei Außenspieler und zwei andere Angreifer vor.
Es sei eine „sportliche Entscheidung“, sagte der Trainer. Wahi könne sich in dieser Woche im Training zeigen, so wie jeder andere Spieler auch. Es ist ein deutliches Zeichen, von dem auch der Spieler dem Vernehmen nach überrascht ist. Wahi dürfte seine Wanderjahre bald woanders fortsetzen, in der heimischen französischen Liga.





















