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Lewis Hamilton Dritter in Miami: Lando Norris gewinnt Formel-1-Sprint | ABC-Z

Als es richtig zur Sache ging, war das Sprintrennen in Miami fast vorbei. Aber was für eine turbulente halbe Stunde bot am Samstagnachmittag (Ortszeit) die 100-Kilometer-Tour über den Parkplatz des lokalen Footballstadions, die McLaren-Pilot Lando Norris vor seinem Teamkollegen Oscar Piastri und Ferrari-Star Lewis Hamilton gewann. „Tolle Arbeit, gut gemacht, Jungs“, sagte Norris, der nach 18 Runden gemächlich ins Ziel touren konnte.

Nach einem Unfall in der Schlussphase zwischen Fernando Alonso (Aston Martin) und Liam Lawson (Racing Bulls) endete das Rennen neutralisiert, hinter dem Safety Car. Sehr zum Leidwesen des WM-Führenden Oscar Piastri. „Ich glaube nicht“, sagte der Australier, „dass wir an diesem Ort Lotterielose kaufen sollten.“ Hamilton hingegen frohlockte: „Ich bin so glücklich. Es war bisher ein hartes Jahr“, sagte der Rekordweltmeister der Formel 1. „Ich hätte nie gedacht, dass es in Miami regnen würde. Aber er hat uns eine Menge Spaß beschert.“

Leclerc crasht auf dem Weg zum Start

Das dürfte sein Teamkollege Charles Leclerc anders sehen. Der Monegasse crashte schon, da hatte das Kurzrennen noch nicht begonnen. Auf dem Weg in die Startaufstellung verlor er die Kontrolle über den Ferrari. Auf der vom Regen nassen Fahrbahn schlitterte Leclerc mit der rechten Seite seines Renners in die Barriere. Hatte die Scuderia nicht aus dem Fenster gesehen? Es regnete doch nicht erst seit eben, sondern schon fast eine ganze Stunde.

Trotzdem schickten sie Leclerc mit den profillosen Slicks auf den Weg. Grande Casino! Leclerc jedenfalls durchfuhr einen leichten Linksbogen, da bekam er Aquaplaning, geriet mit seinem roten Flitzer auf dem Wasserfilm, der sich über den Asphalt gelegt hatte, ins Schwimmen. Vorderreifen platt, hintere Radaufhängung krumm. Weiterfahrt? Unmöglich. Aussteigen, Signore. „Nein, nein, nein“, stöhnte Leclerc ins Funkgerät.

Während der Aufwärmrunde fuhr das Safety Car dem Feld voraus. Überall spritzte das Wasser, die Piloten meldeten Nullsicht. Piastri etwa beklagte stellvertretend für seine Kollegen die „schlechteste Sicht, die ich je in einem Rennwagen hatte“. Die Rennleitung ging auf Nummer sicher: Sie ließ rote Flaggen schwenken, verschob den Start auf unbestimmte Zeit. Das dürfte neben Sicherheitsbedenken noch einen weiteren Grund gehabt haben: Ein im Sprint erlittener Totalschaden drohte, die Teilnahme am Startplatzrennen zu torpedieren, das nur drei Stunden später stattfinden sollte.

Dreißig Minuten vergingen, es hörte auf zu regnen und die Sonne Südfloridas machte aus der Parkplatzbahn ein schwül-heißes Pflaster mit nur noch wenigen Pfützen: Motoren an und ab dafür – nicht mit Slicks wohlgemerkt, sondern auf den Intermediate-Reifen für Mischbedingungen. Die Hatz begann nach zwei Erkundungstouren hinter dem Sicherheitsfahrzeug in klassischer Weise: Start aus dem Stand, von den ursprünglich geplanten 18 Runden blieben 16 übrig.

Piastri beschleunigte von Platz zwei startend 0,27 Sekunden schneller von null auf Tempo Zweihundert als Andrea Kimi Antonelli im Mercedes. Überraschend war der 18-Jährige tags zuvor zur Pole-Position gerast. Nun kriegte der Italiener, von Piastri weit nach außen gedrängt, die erste Kurve nicht. Durchgereicht auf Platz vier zeterte er am Funk: „Er hat mich abgedrängt!“ Das sahen die Schiedsrichter anders: Hart aber fair, Piastris Manöver, keine Untersuchung gegen den Australier.

Antonelli und Verstappen crashen in Boxengasse

Durch freie Fahrt und Sicht begünstigt, zog Piastri davon, Norris und Weltmeister Max Verstappen (Red Bull) mussten abreißen lassen. „Es trocknet sehr schnell“, meldete Piastri an der Spitze und bald stellte sich die Mutfrage: Wer würde es als Erster wagen, Slicks aufziehen zu lassen? Noch mal die Nachfrage bei Piastri: „Wie ist die Strecke?“ – „Sie trocknet ab, aber nicht so schnell, wie ich dachte.“ Ähnlich sah es Carlos Sainz: „Im Moment ist der Intermediate-Reifen noch schneller als der Slick“, sagte der Williams-Pilot. „Aber nur ein kleines bisschen.“ Und nicht mehr lange.

Zur Halbzeit kreiste Piastri zwei Sekunden vor Norris, der sich wiederum vier Sekunden vor Verstappen hielt. Dann, sieben Touren vor Ultimo, begannen die Wechselspiele und damit das Drama: Erst Yuki Tsunoda (Red Bull), dann Hamilton kamen zum Service. Alles ging glatt. Aber zwischen Antonelli und Verstappen krachte es. Red Bull entließ den eben abgefertigten Weltmeister auf die Schnellspur der Boxengasse. Doch dort befand sich Antonelli, dessen Crew direkt vor der Red-Bull-Truppe auf den Italiener wartete.

Der Red Bull scherte aus, der Mercedes bog ein: Crash. Antonelli rumpelte über den Frontflügel des Red Bull. Durch das Ausweichmanöver verfehlte er den Parkplatz und musste eine weitere Runde drehen und noch mal zur Box kommen. So blieb er im Ziel als Zehnter ohne Punkte. „Kommt schon, Leute“, schimpfte Verstappen über den fatalen Fehler seines Teams. Dass er die Box mit zerstörtem Frontflügel verließ, spielte keine Rolle mehr. Den Patzer seines Teams bezahlte Verstappen mit einer Zeitstrafe von zehn Sekunden: machte am Ende Platz 17 für den Weltmeister, der in dieser Woche Vater einer Tochter geworden war.

An der Spitze zögerte McLaren den Boxenstopp hinaus. Vier Runden vor Schluss kam erst Piastri und einen weiteren Umlauf später Norris. Den Führenden zu bevorzugen und früher abzufertigen, erwies sich als Piastris Unglück. Denn in der Zwischenzeit kollidierte Alonso mit Lawson. Der Aston Martin des zweimaligen Champions blieb zerstört nahe der Ideallinie liegen. Während Norris gerade mit Tempo 80 die Box verließ, wurde der heranrasende Piastri schon eingebremst und so der Chance beraubt, den aus der Boxengasse schleichenden Teamkollegen wieder zu überholen.

„Ich glaube, ich habe so ziemlich alles richtig gemacht“, sagte Piastri im Ziel, „aber so läuft das im Rennsport manchmal.“ Die Bergung des Unfallwagens zog sich, sodass Norris, der im vergangenen Jahr in Miami seinen ersten Grand Prix gewonnen hatte, den ersten kleinen Triumph des Wochenendes bejubeln durfte. „Es wäre mir lieber gewesen“, sagte der Brite, „das alles wäre morgen passiert.“ Doch auch der Grand Prix an diesem Sonntag (22.00 Uhr MESZ im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) verspricht wegen angekündigter Schauer turbulent zu werden.

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