Lewis Hamilton: Depression – offen wie nie spricht Formel-1-Star über dunkle Kapitel | ABC-Z
Schwierigkeiten in der Schule, Rassismus, Druck im Motorsport. Lewis Hamilton erzählt in einem Interview, wie ihm psychische Probleme zusetzten. Schon in sehr jungen Jahren traten sie bei ihm auf, berichtet der Rekordweltmeister der Formel 1. Es habe „kein Entrinnen“ gegeben.
Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton spricht offen und umfangreich über seine psychischen Probleme. „Als ich in meinen Zwanzigern war, hatte ich einige wirklich schwierige Phasen“, sagte der 39 Jahre alte Mercedes-Pilot der „Sunday Times“. „Ich habe mein ganzes Leben lang mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen gehabt.“
Der Formel-1-Star spricht in dem Bericht von „Depressionen. Von einem sehr frühen Alter an, als ich etwa 13 Jahre alt war“. Er glaube, „es war der Druck im Motorsport und die Schwierigkeiten in der Schule. Das Mobbing. Ich hatte niemanden, mit dem ich reden konnte“.
Als Kind mit gemischter Herkunft war er Rassismus ausgesetzt. Sein Vater Anthony stammt aus Grenada, seine Mutter Carmen ist eine weiße Frau aus Birmingham. In dem Glauben, das Richtige zu tun, riet Anthony dem jungen Hamilton, zu schweigen und sich nicht zu wehren – doch Hamilton unterdrückte stattdessen seine Gefühle.
Er erinnert sich, dass es „kein Entrinnen“ gab und er überall auf rassistische Einstellungen traf, aber seine Eltern ihm nie erklärten, warum das so sei. Hamilton sagte: „Mein Vater sagte nur: ‚Halt den Kopf unten, halt dich zurück, sag nichts, schlag sie einfach auf der Strecke, das ist alles, was du tun kannst.‘“
„Schwergefallen, meinen Geist zu beruhigen“, sagt Hamilton
Seit vielen Jahren zeigt Hamilton soziale Verantwortung. Er setzt sich gegen Diskriminierung in der Gesellschaft und für mehr Diversität in der Königsklasse ein.
Seinen eigenen Tagesablauf veränderte der WM-Sechste während der Corona-Pandemie. Meditationsübungen und tägliche Laufeinheiten am frühen Morgen helfen ihm seither, um im Alltag besser zurechtzukommen. Stille Exerzitien und Bücher über psychische Gesundheit seien auch hilfreich für ihn, „um alle negativen Gedanken zu vertreiben, sagte Hamilton. „Am Anfang ist es mir schwergefallen, meinen Geist zu beruhigen. Aber es ist ein wirklich guter Weg, um mit mir selbst und meinen Gefühlen in Kontakt zu kommen und zu verstehen, was ich tun kann“, sagte Hamilton.
Er habe sich in der Vergangenheit erfolglos um externe Hilfe bemüht, sagte der Brite. „Vor Jahren habe ich mal mit einer Frau gesprochen, aber das hat mir nicht wirklich geholfen“, so Hamilton, der nach zwölf Jahren bei Mercedes nach dieser Saison zu Ferrari wechseln wird. „Ich würde heute immer noch gerne jemanden finden.“
Er berichtete, dass er sich in besonders schwierigen Momenten in die Stille zurückgezogen habe, um seine geistige Gesundheit zu stärken. Hamilton erzählte auch, dass er heute ganz anders an das Thema herangehe, als er es als junger Mann tat, „der eine Karriere im Rennsport anstrebte. Man lernt Dinge kennen, die einem von den Eltern vererbt wurden, man bemerkt diese Muster, wie man auf Dinge reagiert und wie man sie ändern kann“, sagte er. „Was mich früher vielleicht verärgert hat, ärgert mich heute nicht mehr. Ich bin so viel kultivierter.“
dpa/pk