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Leverkusen siegt souverän 2:0 in Augsburg und ist nun Bayern-Verfolger – Sport | ABC-Z

Hinterher ließ sich Leverkusens neue Sachlichkeit sogar bei der Abreise beobachten. Ganz akkurat mit den erlaubten 60 Kilometern pro Stunde zuckelte der Mannschaftsbus am Samstagabend über die zweispurige Bundesstraße 17 durch Augsburg Richtung A8. Nur einmal scherte der Werkswagen aus, um ein langsameres Auto zu überholen, ohne aber die zulässige Höchstgeschwindigkeit nennenswert zu überschreiten.

Wer wollte, konnte in dieser Fahrweise ein Abbild des vorherigen 2:0 (2:0)-Sieges beim FC Augsburg erkennen. Ökonomisch, schnörkellos und geradezu vorbildlich war die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso aufgetreten. Sie hatte ihren Aufwand so dosiert, dass dieser genügte, um den Gegner durchweg zu beherrschen. Zugleich schien sie stets in der Lage zu sein, mal kurz den Blinker zu setzen, wie bei den Toren. Zunächst drückte Granit Xhaka mit einem weiten und scharfen Diagonalpass in den Lauf von Jeremie Frimpong aufs Gaspedal, ehe Martin Terrier Frimpongs flache Hereingabe einschob (14.). Später zog Florian Wirtz das Tempo leicht an und fintierte geschickt, um mit links flach unten rechts zu treffen (40.). „Leverkusen hat aus den ersten zwei Möglichkeiten zwei Tore gemacht. Das tut natürlich weh“, sagte Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und erkannte den hochverdienten Sieg der überlegenen Gäste an.

Es war in der Tat ein effizienter Auftritt gewesen, der dem Motiv zu folgen schien, dass ein Leverkusener Löwe nicht höher springt als er muss. Von Faulheit konnte aber keine Rede sein. Vielmehr kam die bedachte Spielweise Alonsos Ideal nahe. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung“, sagte der Spanier und erinnerte an den großen Einsatz beim 1:0 gegen Inter Mailand in der Champions League am vergangenen Dienstag. „Wir waren bereit, fast härter zu sein hier in Augsburg“, befand er und hob ein „gutes Mindset, guten Fußball und gute Kontrolle“ lobend hervor. Alonso sagte: „Das ist das, was wir spielen wollen auswärts.“

Durchaus erfreut, aber eher am Rande nahmen er und seine Belegschaft zur Kenntnis, dass sie ihren Rückstand auf den Tabellenführer FC Bayern von zwischendurch schon neun Punkten seit Ende November auf nun nur noch vier reduziert hatten, auch dank der 1:2-Niederlage der Münchner in Mainz. Doch zu vollmundigen Titelansagen ließen sie sich nach ihrer Rückkehr ins Meisterrennen nicht hinreißen. Das einzige waren Lukas Hradeckys neckische Grußbotschaften an den FC Bayern, ohne dessen Namen zu nennen. „Aus Mainz kommen gute Nachrichten“, stellte der Kapitän freudig fest. Die Rolle als Jäger gefällt dem Torwart. Die Leistung in Augsburg bezeichnete er als „sehr gutes Signal, auch woanders hin“. Er grinste.

Doch im Vordergrund steht für sie beim amtierenden Meister und Pokalsieger, dass sie ihre jüngste Entwicklung hin zu einer neuen Stabilität in Augsburg fortgeführt und sogar untermauert haben. Viele unnötige Punktverluste hatten sie sich durch Laxheit bis Anfang November eingehandelt, ob gegen Kiel (2:2), in Bremen (2:2) oder in Bochum (1:1), jeweils nach Führungen. Seit der vergangenen Länderspielpause Mitte November ist der Schlendrian jedenfalls der neuen Sachlichkeit und Konzentration gewichen.

Bei Bayer Leverkusen lässt sich nach dem 2:0 in Augsburg eine Evolution erkennen

Es lässt sich sogar eine Evolution erkennen. Hatten die Leverkusener in der vergangenen Saison oft kurz vorm Abpfiff Erfolge erzwungen, verkehrte sich dieses Muster in dieser Saison durch späte Gegentreffer zunächst ins Gegenteil. Inzwischen kommt Alonsos Mannschaft auch ohne Spektakel aus und ist in der Lage, knappe Vorsprünge zu verwalten. Alle vier Spiele vor Augsburg gewann Leverkusen mit einem Tor Unterschied, darunter ein 1:0 im Pokal-Achtelfinale beim FC Bayern. Eine neue Qualität, die nun sogar eine Steigerung erfuhr. „Das war in sieben Jahren mein bestes Auswärtsspiel in Augsburg“, befand Hradecky.

Tatsächlich hatte es sich bei den heimstarken und wegen ihrer Robustheit durchaus gefürchteten Gastgebern um einen Vortrag gehandelt, der fortan als Vorführvideo dienen könnte, wie sich ein Auswärtssieg höchst seriös erwirtschaften lässt. Und weil sich dieser Erfolg zugleich ins übergeordnete Bild der nun sieben Siege andauernden Serie in allen Wettbewerben fügte, trug er zur allgemeinen Zufriedenheit bei. Es sei in der straffen Agenda nicht einfach, „immer wieder dieses Level zu haben. Deswegen bin ich sehr happy und sehr stolz“, sagte Innenverteidiger Jonathan Tah. Simon Rolfes, der Geschäftsführer Sport, erkannte „eine sehr reife, erwachsene Leistung“ und freute sich über die neue Konstanz, „dass wir alle drei Tage unsere Stärke zeigen“. Gelinge das weiterhin, „setzen wir auch andere unter Druck“. So, wie Rolfes das ganz unaufgeregt als logische Folge vortrug, klang es wie: Aber vorerst wirklich nur nebenbei, lieber FC Bayern.

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