Naturschutz-Pionier Hubert Weinzierl ist tot – Bayern | ABC-Z

Hubert Weinzierl, eine Leitfigur der deutschen Umweltbewegung, ist tot. Er starb in der Nacht von Montag auf Dienstag im Alter von 89 Jahren, wie der Bund Naturschutz Bayern auf SZ-Anfrage bestätigte. Zuvor hatte der Donaukurier den Tod des 1935 in Ingolstadt geborenen Naturschützers gemeldet.
Weinzierl gilt als einer der wichtigsten Umweltschützer der Bundesrepublik, vielleicht sogar als wichtigster. Sein größter Verdienst war die Umformung einst betulicher Naturschutzverbände in schlagkräftige politische Organisationen. Der studierte Forstwirt machte den 1913 in Bayern gegründeten Bund Naturschutz (BN) ab 1969 unabhängig vom Staat, indem er in ganz Bayern Kreis- und Ortsgruppen aufbauen ließ. Die so erwirtschafteten Mitgliedsbeiträge gaben dem Verband die finanzielle Freiheit, politisch und kritisch zu agieren. Zum Beispiel im Kampf gegen die Atomenergie.
Heute ist der BN nach eigenen Angaben mit 268 000 Mitgliedern und 500 Ortsgruppen der älteste und größte Umweltschutzverband Bayerns. Weinzierl war von 1969 bis 2002 Landesvorsitzender des BN und gründete im Juli 1975 den Bundesverband BUND mit, dem er ebenfalls jahrelang vorstand.
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Auch die Gründung des ersten deutschen Nationalparks, des Nationalparks Bayerischer Wald, wäre 1969 ohne ihn nicht möglich gewesen. „Das war und ist ein Stück meines Lebens“, sagte Weinzierl vor ein paar Jahren. Für sein Wirken wurde er mit der Bayerischen Verdienstmedaille, dem Bayerischen Verdienstorden und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
„Bayerns Natur wäre ohne sein Wirken ärmer und unsere Lebensgrundlagen noch bedrohter“, teilte BN-Landesvorsitzender Richard Mergner in einer Pressemitteilung am Dienstagnachmittag mit. „Ohne Hubert Weinzierl hätte Bayern seine landschaftlichen Naturschutzhöhepunkte nicht bewahrt“, wird darin auch Hubert Weiger zitiert, jahrelanger Wegbegleiter Weinzierls und 2002 dessen direkter Nachfolger beim BN.
Söder: „Hubert Weinzierl dachte nicht im Hier und Jetzt, sondern in Generationen.“
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte den Naturschützer als Instanz, die den Umweltschutz geprägt habe. „Der erste deutsche Nationalpark im Bayerischen Wald ist maßgeblich auch sein Verdienst, ein Vorzeigeprojekt von unschätzbarem Wert für ganz Bayern“, teilte Söder mit. „Hubert Weinzierl dachte nicht im Hier und Jetzt, sondern in Generationen.“
Vor seinem Tod lebte Weinzierl mit seiner Frau Beate in Wiesenfelden im Bayerischen Wald und blieb trotz einer Erblindung bis ins hohe Alter eine kritische Stimme. In einem SZ-Interview 2019 äußerte er sich enttäuscht über Versäumnisse beim Artenschutz und in der Klima- und Umweltpolitik. „Es macht mich traurig. Inzwischen denke ich manchmal, die Menschheit ist einfach zu borniert dafür, dass sie die Umkehr schafft.“ Er selbst werde sich damit aber nicht abfinden, sagte er damals. „Ich bin ein pathologischer Optimist.“