Kultur

Leos Türkei-Reise: Zurückhaltender gegenüber Erdogan | ABC-Z

Das moderne Papsttum ist ein Reisepapsttum. Die erste Auslandsreise ist daher für jedes neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche eine besondere Bewährungsprobe. Zumindest eine vorläufige Zwischenbilanz lässt sich nach dem Türkei-Besuch Leos XIV. schon ziehen.

Wie seine Vorgänger musste auch er einen Drahtseilakt vollführen: Einerseits wird vom Papst erwartet, dass er als Anwalt für die in mancherlei Hinsicht diskriminierte christliche Minderheit im Land auftritt. Andererseits ist die vatikanische Diplomatie darauf bedacht, den Gastgeber nicht zu düpieren.

Lob für Erdogans Familienpolitik

Franziskus hatte 2014 in der Türkei ausdrücklich, wenn auch höflich verpackt, Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit eingefordert. Leo blieb zurückhaltender. Lobende Worte für Erdogan fanden beide: Franziskus lobte ihn für die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen, Leo für seine Familienpolitik. Man sollte diese Unterschiede aber nicht überbewerten, zumal die Reden in der Regel von Mitarbeitern geschrieben werden.

Leo wollte mit dieser Reise vor allem ein ökumenisches Zeichen setzen. Und hier bewegte er sich ganz auf den Spuren seines Vorgängers, der ein enges Verhältnis zum Ökumenischen Patriachen von Konstantinopel pflegte.

Alle Bilder der Eintracht haben jedoch einen Schönheitsfehler. Der einflussreichste Akteur auf orthodoxer Seite hält nichts von solcher christlichen Verbrüderung: die russisch-orthodoxe Kirche. Daran ändern alle Jubiläumsfeierlichkeiten zum 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa nichts.

Back to top button