Leichtathletik-WM in Tokio: Platz 46 sollte drin sein | ABC-Z

Vom Samstag, den 13. September, bis Sonntag, den 21. September, suchen die Leichtathleten in Tokio ihre Weltmeisterinnen und Weltmeister. Auf wen es zu achten gilt und in welchen Disziplinen die Deutschen Chancen haben.
Was ist das Besondere an der WM?
Die Zeitverschiebung. Sieben Stunden Unterschied sorgen für recht unattraktive Übertragungszeiten. Jeweils kurz nach Mitternacht deutscher Zeit starten die neun Wettkampftage, die ARD und ZDF im Wechsel übertragen. Entscheidungen um Gold, Silber und Bronze fallen meistens am frühen Nachmittag. Spitzensport zu Bürozeiten. Bis auf den Sport-Hospitanten der ZEIT können das nur wenige Menschen schauen. Aber keine Sorge: Bald wird es besser. Die nächste WM steigt in Peking und damit in einer anderen Zeitzone. Dort laufen die wichtigsten Entscheidungen nicht mehr um 14, sondern um 15 Uhr.
Warum schon wieder Tokio?
Tokio und Leichtathletik: War da nicht was? 2021 traten die besten Leichtathleten der Welt im selben Stadion gegeneinander an. Wegen Corona vor leeren Rängen bei den Olympischen Spielen. Dieses Mal können sich die Athleten auf die lautstarke Unterstützung ihrer Fans freuen. 50.000 Zuschauer pro Abend verspricht Sebastian Coe, der Präsident des Weltverbands. Leichtathletik in Japan bezeichnet er im Sportschau-Interview als “eine Art Nationalreligion”. Nun ja, im ewigen Medaillenspiegel belegt das leichtathletikfanatische Japan Platz 27. Willkommen im Land der aufgehenden Tartanbahn.
Was müssen Sie sehen?
Die 100 Meter der Männer, gleich am ersten Sonntag. Jamaica is back. Vor zehn Jahren holte ein gewisser Usain Bolt die letzte Goldmedaille für die Sprintnation. Jetzt will der 24-Jährige Kishane Thompson sein Erbe antreten. Bei seinem Sieg bei den jamaikanischen Meisterschaften Ende Juni blieb die Uhr bei 9,75 Sekunden stehen – schneller war in den vergangenen zehn Jahren keiner. Auch nicht der Dauersieger Noah Lyles aus den USA, der wegen einer Fußverletzung erst im Juli in die Saison einsteigen konnte.
Was machen die Deutschen?
Hoffentlich mehr Medaillen holen als 2023. Hoch liegt die Latte nicht. Bei der WM in Budapest teilte sich Deutschland im Medaillenspiegel den 47. Platz mit Mikronesien, den Fidschi-Inseln und allen anderen Nationen, die auch keine Medaille gewinnen konnten. Aber es gibt Grund zur Hoffnung: Julian Weber hat den Speer in diesem Jahr weiter geworfen als alle anderen, die Weitspringerin Malaika Mihambo zählt ebenfalls zur Weltspitze, Yemisi Ogunleye darf sich im Kugelstoßen Hoffnungen aufs Treppchen machen. Und Leo Neugebauer? Der kann nicht nur diese drei Disziplinen ziemlich gut, sondern auch noch sieben andere beim Zehnkampf. Platz 46 sollte drin sein.
Wer könnte überraschen?
Merlin Hummel. Wer? Der beste deutsche Hammerwerfer aller Zeiten – zumindest, was die Weite angeht. Im Mai schleuderte Hummel sein Arbeitsgerät auf 81,27 Meter. Nach Platz vier bei der EM 2024 und Rang zehn bei Olympia in Paris wäre eine WM-Medaille zwar überraschend, aber keinesfalls unmöglich für den 23-Jährigen.