Taufkirchen: Sabel-Schulen werben für Bildungscampus – Landkreis München | ABC-Z

Markus Pfeiffer hat die Unterarme auf einen Stehtisch gestützt und blickt interessiert auf eine der 16 Schautafeln, die hier im Kultur- und Kongresszentrum von Taufkirchen im weiten Rund aufgestellt sind. Darauf ist die Skizze jenes Bauvorhabens zu sehen, das viele Menschen in der Gemeinde umtreibt – und gut 1300 von ihnen dazu bewogen hat, sich per Bürgerbegehren gegen das Projekt auszusprechen. Daher kommt es nun am 5. Oktober zum Bürgerentscheid darüber, ob die Bauleitplanung für den Bildungscampus der privaten Sabel-Schulen auf dem Grundstück am Oberweg gestoppt werden soll.
Seit dieser Termin fix ist, werben Gegner und Befürworter des Vorhabens um Unterstützung. Letztere tun dies hier und heute bei einem „Markplatz Bildungscampus“, wo sich auch Markus Pfeiffer informieren will. Wobei er das Brimborium um den geplanten Umzug der Sabel-Schulen, die aktuell in München nahe dem Hauptbahnhof beheimatet sind, nur bedingt verstehen kann. „Das ist doch nur ein kleines Projekt bei dem ganzen Bauwahn, den es hier im Südosten von München gibt.“
Dennoch werde er beim Bürgerentscheid abstimmen, versichert der Taufkirchner. Wo er auf dem Wahlzettel mit Ja votieren wird – beim Bürgerbegehren für den Stopp des Vorhabens oder beim Ratsbegehren, das sich für eine Fortsetzung der Planung ausspricht? „Das weiß ich noch nicht“, antwortet Markus Pfeiffer. Auch deshalb sei er hierhergekommen.
Wobei auf den 16 Schautafeln natürlich nur Positives über das „Zukunftsprojekt“ zu lesen ist. „Ohne Kosten für die Gemeinde würde das Bildungsangebot in Taufkirchen auf eine völlig neue Stufe gehoben“, heißt es dort etwa. Gemeint sind damit die zwei Real- sowie die Fachober- und Wirtschaftsschule der Sabel-Stiftung, die an den Oberweg umziehen sollen, wo überdies die Entwicklung eines neuen Gymnasiums geplant ist. Im Endausbau soll der Campus für 1200 Schülerinnen und Schüler sowie 250 Lehrkräfte ausgelegt sein.
Im Gemeinderat ist nur die Gruppierung ILT gegen die Pläne
Allerdings würden die Schulen nicht auf einen Schlag, sondern sukzessive nach Taufkirchen umziehen, betont Andreas Mischke. Der Vorsitzende der Stiftung Sabel Schulen steht an diesem Abend vor einem Banner seiner Stiftung und für Diskussionen bereit. Er betont: „Wir setzen voll auf den Standort Taufkirchen.“ Schließlich brauche es hier die Schulplätze, und seine Sabel-Schulen wiederum sähen in der Gemeinde „Wachstumspotenzial“.
Für die Errichtung eines Bildungscampus auf der bislang unbebauten Fläche im Norden von Taufkirchen hat sich auch der Gemeinderat unisono ausgesprochen – außer Beatrice Brückmann von der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT), die darin „keinen Mehrwert für unsere Einwohner“ sieht. Ganz anders bewerten das die übrigen Gremiumsmitglieder, von denen etliche ebenfalls ins Kulturzentrum gekommen sind, um für ihr Ratsbegehren zu werben, das sie dem Ansinnen der Gegner des Vorhabens entgegengestellt haben. Letztere sind an diesem Abend zwar erwartungsgemäß in der Minderzahl, aber durchaus zugegen – etwa in Person von Christian Sokolowski. Er wohnt direkt neben dem Areal, wo der Bildungscampus entstehen soll, und gehört zu den Mitinitiatoren des Bürgerbegehrens.

„Ich bin dagegen, dass man die Erdbeerfelder mit großen Gebäuden zubaut“, sagt Sokolowski. „Außerdem wird das nur Münchner Schüler nach Taufkirchen holen.“ Ebenso wie die meisten Kritiker fürchtet er vor allem zweierlei: Erstens werde der Campus zu einer massiven Verkehrszunahme in einer ohnehin schon belasteten Gegend führen, warnt Sokolowski. Und zweitens lehne er aus ökologischen Gründen eine Versiegelung des bislang unbebauten Areals ab – nicht zuletzt wegen dessen Funktion als Versickerungsfläche bei Hochwasser.
Sowohl die Schule als auch deren Gegner setzen auf einen Erfolg beim Bürgerentscheid
Genau diesem Punkt widmet sich eine der Schautafeln im Kulturzentrum, die unter anderem auf „verschiedene bauliche Maßnahmen“ hinweist, „die dafür sorgen, dass die anfallenden Wassermengen abtransportiert werden können“. Weitere Plakate sollen auch die anderen Argumente der Projektgegner entkräften – und die Vorzüge einer „qualitativ hochwertigen Ergänzung zum bisherigen Schulangebot“ hervorkehren. Ob das die Mehrheit in Taufkirchen überzeugen wird, beim Bürgerentscheid für den Bildungscampus zu stimmen? „Wir vertrauen da auf den gesunden Menschenverstand“, sagt Andreas Mischke von den Sabel-Schulen. Derweil betont Christian Sokolowski: „Ich glaube, wir haben eine sehr gute Chance, beim Bürgerentscheid erfolgreich zu sein.“
Und Markus Pfeiffer? Er ist auch nach diesem Abend unentschlossen. „Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt der Taufkirchner. Einerseits sehe er die Sabel-Schule prinzipiell positiv und halte Bildung für wichtig. „Andererseits habe ich ein grünes Herz und bin dafür, dass wir nicht alles zubauen.“ Daher werde er wohl kurzfristig entscheiden, sagt er, wo er am 5. Oktober sein Kreuz setzt.





















