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Leichtathletik-Meisterschaften 15 000 Kilometer fernab der Heimat – Sport | ABC-Z

Wohl dem, der solche Vorarbeiterinnen hat. 8800 Meter hatte die Kenianerin Beatrice Chebet soeben im Windschatten von Gudaf Tsegay verbracht, jener Äthiopierin, die den Weltrekord über 5000 Meter hält und sich nun, im Vorprogramm des Diamond-League-Meetings in Eugene, die Bestmarke über die doppelte Distanz schnappen wollte. Als der Schlussspurt anstand, konnte Tsegay nur nicht mehr so recht, und weil Chebet sich prächtig fühlte, machte sie sich das Rekordprojekt flugs zu eigen. In 28:54,14 Minuten war sie sieben Sekunden flotter als die alte Marke und ist nun die erste Frau, die auf der Bahn die 29 Minuten unterboten hat.

Die andere bemerkenswerte Nachricht: Chebet hätte in diesem Weltrekordrennen gar nicht auftauchen sollen. Erst vor zwei Wochen war durchgesickert, dass der kenianische Verband das Meeting an der US-Westküste als Meisterschaftsrennen nutzt und somit als Ausscheidung dafür, welche seiner Athleten sich über 10 000 Meter für die Paris-Spiele qualifizieren. Nun lösen Verbände Disziplinen immer mal wieder aus ihren Titelkämpfen, statt diese im eigenen Land zu vermarkten; die Kenianer haben Eugene schon früher zur Selektion genutzt. Die schweren Olympianormen (27:00 Minuten für die Männer, 30:40 für die Frauen) seien in Kenias Höhenlagen mit der dünnen Luft selbst für starke Läufer kaum machbar, teilte Kenias Verband mit, die internationale Konkurrenz ermöglicht zudem noch schnellere Zeiten. Trotzdem trat der Verband viel Missstimmung los, als er den Meisterschaftsentscheid mal eben 15 000 Kilometer westwärts verlegte, Luftlinie.

Kenias Leichtathletik droht in der Heimat Ungemach

Viele Athleten aus Afrika hatten vor zwei Jahren große Probleme, Visa für die Weltmeisterschaften in Eugene zu erhalten. Ferdinand Omanyala, einer der schnellsten 100-Meter-Sprinter, traf erst Stunden vor seinem Halbfinale ein, übermüdet und chancenlos. Auch diesmal konnten Kenias Medien fast einen Live-Blog einrichten für alle, die spontan keine Reiseerlaubnis erhielten – oder in letzter Minute, wie Daniel Simiu, der WM-Zweite von 2023 über 10 000 Meter, der in Eugene nur Achter wurde. US-Aushängeschild Noah Lyles fragte in den sozialen Medien: “Warum spielen wir eigentlich Gastgeber für die Meisterschaften eines anderen Landes?”

Kenias Verbandschef Jack Tuwei teilte mit, dass man im Lichte der Probleme das Prozedere geändert habe – nur die ersten zwei Athleten von Eugene seien für Paris qualifiziert, den dritten Platz werde man nach freiem Ermessen vergeben. Auch so droht dem Verband, der bei der letztjährigen WM in der Platzierungstabelle der drittbeste war, weiter Ungemach. Laut Medienberichten werden die einzigen Stadien in Kenia, die vom Weltverband zertifiziert sind, gerade renoviert. Leistungen, die bei den nationalen Meisterschaften Mitte Juni im Ausweichstadion erbracht werden, wären offenbar nicht für die Olympiaqualifikation brauchbar. Manche Athleten drohten daher zuletzt, die Titelkämpfe in Nairobi zu boykottieren. Eugene, bitte übernehmen!

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