Leiche auf Sofa in Kölner Wohnung entdeckt | ABC-Z

Es war eine Meldung, die Deutschlands Rapszene am Freitag erschütterte: Xatar ist tot. Woran der 43 Jahre alte Musiker mit dem bürgerlichen Namen Giwar Hajabi verstarb, muss nun eine Obduktion klären. Sein lebloser Körper wurde in einer Wohnung in der Kölner Innenstadt gefunden, die laut „Bild“-Zeitung einer Geschäftspartnerin des Musikers gehört. Nach F.A.Z.-Informationen lag Hajabi dort leblos auf einem Sofa, möglicherweise hatte er sich ausgeruht und war dann nicht wieder aufgewacht. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Die Untersuchungen, woran der kurdischstämmige Bonner Rapper verstarb, dauern weiter an. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren aufgenommen, um zu klären, ob Fremdverschulden oder eine Straftat zum Tod des Musikers führten. „Zeichen äußerlicher Gewalteinwirkung“ konnten bei einer ersten Untersuchung des Leichnams nicht gefunden werden, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Bis die endgültigen Ergebnisse der Gerichtsmedizin vorliegen, könnten noch Wochen vergehen. Sie werden nur veröffentlicht, wenn Hajabi durch Fremdeinwirkung ums Leben gekommen ist, etwa durch Gewalt oder ein falsch verordnetes Medikament. Dass er nicht gesund war und große wirtschaftliche Probleme hatte – solche Gerüchte kursierten schon seit Längerem.
„Bei der Arbeit führt das auf jeden Fall zum Herzinfarkt“
2021 meldete sich der Musiker über Instagram aus einem Krankenzimmer bei seinen Followern: Das medizinische Personal habe ihm „das Leben gerettet“. Wegen einer vermeintlichen Zahnfleischentzündung hatte sich Hajabi damals an einen Arzt gewandt. Jedoch schien eine schwerwiegende Krankheit vorzuliegen, sodass er sofort behandelt werden musste. Der Rapper bezeichnete das als „Komplett-Reset“ seines Körpers, ging jedoch nicht darauf ein, was der akuten Entgleisung seiner Gesundheit zugrunde lag. Er führte sie auf seinen stressigen Lebensstil zurück. Auch der Düsseldorfer Zahnarzt Adjmal Sheerzoi, der ihn damals untersucht hatte, bekundete nun sein Beileid: „2021 durfte ich dir das Leben retten – heute hast du die letzte Reise angetreten, die uns allen bevorsteht.“
Im selben Jahr verwandelte sich der einst bullige Gangster in einen fast schon schmächtigen Mann. Die Fans kommentierten den starken Gewichtsverlust teils mit hämischen Bemerkungen, teils mit Sorge. In einem Radiointerview räumte er damals mit Gerüchten über seine körperliche Veränderung auf. Er habe aus gesundheitlichen Gründen abgenommen. In zehn Monaten verlor er 50 Kilo. Ein befreundeter Arzt hatte dem zuvor rund 150 Kilo schweren Musiker dazu geraten, eine Diät zu machen. „Bei der Arbeit, bei dem Traffic, den du hast, führt das auf jeden Fall zum Herzinfarkt“, habe der Mediziner zu ihm gesagt.
„Parallelstrukturen“ in der Unternehmensgruppe
Fest steht, dass Hajabi wirtschaftlich schwer unter Druck stand. Nach der gefeierten Verfilmung seines Lebens durch Fatih Akın im Jahr 2022, dem Höhepunkt seiner Karriere, kollabierte sein weitverzweigtes Firmenimperium, in dem sich Hajabi als Musikmanager, Köfte-Gastronom und Immobilienunternehmer versuchte. 2023 hatte er über eine Anwaltskanzlei öffentlich gemacht, seine Unternehmensgruppe Goldmann durch mehrere Insolvenzverfahren „sanieren“ zu wollen. Es hätten sich in den fünf insolventen Gesellschaften „teilweise erhebliche Verbindlichkeiten“ aufgebaut, wie die Insolvenzverwalter damals feststellten. Die Rede war von „Rückständen in der Lohn- und Finanzbuchhaltung“, die zu „hohen Schätzforderungen“ durch die Finanzämter sowie „Liquiditätsengpässen“ geführt hätten.
Auch sein Herzensprojekt, der Goldmann Tower, scheiterte in jener Zeit. 2022 übernahm Hajabi das Gebäude nahe dem Kölner Barbarossaplatz. Er wollte dort ein Kreativzentrum der deutschen Musikszene mit Studios und eigener Akademie aufbauen. Doch es kursierten Gerüchte über Drogenmissbrauch in den Räumen des Towers. Hajabi selbst sprach von „Parallelstrukturen“, die sich in seiner Unternehmensgruppe entwickelt hätten. Dennoch zeigten sich die Anwälte damals zuversichtlich, die Firmen aufgrund der laufenden Einnahmen aus dem Musikgeschäft wieder stabilisieren zu können.
Xatar wollte mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen
Doch rund ein Jahr später musste Hajabi auch sein Label „Alles oder Nix“ insolvent melden. Er hatte das Unternehmen (in der Szene unter dem Akronym AON bekannt) 2007 in Bonn gegründet. Mit Goldräuber Xatar als Galionsfigur, dem mit komödiantischem Talent gesegneten SSIO und der früheren Prostituierten Schwesta Ewa erlangte die Plattenfirma in den Zehnerjahren Kultstatus. Ab 2018 übernahm das Major-Label Universal den Vertrieb für das einst kleine Independent-Label. Mehrere Nummer-eins-Platten konnten Xatar und seine Musiker an der Spitze der Charts platzieren. Doch letztlich verließen SSIO und Schwesta Ewa das Label nach der Insolvenz, ebenso wie zuvor andere erfolgreiche Künstler.
Die Firmenpleiten führten Hajabi wohl auch in die Privatinsolvenz, die er laut „Bild am Sonntag“ im vergangenen Jahr beantragt hat. Er selbst hatte öffentlich zu seinem Scheitern gestanden. Ohnehin waren dem fünffachen Familienvater in den letzten Monaten andere Dinge wichtiger. In einem unlängst erschienenen Podcast mit dem Kabarettisten Kurt Krömer erzählte er, dass er sich durch die vielen Verpflichtungen von seinen Kindern entfremdet habe und mehr Zeit mit ihnen verbringen wolle.