Lausitzer Strukturwandel: Co-Working-Space in Schwarze Pumpe soll Büros und Werkstätten vereinen | ABC-Z
Lausitzer Strukturwandel
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Co-Working-Space in Schwarze Pumpe soll Büros und Werkstätten vereinen
In Schwarze Pumpe soll ein Ort entstehen, an dem Kreative Neues entwickeln können, das im Erdgeschoss direkt gebaut werden kann. Der Industriepark will sich damit auch als Wissenschaftsstandort etablieren. Von Andreas Rausch
Am Industriepark Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) soll für 120 Millionen Euro ein Co-Working-Komplex gebaut werden. Der Name “Innovatorium” ist dabei in gewisser Weise Programm. In dem Gebäude soll sich so ziemlich alles wiederfinden, was mit modernem Arbeiten und Leben zu tun hat.
Erstmals öffentlich vorgestellt wurden die Pläne beim Innovationskorridor Berlin-Lausitz Mitte September, das Industrieparkmanagement hat dem rbb nun weitere Einzelheiten genannt. Geplant ist demnach ein Hochhaus mit 15 Etagen. Im oberen Teil sollen Co-Working-Spaces für innovative und kreative Nutzer eingerichtet werden, im Erdgeschoss sollen Werkstätten entstehen. Dort können die oben geborenen Ideen gleich auf ihre Umsetzung erprobt werden können, so der Gedanke dahinter.
Darüber hinaus sind eine Kinderbetreuung, Einkaufsmöglichkeiten und eine medizinische Versorgung im Gespräch. Die Rede ist von einem Medical Center mit Reha und Fitnessbereich.
Großer Bedarf bei Firmen vor Ort
Das Projekt soll im besten Fall der ganzen Region zugutekommen. Die Idee: Der Industriepark Schwarze Pumpe soll ein Mix aus traditioneller Handarbeit mit wissenschaftlicher Innovation werden. Dafür kooperiert der Park schon mit verschiedenen Hochschulen in Brandenburg und Sachsen, wie beispielsweise der BTU Cottbus-Senftenberg.
Im Innovatorium soll das alles eine Heimat bekommen. In einem ersten Schritt soll eine sogenannten Lernfabrik aufgebaut werden – genau dort, wo einst die Berufsschule “Ernst Thälmann” stand. Die alten Gebäude werden abgerissen, das Fundament bleibt für den Neubau. Im Vorfeld hat die Industrieparkleitung, ein Zweckverband aus der Stadt Spremberg und der Gemeinde Spreetal in Sachsen, die 50 größten Betriebe im Industriepark befragt, ob und was für ein Bedarf besteht. Dabei sei herausgekommen, dass die Unternehmen künftig rund 1.700 Fachkräfte brauchen werden. Sie sollen nun in der Lernfabrik schrittweise bedürfnisgerecht herangezogen werden. 150 sollen es pro Jahr sein, am besten international ausgerichtet.
Geplant wird mit einer Bauzeit von vier Jahren. Die Kosten in Höhe von 120 Millionen Euro sollen komplett durch Fördermittel für den Lausitzer Strukturwandel gedeckt werden. Noch befindet sich das Projekt in der Prüfungsphase. Symbolisch wäre es wahrscheinlich kaum zu toppen – eine ehemalige Schule für Bergbauberufe wird zum Innovatorium für die ganze Region, so zumindest der Plan.
Gelände mit knapp 70-jähriger Geschichte
Der Ursprung des Industrieparks geht auf das Jahr 1955 zurück. Das ehemalige Gaskraftwerk Schwarze Pumpe war der Haupterzeuger für Stadtgas in der DDR mit 15.000 Arbeitsplätzen. Nach der politischen Wende blieben bis zum Rückbau in den 90er Jahren noch rund 2.000 davon erhalten. Es blieben Werkstätten und ein neues Braunkohlekraftwerk entstand. Daraus wurde der Industriepark Schwarze Pumpe, der sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen liegt.
Aktuell gibt es auf dem Gelände rund 120 Unternehmen, unter anderem aus den Branchen Energietechnik, Chemie und Kunststoff, Metallverarbeitung und Papierherstellung. Sie beschäftigen rund 5.000 Arbeitnehmer.
Und der Industriepark soll wachsen. Geplant ist, die Fläche um 350 Hektar zu erweitern. Dafür gibt es seit Ende August eine neue Südanbindung für den Verkehr. Dadurch kann der Industriepark laut Potsdamer Staatskanzlei besser erreicht werden und die Anwohner im Spremberger Ortsteil Schwarze Pumpe würden entlastet werden.
Trotz des Wachstums sieht sich der Industriepark mit Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel konfrontiert, was die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften erschwert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.09.2024, 15:40 Uhr