Laura Kluge startet mit Deutschlands Eishockey-Team bei WM 2025 | ABC-Z

Was so ein paar Wochen in der Professional Women’s Hockey League (PWHL) ausmachen, hat Laura Kluge am Sonntag im tschechischen Ort Budweis erfahren. Deutschlands Eishockey-Frauen hatten gerade ihr letztes Testspiel vor der am Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaft gegen Japan gewonnen, da stand eine Gruppe Kinder hinter dem Plexiglas und wartete auf die achtundzwanzigjährige Berlinerin.
Ein Mädchen hatte extra ein Schild für sie gemalt, es trug gar ein Trikot der Toronto Sceptres, Kluges Team in der nordamerikanischen Profiliga. Da ließ es sich die Stürmerin nicht nehmen, ein paar Worte mit dem kleinen Fan zu wechseln und dem Mädchen ein Autogramm zu geben.
Kluge ist Teil der großen Show
Normalerweise müssen deutsche Eishockeyspielerinnen selten Autogramme geben. Erst recht nicht nach einem Testspiel im Ausland. Aber Laura Kluge spielt jetzt eben in der PWHL, ist Teil der großen Show. 2024 ging die erste richtige Profiliga für Frauen in sechs Städten in Kanada und den Vereinigten Staaten an den Start. Mit Grundgehältern von etwa 32.000 Euro an pro Saison und Standards für medizinische Betreuung und Reisen, mit Spielen in großen Hallen und Liveübertragungen.
Kluge ist seit Februar dabei, freut sich, „dass ich jeden Tag das machen kann, was ich gerne mache. Als ich jünger war, hätte ich nie gedacht, dass das mal zutreffen wird“, sagt die Stürmerin im Gespräch mit der F.A.Z. Und denkt dabei auch an Eishockey spielende Mädchen in aller Welt. Die sehen nun, „dass da ein Weg ist, den sie gehen können – und mit dem sie Geld verdienen können“.
Ganz neu ist das Gefühl für Laura Kluge nicht. Auch zuvor in Berlin und Memmingen verdiente sie Geld. Aber über die Bundeswehr als Nationalspielerin. Das brachte sie im November in einen Konflikt. Da war sie in Toronto zum Probetraining, hinterher nannte sie Trainer Troy Ryan „eine angenehme Überraschung für uns. Ich denke, sie hat auch sich selbst überrascht.“
Toronto wollte sie verpflichten. Aber sollte sie die Sicherheit einer mehrjährigen Sportförderung gegen einen nur wenige Monate gültigen PWHL-Vertrag eintauschen? Sie tat es. „Für mich stand außer Frage, dass, wenn ich das mit der Bundeswehr geregelt bekomme, rübergehen werde. Wer weiß, ob ich noch mal so eine Chance bekomme?“
„Noch gar nicht richtig angekommen“
Nach der Olympia-Qualifikation mit dem deutschen Team im Februar flog sie nach Kanada. Und erlebt seitdem eine neue Welt: „Alles ist anders. Die Reisen, im Spiel die Schnelligkeit und das Körperspiel, die Zuschauer, insgesamt die Professionalität der Liga.“ Sie sei „noch gar nicht richtig angekommen“.
Nun geht es jeden Tag gegen Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen, von deren Athletik Laura Kluge „noch weit entfernt“ sei. Zudem müsse sie nun „viel mehr im System spielen, weil du gar nicht die Zeit und den Raum hast, es individuell zu lösen“. Allein in den paar Wochen habe sie in Sachen Taktik und Handlungsschnelligkeit „extrem viel gelernt“.
Das soll bei der WM dem deutschen Team helfen. Dort hat Kluge wieder eine andere Rolle, spielt in der ersten Sturmreihe. In Toronto darf sie nur ein paar Minuten in den hinteren Reihen aufs Eis. Aber Jeff McLeod macht sich deswegen keine Sorgen. Kluge lerne in Kanada allein durchs Training.
Überhaupt ist der Bundestrainer sehr selbstbewusst, spricht von einer Medaille. Das ist wohl etwas viel des Guten. Kanada und die Vereinigten Staaten, aber auch Finnland und die Tschechische Republik sind auf einem anderen Niveau. Allerdings scheiterte das deutsche Team 2024 im Viertelfinale nur hauchdünn an den Tschechinnen (0:1).
Auftakt gleich ein Schlüsselspiel
Um das wieder zu erreichen, muss es in der Vorrunde mindestens Dritter werden. Besser wäre der Gruppensieg, um im Viertelfinale den Nordamerikanerinnen aus dem Weg zu gehen. Bei den Frauen spielen die Top-Fünf nämlich in einer Gruppe und sind schon für die K.-o.-Runde qualifiziert. In der schwächeren Gruppe der Deutschen schaffen es nur die ersten drei der Tabelle. Das Format ist seit Langem in der Kritik, aber es garantiert, dass sich Amerikanerinnen und Kanadierinnen schon in der Vorrunde einmal treffen – mit entsprechender Aufmerksamkeit.
2026 wird das Format dennoch geändert. Deutschland trifft zunächst auf Schweden, Japan, Ungarn und Norwegen. Der Auftakt an diesem Mittwoch (11.00 Uhr kostenfrei auf Magentasport) gegen Schweden wird wohl das Schlüsselspiel. „Alles ist möglich“, sagt Laura Kluge, „die WM 2024 hat gezeigt, dass wir von den anderen Topnationen nicht mehr weit entfernt sind.“