Landshut: Schulen und Kitas wollen mobile Luftreiniger loswerden – Bayern | ABC-Z

Es ist erst drei, vier Jahre her – und wirkt schon so weit entfernt. Als die Corona-Pandemie das Land im Griff hatte, war alles gefragt, was ein bisschen Schutz und Sicherheit versprach. Ob Masken, Desinfektionsmittel – oder Luftreinigungsgeräte. Auch in Landshut.
Der dortige Stadtrat beschloss im Juli 2021, „zur Minimierung des Infektionsrisikos“ Luftreiniger für Klassenzimmer und Kita-Räume zu beschaffen. Insgesamt 362 dieser mobilen Geräte kamen am Ende zusammen, die die Stadt Ende 2021, Anfang 2022 im Rahmen eines Förderprogramms für insgesamt 1,2 Millionen Euro besorgte. Knapp die Hälfte zahlte sie selbst.
Und jetzt? Wollen die Einrichtungen die Luftreiniger am liebsten wieder loswerden, weil sie im Alltagsbetrieb eigentlich nur noch im Weg umgehen und nebenbei keine unerheblichen Unterhaltskosten erzeugen.
Das Problem an der Sache: Die Geräte sind am Markt praktisch nicht mehr vermittelbar. Deshalb hätten sie „faktisch nur noch den Materialwert“, heißt es dazu aus der Landshuter Verwaltung. Sie empfahl deshalb dem Stadtrat, die Luftreiniger bis auf wenige Exemplare, die für Sonderfälle vorgehalten werden sollen, eben zu diesem Materialwert zu veräußern oder zu entsorgen.
Die Stadträtinnen und Stadträte folgten diesem Vorschlag einstimmig. Was in der Realität bedeutet, dass wohl ein Großteil der teuer erstandenen Geräte schon nach relativ kurzer Gebrauchsdauer im Müll landen wird. In anderen bayerischen Städten geht man unterdessen andere Wege, auch wenn die Geräte derzeit nicht im Einsatz sind.
Der Wunsch, die Luftreiniger aus den Landshuter Schulen und Kitas zu entfernen, kam aus den Einrichtungen selbst. Nach Angaben der Verwaltung gab es wiederholt Anfragen, ob die Geräte nicht wieder abgeholt werden könnten. Das zuständige Referat fragte daraufhin sämtliche Einrichtungen ab. Das Ergebnis: Die Mehrzahl der Nutzer empfindet den Betrieb der Luftreiniger mittlerweile als störend.
Der Gesundheits- und Hygiene-Aspekt, der vor ein paar Jahren noch im Vordergrund stand, spielt in Bezug auf die Geräte inzwischen wohl nicht mehr die übergeordnete Rolle. In den Landshuter Einrichtungen beklagen sie vielmehr die damit einhergehenden Einschränkungen. Die Rede ist vom Platzbedarf, dem Betriebsgeräusch und dem von den Geräten verursachten Luftzug. Zudem sorgen die Luftreiniger im Unterhalt für einige Kosten. Seit 2022 hat die Stadt für die Wartung aller Geräte insgesamt mehr als 325 00 Euro ausgegeben.
Lediglich 20 Stück, so das Fazit der Abfrage, sollen nach Wunsch der Nutzer in den Schulen und Kitas bleiben und die restlichen 342 abgeholt werden. Die Frage ist dann: Wohin damit? Die Hersteller der Luftreiniger nehmen diese nicht zurück. Es sei dafür schlicht kein Markt mehr vorhanden, heißt es. Die Geräte einzulagern, wäre mit einem hohen Transport- und Schutzaufwand verbunden, dazu kämen die laufenden Kosten für eine Lagerhalle. So bleibt nur noch, sie zum Materialwert zu veräußern. Einst für mehrere tausend Euro pro Stück gekauft, soll sich dieser heute bei rund 30 Euro bewegen. Als Alternative bleibt die Entsorgung.
Rechtliche Gründe mit Blick auf die einst gewährten Fördermittel stehen dem übrigens nicht entgegen. Die Zweckbindung betrug drei Jahre. Für die letzten Geräte ist diese im Februar dieses Jahres abgelaufen.
Die hohen Wartungskosten stellen die Kommunen vor Herausforderungen
Während sie in Landshut versuchen, die Luftreiniger wieder loszuwerden, fährt man in Regensburg einen anderen Kurs. „Da die Geräte auf ausdrücklichen Wunsch der damals Verantwortlichen in den Schulen und Kitas beschafft wurden und nicht nur der Abwehr von Covid-19-Erregern, sondern auch allgemein dem Hygiene- und Infektionsschutz dienen, kommt eine Entsorgung funktionierender Geräte bei der Stadt Regensburg nicht in Betracht“, teilt Pressesprecherin Juliane von Roenne-Styra mit.
Gespart wird künftig jedoch bei den Wartungen. Diese werden nach Auskunft der Pressesprecherin nach Ablauf der mit dem Kauf abgeschlossenen Wartungsverträge nur noch bei Bedarf vorgenommen, das heißt, wenn das betreffende Gerät auch wirklich in Nutzung ist.
Die Luftreinigungsgeräte an den Ingolstädter Schulen und Kitas sind derzeit nicht mehr in Betrieb. Loswerden möchte man sie aber auch dort nicht. Die Geräte befänden sich im „Stand-by-Modus“, eine Reaktivierung sei bei Bedarf möglich, teilt Pressesprecher Michael Klarner mit. Nach seinen Angaben hat die Stadt Ingolstadt während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 rund 1100 mobile Luftreinigungsgeräte für Schulen und Kitas angeschafft.
Bereits seit einem guten Jahr sind diese Geräte aber nicht mehr aktiv im Einsatz. Grund dafür seien die relativ hohen Betriebskosten bei gleichzeitig fehlendem erhöhten Covid-19-Infektionsrisiko, so der Pressesprecher. Deshalb entschied man auch in Ingolstadt, auf eine Verlängerung des Wartungsvertrags zu verzichten. Auch mit Blick auf die kommunalen Finanzen. Eine regelmäßige Wartung sei Voraussetzung für den Betrieb der Geräte, verursache jedoch jährliche Kosten im sechsstelligen Bereich, erläutert der Sprecher. Angesichts dessen erscheine in Zeiten knapper Haushaltsmittel und notwendiger Haushaltsdisziplin „eine temporäre Aussetzung der Wartung vertretbar und verantwortungsvoll“.
Aus den Gebäuden entfernen oder gar entsorgen, wie in Landshut, will man die Geräte in Ingolstadt nicht. Die Luftreiniger bleiben in den Schulen und Kitas „und können im Falle einer neuen Epidemie nach einer Hygieneinspektion und durch einen Filterwechsel relativ kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden“.