Landratsamt zeigt erste Entwürfe für Gymnasium Poing und Berufsschule Grafing – Ebersberg | ABC-Z

In Grafing-Bahnhof ist es eine grüne Wiese, in Poing eine öde Schotterfläche. Noch deutet an den beiden Standorten für die geplante Berufsschule beziehungsweise das fünfte Landkreisgymnasium nichts darauf hin, dass dort in den kommenden Jahren zwei große Bildungseinrichtungen entstehen sollen. Auf dem Papier sieht die Sache etwas anders aus, denn das Ebersberger Landratsamt hat nun einen ersten Entwurf für die beiden Schulen vorgelegt. Darin enthalten sind verschiedene Varianten, wie die Häuser inhaltlich gestaltet und baulich umgesetzt werden könnten. Was jedoch nach wie vor fehlt, ist eine konkrete Aussage darüber, was die Projekte denn eigentlich kosten sollen.
Über Geld werde man heute nicht sprechen, kündigte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) gleich zu Beginn der gemeinsamen Sitzung von Bildungs- und Liegenschaftsausschuss an, in der die Entwürfe präsentiert wurden. Welche Kosten auf den Landkreis zukommen werden, soll eine Arbeitsgruppe in den nächsten Monaten errechnen. Noch kalkuliert die Behörde mit einem „Designbudget“ von jeweils etwa 40 Millionen Euro. In jedem Fall sollen die Bildungseinrichtungen so kostengünstig wie möglich gebaut werden, weshalb der Landkreis für die Projekte eine sogenannte Leistungsphase Null eingeleitet hat, bei der Varianten für die Umsetzung durchgespielt werden. Erste Ergebnisse haben die beauftragten Architekten nun vorgelegt.
:Geldgeber gesucht
Die Fraktion von ÖDP und Linke im Ebersberger Kreistag schlägt vor, für den Bau der geplanten Berufsschule ein eigenes Kommunalunternehmen zu gründen. Davon sind nicht alle begeistert.
Beim geplanten Gymnasium in Poing basieren die Entwürfe auf einem pädagogischen Konzept, das die Expertinnen des Büros Lernlandschaft erarbeitet haben. Demnach soll die Schule durch mehrere „Lernwohnungen“ strukturiert werden. Jedes dieser Cluster besteht aus mehreren Klassenzimmern, einem Marktplatz für den Austausch unter den Schülern, einem frei verfügbaren Raum sowie einer Garderobe und einer Toilette. Dadurch sollen geschützte Bereiche entstehen, die optimale Lernbedingungen ermöglichen würden, so die Expertinnen. Denkbar sei, eine Lernwohnung mit einer jüngeren und einer älteren Jahrgangsstufe zu bestücken, die einander im Schulalltag unterstützen können.
Wie diese Cluster sich zusammen mit den üblichen Fach- und Aufenthaltsräumen sowie dem Bereich für die Lehrkräfte im Gebäude anordnen, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch, wie sich die Häuser grundsätzlich zwischen der Poinger Bergfeld- und Fasanenstraße verteilen, muss noch entschieden werden. Denkbar ist dem Architektenentwurf zufolge entweder ein Hochbau im Süden des Areals, ein dreigliedriger Bau an derselben Stelle oder die Anordnung der Häuser entlang der Fasanenstraße. Alle diese Varianten wären mit bis zu 13 000 Quadratmeter Geschossfläche deutlich kleiner als der erste Entwurf mit knapp 16 000 Quadratmeter – und dadurch wohl auch preisgünstiger.

Ein ähnliches Vorgehen hatte der Landkreis ebenso für die Berufsschule in Grafing-Bahnhof geplant, doch hier machte ihm die Bezirksregierung von Oberbayern einen Strich durch die Sparmaßnahmen. Auch in diesem Fall sollte die Gebäudefläche im Vergleich zum ersten Entwurf reduziert werden, um Kosten zu sparen. Tatsächlich stutze das beauftragte Architekturbüro die ursprüngliche Fläche von 6823 Quadratmeter auf 4672 Quadratmeter zusammen. Der Regierung war dieser Schritt offenbar zu groß, sie fordert eine Mindestgröße von 5888 Quadratmeter. „Der Ober sticht in dem Fall den Unter“, sagte dazu Hubert Schulze vom Team Bildung am Landratsamt. Man habe in der Behörde zwar durchaus weiteres Einsparpotenzial identifiziert, wolle aber die schulaufsichtliche Genehmigung nicht gefährden.
Mehr Gestaltungsspielraum hat der Landkreis indes bei der Frage, wie das Berufsschulgebäude letztlich aussehen soll. Wie beim Poinger Gymnasium liegen auch hier inzwischen mehrere Varianten vor, wie sich die Schule bedarfsgerecht für die mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler umsetzen ließe. Hofhäuser, Lernhäuser oder Kamm – das sind laut Architektin Gabriele Bruckmayer die drei Optionen, wie die Gebäude auf dem Grundstück westlich von Grafing-Bahnhof angeordnet werden könnten. Bei ersterer Variante wären die Unterrichtsräume ringförmig um einen Innenhof platziert, bei den Lernhäusern würde man die Klassenzimmer eher zu Clustern zusammenfügen. Beim Kamm hingegen wären die Gebäude in U-Form konzipiert und nebeneinander angeordnet.

Wegen seiner Flexibilität und der Möglichkeit, die Schule nach Belieben zu erweitern, präferierte Architektin Bruckmayer zwar die Hofhäuser, empfahl dem Gremium aber, auch die anderen beiden Option vorerst weiterzuverfolgen. „Es geht jetzt schließlich auch darum, welche Variante am wirtschaftlichsten zu errichten ist“, so die Planerin. Erste Erkenntnisse dazu könnten Ende Juni vorliegen, wie Landrat Niedergesäß sagte. Dann nämlich sollen die Ergebnisse der entsprechenden Arbeitsgruppe der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Damit hinkt der Landkreis seinem ursprünglichen Zeitplan etwas hinterher. Eigentlich war vorgesehen, dass der Kreistag bereits im Mai die Startbeschlüsse für den Bau der beiden Schulen fällt. Dieses soll nun im Juli erfolgen.
Zur Terminverschiebung beigetragen hat vor allem die Abstimmung mit der Regierung, die nicht nur bei der Größe des Gebäudes einen Einwand erhoben, sondern auch inhaltliche Nachbesserungen angeordnet hat. Grundsätzlich ist es zwar dabei geblieben, dass der Schwerpunkt der Schule auf medizinischen, kaufmännischen sowie IT-Berufen liegt. Bei Letzterem soll nach Willen des Kultusministeriums nun aber ein stärkerer Fokus auf Elektronik und weniger auf Fachschulgruppen wie etwa Informationstechnik liegen. „Wir haben eine Berufsschule, die von den Berufsgruppen her Sinn macht und die umliegenden Schulen entlastet“, zeigte sich Hubert Schulze dennoch überzeugt.
Diese Begeisterung konnte nicht jeder im Gremium teilen. So monierte etwa Grünen-Kreisrat Franz Greithanner, dass inzwischen quasi kein einziger klassischer Handwerksberuf mehr im Konzept enthalten sei. „Dabei war unser ursprüngliches Ziel, das Handwerk zu stärken“, so Greithanner. Diesen Fakt musste auch Schulze einräumen. Ja, das Handwerk sei tatsächlich unterrepräsentiert – was sich allerdings durchaus noch ändern könne. Man spreche hier zunächst von einem ersten Bauabschnitt. Wird die Schule zu einem späteren Zeitpunkt erweitert, könnten auch neue Berufsfelder im Landkreis Ebersberg angeboten werden.