Landkreis stellt Finanzierung für Obdachlosen-Herberge in Ebersberg ein – Ebersberg | ABC-Z

Menschen, die keine Wohnung mehr haben, bekommen dort ein Dach über den Kopf, können duschen und ihre Wäsche waschen. Seit 1991 bietet die Diakonie Rosenheim Schlafplätze für Obdachlose in Ebersberg an, seit 2013 befindet sich die Herberge in der Baldestraße. Nun allerdings hat der Sozialausschuss des Ebersberger Kreistags entschieden, dass die Einrichtung von 2027 an nicht mehr finanziert wird. Auslöser ist eine massive Kostensteigerung. Es wurde aber auch deutlich, dass der ursprüngliche Zweck der Einrichtung, nämlich eine Kurzzeitunterkunft für Ortsfremde zu bieten, in den vergangenen Jahren nicht mehr erfüllt wurde.
Fünf Schlafplätze bietet die Herberge, zusätzlich können bei Bedarf zwei Schlafplätze für Frauen kurzfristig geschaffen werden. Die Herberge ist eine Einrichtung, die der Landkreis auf freiwilliger Basis finanziert, denn für die Unterbringung Obdachloser sind eigentlich die Gemeinden zuständig. Die Notschlafstelle der Diakonie sollte jenen Obdachlosen dienen, die zuvor nicht in einer der Gemeinden im Landkreis gewohnt haben, also gewissermaßen auf der Durchreise sind, und einen Schlafplatz brauchen. Tatsächlich aber haben in der Vergangenheit immer auch wieder Landkreisgemeinden ihre obdachlos gewordenen Bürgerinnen und Bürger an die Notschlafstelle verwiesen, wie in der Sitzung des Ausschusses deutlich wurde, statt ihnen selbst eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten.
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Und viele der Gäste bleiben auch sehr viel länger, als es die Hausregeln eigentlich erlauben. Neun Tage dürften sie höchstens in der Unterkunft bleiben, zwischen den Aufenthalten müssten mindestens 30 Tage liegen. Tatsächlich aber lag 2024 und 2025 die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei knapp 15 Tagen. 30 Personen übernachteten laut einer Statistik mehr als 20 Nächte hintereinander, zwei Personen nutzten die Herberge sogar 81 beziehungsweise 105 Nächte am Stück.
Der Weiterbetrieb würde 140 000 Euro jährlich kosten – doppelt so viel wie bisher
So wie es jetzt läuft, kann es auch nach Einschätzung der Diakonie nicht weitergehen, denn schon in der Vergangenheit reichte das Geld vom Landkreis nicht aus. Hinzu kommen neue Anforderungen an den Betrieb – mit der Konsequenz, dass die Kosten massiv ansteigen. Knapp 140 000 Euro jährlich und somit gut doppelt so viel wie bisher würde der Weiterbetrieb kosten, so die Berechnung der Diakonie. Dies liegt unter anderem daran, dass aus Sicherheitsgründen im Abenddienst künftig zwei Mitarbeiter eingesetzt werden müssten. Auch die gestiegenen Sach-, Reinigungs- und Overheadkosten kann die Diakonie nach eigenen Angaben nicht mehr selbst tragen.
Für die Mitglieder des Sozialausschusses des Kreistags war aber auch klar, dass der Kreis hier nicht einspringen kann, zumal es eine freiwillige Aufgabe ist – und wohl auch eine, die kaum ein anderer Landkreis im Münchner Umland noch finanziert. Nach Angaben der Verwaltung hat nur der Landkreis Fürstenfeldbruck noch eine ähnliche Unterkunft.
„Wir sollten das ordentlich abwickeln“, schlug Landrat Robert Niedergesäß (CSU) vor. Dieser Ansicht schloss sich die Mehrheit der Ausschussmitglieder an. Ein Defizit in Höhe von 15 000 Euro, das noch aus dem Jahr 2024 übrig ist, wird der Landkreis übernehmen. Für die Jahre 2025 und 2026 sollen die Fachleute der Verwaltung mit der Diakonie einen Modus vivendi aushandeln. 2027 wird dann der Landkreis kein Geld mehr für die Herberge zur Verfügung stellen.