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Landkreis Ebersberg: Der Traum vom sauberen Nahverkehr – Ebersberg | ABC-Z

Eigentlich müssten bis Ende dieses Jahres bereits knapp die Hälfte der im Landkreis Ebersberg eingesetzten Regionalbusse emissionsarm oder sogar mit komplett sauberen Antrieben unterwegs sein. So will es zumindest das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffung-Gesetz, das auf eine entsprechende europäische Richtlinie zurückgeht. Die derzeitige Mindestquote von 45 Prozent an emissionsarmen Bussen kann der Landkreis aber nicht erfüllen, geschweige denn die von nächstem Jahr an geltenden 65 Prozent. Noch drohen dafür keine Strafen, doch das könnte sich in Zukunft womöglich ändern. Um Sanktionen zu vermeiden, sollen nun zusammen mit dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) Strategien entwickelt werden, wie die Ebersberger Buslinien möglichst zügig umgerüstet werden können.

Derzeit schreibe man neue Linien noch antriebsoffen aus, wie der am Landratsamt für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige Mitarbeiter, Bernd Freytag, in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses erklärte. Bei den Ausschreibungen falle die Wahl letztlich auf das günstigste Angebot – und das sei eben der Dieselbus. Das jedoch führt dazu, dass auf den Ebersberger Straßen nach wie vor zahlreiche Fahrzeuge im Einsatz sind, die schädliches CO₂ in die Luft blasen. Bis auf die negativen Folgen für die Umwelt hat das derzeit allerdings noch keine Konsequenzen. „Bis jetzt ist es nicht nachteilig, wenn wir die Quoten nicht einhalten“, sagte Freytag mit Blick auf die von der Bundesregierung erlassenen Vorgaben.

Erfüllt Deutschland seine Quote nicht, ist eine Strafe durch die Europäische Union möglich

Diesen Punkt griff auch Henning Hoffmann vom MVV auf, der als Experte zu der Sitzung geladen war. Weil derzeit in dem Gesetz keine Strafen vorgesehen sind, sei es zwar unwahrscheinlich, dass der Landkreis Ebersberg sanktioniert werde, „aber ausgeschlossen ist es nicht“. Hoffmann gab etwa zu bedenken, dass die Europäische Union Deutschland insgesamt mit einer Strafe belegen könnte, sollten die Quoten für emissionsfreie Fahrzeuge nicht erreicht werden. Eine solche Buße könnte dann auf die entsprechenden Verursacher umverteilt werden. Um ein solches Szenario zu vermeiden, will der Landkreis bei der Umrüstung seiner Buslinien nun Tempo machen.

Die Voraussetzungen dafür hatte der Kreis-Umweltausschuss bereits im Jahr 2022 geschaffen. Damals beschloss das Gremium, dass spätestens von 2026 an alle Linien auch emissionsfrei ausgeschrieben werden müssen. Einen entsprechenden Umsetzungsbeschluss zur Umstellung auf saubere Antriebe fasste der Ausschuss etwa ein Jahr später – jedoch vorbehaltlich der Finanzierbarkeit. Und genau hier liegt das Problem: „Emissionsfreie Fahrzeuge sind noch immer deutlich teurer als Dieselfahrzeuge“, wie Henning Hoffmann sagte. Das führe dazu, dass sich viele Kommunen einen sauberen Nahverkehr überhaupt nicht leisten können. So geht es auch dem Landkreis Ebersberg. Die Finanzierung der geplanten Umrüstung sei „durch die massive Verschlechterung der Kreisfinanzen gefährdet“, wie das Landratsamt in einer Stellungnahme schreibt.

Das Busunternehmen Ettenhuber aus Schlacht bei Glonn hat auf seinem Betriebsgelände eine Wasserstofftankstelle installiert. Zur Eröffnung im vergangenen Jahr kam auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. (Foto: Christian Endt)

Teuer sind nämlich nicht nur die Busse als solche, sondern auch deren Betrieb. Bei Elektrofahrzeugen gibt es Bernd Freytag zufolge die Möglichkeit einer Depotladung, also Stromtankstellen auf den Betriebshöfen der Busunternehmen, oder aber die Schaffung einer Ladeinfrastruktur entlang der Linien. Von letzterer Option rät das Landratsamt jedoch dringend ab, da allein für eine Ladestation rund 225 000 Euro fällig wären – von der Wartung der Stromzapfsäulen ganz zu schweigen. Das Tanken im laufenden Betrieb sei aber ohnehin ein Auslaufmodell, wie Henning Hoffmann sagte. Die Entwicklung der Fahrzeugbatterien schreite zügig voran, was nicht nur der deren Preis senke, sondern eben auch die Reichweite erhöhe. Und den meisten Busunternehmern sei es sowieso lieber, wenn sie ihre Fahrzeuge im eigenen Depot auftanken können, da sie dann flexibler einsetzbar seien. Also ganz so wie die herkömmlichen Dieselbusse.

Auch die Bedenken von CSU-Kreisrat Martin Lechner, ob kleinere Unternehmen dadurch nicht vom Wettbewerb ausgeschlossen würden, konnte der MVV-Experte entkräften. Die meisten Unternehmer seien bereits dabei, ihre Betriebshöfe mit Ladesäulen auszustatten. Hier gebe es derzeit auch gute Fördermöglichkeiten, vor allem wenn der Strom dafür über eine firmeneigene Photovoltaik-Anlage erzeugt werde. Um die Elektrifizierung oder eine andere emissionsfreie Umrüstung des Betriebsgeländes werde jedenfalls keine Firma herumkommen, so Hoffmann. „Die Verkehrsunternehmer müssen sich dieser Realität stellen.“

Das wiederum kommt auch dem Landkreis zugute, denn Firmen, die ihre Flotte bereits zu einem großen Teil auf saubere Antriebe umgerüstet haben, können bei Ausschreibungen günstigere Angebote abgeben. Und auch bei den Preisen der Busse wird sich in den kommenden Jahren einiges tun, ist Henning Hoffmann überzeugt. „Der Einsatz von emissionsfreien Fahrzeugen wird mittelfristig deutlich einfacher und wirtschaftlicher werden.“ Vorerst wird der Landkreis bei neuen Buslinien aber weiter so verfahren, wie bisher und alle Antriebsformen vom MVV prüfen lassen. Die endgültige Entscheidung liegt dann beim Kreistag, ob ein weiteres Dieselfahrzeug auf die Reise geschickt wird oder die Verkehrswende auch im Landkreis endlich Fahrt aufnimmt.

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