Kultur

Lach- und Schieß: Wann es wirklich losgeht | ABC-Z

Nach dem Ausstieg von Till Hofmann aus der Leitung der Lach- und Schießgesellschaft wurde es auch ohne Livekabarett turbulent. Geschäftsführer kamen und gingen, langjährige Freundschaften zerbrachen, es kam zur Insolvenz und “Die Ladenhüter”, ein gemeinnütziger Verein unter Führung von Ex-OB Christian Ude, versuchten mit gelegentlichen Gastspielen außerhalb des “Ladens”, wie das Stammhaus der Lacher und Schießer von Gründer Sammy Drechsel ebenso liebevoll wie spöttisch genannt wurde, zumindest die traditionsreiche Marke am Leben zu erhalten.

Seit Juli ist der Münchner Musikkabarettist André Hartmann, zwischen 2010 und 2012 Ude-Double beim Nockherberg-Singspiel, der neue künstlerische Leiter. Heute Abend stellt er sich im Silbersaal vor, der neben der Drehleier einer der Spielstätten neben dem “Laden” sein wird.

AZ: Herr Hartmann, wir können uns noch nicht im “Laden” für dieses Gespräch treffen. Wie sieht ist es zur Zeit im Theater der Lach- und Schießgesellschaft aus?

André Hartmann: Früher war es so, dass die Lach- und Schießgesellschaft gleichzeitig der Arbeitgeber für die Gastronomie war. Jetzt ist die Konstellation so, dass das Gebäude von den Eigentümern und der Brauerei an Pächter vergeben wurde. Die bauen gerade um, aber zur Zeit gibt es noch kein Mobiliar. Das Pächterehepaar plant eine Ganztagesgastronomie und wir als Lach- und Schießgesellschaft haben eine Nutzungsvereinbarung. Das hat den Vorteil, dass wir uns nicht auch noch um die Gastronomie kümmern müssen. Ein Nachteil könnte sein, dass man sich immer mit vielen Köchen abstimmen muss, die an dem Brei rühren. Wir werden zwei bis drei Veranstaltungen im Laden pro Woche spielen. Das wird im Januar 2025 richtig losgehen, aber es wird schon im November eine “Eröffnungswoche” mit sieben über mehrere Wochen verteilten Terminen geben, die im Laden stattfindet.

Die “Lach- und Schießgesellschaft” in Schwabing.
© picture alliance/dpa
Die “Lach- und Schießgesellschaft” in Schwabing.

von picture alliance/dpa

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Steht noch der Plan, dort eine Hähnchenbraterei einziehen zu lassen? Wienerwald und die Lach- und Schieß sind ja fast gleichaltrig.

Es ist nicht so, dass wir im Wienerwald auftreten. Die Familie weiß um das Erbe und es wird alles sehr hochwertig sein. Wir sind gespannt, was sich da entpuppen wird, aber ich bin sicher, dass es auf hohem Niveau weitergeführt wird. Bisher gab es nur eine kleine Karte mit einem Salat, einer Suppe und Nüsschen. Das wird sich ändern.

 “Ich bin kein Erbe Hildebrandts, aber ich würde gerne sein Erbe fortführen.”

Wie wird man künstlerischer Leiter der Münchner Lach- und Schießgesellschaft?

Ganz einfach.

Es fand sich kein anderer?

Das wäre zu salopp ausgedrückt. Aber ich bin dem Hause eng verbunden, weil ich Dieter Hildebrandt sehr geschätzt habe. Und ich bin ein Traditionalist, was meine eigene Kunst angeht. Ich bin kein Erbe Hildebrandts, aber ich würde gerne sein Erbe fortführen. Er hat mich mal erlebt und mich angesprochen, und gesagt, es hätte ihm gut gefallen. Dann habe ich in den letzten Jahren viel mit den Schwabinger Traditionsvereinen wie dem Seerosenkreis oder Traumstadt Schwabing zu tun. Diesbezüglich wurde ich im Mai angefragt, ob ich darüber mal nachdenken würde. Schrägstrich: Ich habe schon herausgespürt, dass ich nicht die allererste Wahl bin. Aber es ist so, dass es zunächst kein Geld gibt und ehrenamtlich ist.

André Hartmann
© ho
André Hartmann

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Das heißt, Sie bleiben Lehrer.

Ich bin immer noch im Lehrberuf und mache das sehr gerne, auch in Teilzeit. Ich habe auch weiterhin meine Auftritte. Wenn der Laden voll laufen würde mit sieben Abenden pro Woche wäre das nicht machbar. Aber wir fangen Stück für Stück an und da ich in den Sommerferien sehr viel vorgearbeitet habe, sehe ich einer sehr schönen Saison entgegen, die bis Juni 2025 geplant wird. Danach sehen wir weiter.

“Ich will, dass die Leute mit einem guten Gefühl rausgehen”

Werden Ihre eigenen Programme Teil des Spielplans werden?

Als Theaterleiter werde ich mich nicht dauernd selbst buchen. Wenn ich angerufen werde, gehe ich meistens gar nicht dran. Ich wüsste gar nicht, wie ich mich erreichen soll. Das fände ich auch nicht richtig. Und ich muss mir selbst gegenüber zu bedenken geben, dass meine Kunst gar nicht wirklich auf der Wellenlänge der Lach- und Schießgesellschaft liegt. Wir haben nämlich beschlossen, das Programm politisch, sozialkritisch und auf hohem Niveau zu gestalten. Was den letzten Punkt angeht, erfülle ich ihn ganz gut, aber ich bin am wenigsten politisch und auch nicht sozialkritisch im Sinne, die Welt zu verändern. Ich will, dass die Leute mit einem guten Gefühl rausgehen, viel Spaß haben und lachen können, ohne an die unteren Schubläden zu gehen.

André Hartmann
© ho
André Hartmann

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Um in ihrem ursprünglichen Beruf zu bleiben: Die Lach-und-Schieß-Leitungsebene wirkte in den letzten Jahren wie eine fünfte Klasse in der sechsten Stunde, und der Lehrer ist schon weg. Ist Ihr pädagogisches Knowhow auch hier hilfreich?

Was Sie anklingen lassen, hört sich nach menschlichem Versagen an. Aber das kann ich nur am Rande akzeptieren. Die überwiegenden Gründe für die Insolvenz und das Ende der alten Ära ist so etwas wie Corona. Es haben sich neue Zeiten entwickelt und die Kleinkunst ist allerorten am Jammern. Wer sich da halten konnte, musste schon vorher sehr gut aufgestellt sein. Da kam es vielleicht wirklich zu menschlichen und fachlichen Problemen, die ich aber nicht näher bezeichnen will. Ich will niemandem konkret eine Schuld geben. Da waren auch sehr viele äußere Umstände. Wenn es ein Laden wieder schaffen kann, dann ein so traditionsreicher, der nächstes Jahr 70 wird und dessen Name im gesamten deutschsprachigen Raum einen guten Klang hat.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Bruno Jonas?

Mein Verhältnis zu ihm ist neutral. Wir kennen uns kaum und persönlich auch erst seit kurzer Zeit. Er ist aus dem Planungsgremium vollständig heraus, bleibt aber dem Haus verbunden und wird eigene Shows einbringen.

André Hartmann
© ho
André Hartmann

von ho

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Gibt es ein Verhältnis zum Nachbarn Till Hofmann?

Ich würde es als gut bezeichnen. Wir kennen uns seit meinen Anfängen am Nockherberg und ich habe in Tills Lach- und Schießgesellschaft mit großem Erfolg gespielt. Sein Lustspielhaus ist natürlich eine besondere Nachbarschaft, die ich aber nicht als Konkurrenz sehe, sondern eher als gegenseitige Befruchtung.

Sie bedienen den gleichen Markt. Balgen Sie sich manchmal um die Künstlerinnen und Künstler?

Das steht natürlich im Raum, aber da gibt es einen Kodex unter den Künstlern. Worte wie “balgen” oder “streiten” werden nicht vorkommen. Es gibt auch thematische Abgrenzungen. Und unsere Künstler werden nicht immer Fernsehgesichter sein, was man über das Lustspielhaus öfter sagen kann. Wir werden eine schöne Mischung hinbekommen mit Künstlern, die des großen Namens und der Ehre wegen vor nur 80 Leuten auftreten.

André Hartmann
© ho
André Hartmann

von ho

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Was wird aus dem Hausensemble?

Ich wünsche mir, dass dieses Ensemble, das zur Zeit ein extrem gutes Programm hat, das weiterspielen wird. Und es wird bald auch etwas Neues geben, das meine Handschrift haben könnte.

Am 22. Oktober stellen Sie sich dem Publikum als “Der Neue in der Lach und Schieß” vor. Was wird da passieren?

Es ist ein einmaliger Abend. Wir werden der Zuschauerschaft berichten, was ich als künstlerischer Leiter bisher erlebt habe und werde die vielen Gespräche und Koinzidenzien künstlerisch und witzig aufbereiten. Es hat sich auch ein Kabarettist aus der “alten Riege” angekündigt, der mich unterstützen will. Und ich werde eine Hymne auf die Lach- und Schießgesellschaft erstmals präsentieren.

Silbersaal im Deutschen Theater, Schwanthalerstr. 13, 22. Oktober, 20 Uhr, Restkarten online über www.eventim-light.com

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