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KZ Sachsenhausen und Ravensbrück: Gedenken an Befreiung der Konzentrationslager vor 80 Jahren | ABC-Z

KZ Sachsenhausen und Ravensbrück

Gedenken an Befreiung der Konzentrationslager vor 80 Jahren


dpa/Jörg Carstensen

Video: rbb24 Abendschau | 03.05.2025 | Markus Reher | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Im Frühjahr 1945 fanden die Befreier der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück das Grauen vor. Die Erinnerung birgt wichtige Lehren für heute. Daher werden an beiden Orten am Sonntag zentrale Gedenken veranstaltet.

  • Präsidentin Ravensbrück-Komitee, deren Mutter KZ überlebte: Verpflichtung, sich für gerechtere Welt einzusetzen
  • Kulturstaatsministerin Roth: Erinnerungskultur müsse sich dem Geschichtsvergessenen entgegenstellen
  • Noch wenige Zeitzeugen beim Gedenken mit dabei
  • Vertreter Russlands waren nicht eingeladen
  • Zentrales Gedenken in Sachsenhausen am Nachmittag

Mit zentralen Veranstaltungen in den ehemaligen Konzentrationslagern von Sachsenhausen und Ravensbrück wird bzw. wurde am Sonntag in Brandenburg an den 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert. Dazu werden unter anderem Vertreter des Landes sowie der Bundesregierung, Zeitzeugen und deren Angehörige erwartet, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mitteilte. Bereits am Vormittag wurde im ehemaligen Frauen-KZ in Ravensbrück der Opfer und der Befreiung gedacht.

Gedenkstätte Ravensbrück

Unter den Gästen waren auch neun ehemalige Häftlinge aus Ungarn, Israel, Polen und Deutschland.

Vertreter Russlands wurden nicht eingeladen, seit das Land 2022 die Ukraine überfallen hat. Auch AfD-Politiker sind nicht erwünscht. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten begründete das damit, dass Partei versuche, die NS-Geschichte umzudeuten und Werte wie Solidarität und Respekt nicht teile.

Die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, Ambra Laurenzi, deren Mutter das KZ Ravensbrück überlebt hatte, sagte in ihrer Rede, Geschichte dürfe nicht vergessen werden. Es sei eine Verpflichtung, sich “im Andenken an unsere Mütter” für eine bessere Kommunikation zwischen den Staaten und für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte bei der Gedenkveranstaltung, die Erinnerungskultur müsse sich den Geschichtsvergessenen entgegenstellen. “Wir brauchen diese Erinnerung als aktives Erinnern für die Zukunft unserer Demokratie und für eine Gesellschaft, zu der Vielfalt gehört.”

Sie verwies auf Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Roth würdigte auch die Arbeit der Gedenkstätte Ravensbrück. Sie sei wichtig für die Demokratie in Deutschland, die wieder von Rechtsextremen angegriffen werde. “Wir müssen die Demokratie verteidigen, beschützen und stärken”, so Roth.

In Ravensbrück ließ die sogenannte Schutzstaffel der Nazis 1939 das größte deutsche Frauen-Konzentrationslager errichten, in das später auch Männer kamen. Zwischen 1939 und 1945 waren laut Gedenkstätte mehr als 120.000 Frauen, 20.000 Männer und etwa 1.000 weibliche Jugendliche dort inhaftiert. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheit oder durch medizinische Experimente. Ende April 1945 trieb die SS Zehntausende Häftlinge auf Todesmärsche. 3.000 zurückgelassene Kranke wurden am 30. April 1945 von der Roten Armee befreit.

Gedenkstätte Sachsenhausen

Am Sonntagnachmittag findet auf dem Gelände der Gedenkstätte Sachsenhausen in der “Station Z” ein zentrales Gedenken statt. Nach Angaben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird hierzu unter anderem Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erwartet. Zudem haben sechs Überlebende aus Polen, Israel und der Ukraine ihre Teilnahme an der Veranstaltung in Oranienburg zugesagt. Die drei Frauen und drei Männer sind zwischen 90 und 100 Jahre alt und als Heranwachsende inhaftiert worden. Einige der zunächst 30 angeschriebenen Überlebenden hätten abgesagt, weil sie sich die weiten Reisen aus Israel und aus Übersee nicht mehr zutrauen, hieß es von der Stiftung.

Den ganzen Sonntag über finden Veranstaltungen in der Gedenkstätte Sachsenhausen statt. So ist unter anderem ein interreligiöser Gottesdienst in der ehemaligen Häftlingswäscherei sowie ein Zeitzeugengespräch mit dem polnischen Überlebenden Jerzy Zawadzki geplant.

Am 22. und 23. April 1945 erreichten sowjetische und polnische Soldaten das KZ Sachsenhausen, das vorher von den Nationalsozialisten geräumt worden war. Sie fanden im Lager nach Angaben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten noch rund 3.000 kranke Häftlinge. Mehr als 30.000 Häftlinge waren auf einem Todesmarsch in der Gewalt der SS. In Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, mindestens 55.000 starben laut Stiftung an unmenschlichen Haftbedingungen oder wurden Mordopfer der SS.

Bereits in den vergangenen Tagen fanden Gedenkfeiern in der Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden, in der Todesmarsch-Gedenkstätte im Belower Wald bei Wittstock und am Ort eines ehemaligen KZ-Außenlagers am Bahnhof von Grüneberg statt. Am 5. Mai ist im ehemaligen KZ-Außenlager Klinkerwerk in Oranienburg ein weiteres Gedenken geplant.

Am Sonntag um 18:00 Uhr berichtet das rbb Fernsehen von den Gedenkveranstaltungen in Ravensbrück und Sachenhausen. Überlebende erzählen ihre Erlebnisse, von Folter und dem Kampf ums Leben im Lager. Gesprächsgast ist unter anderem Gedenkstättenleiter Axel Drecoll.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.05.2025, 19:30 Uhr


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