Kultur

Kurhaus Wiesbaden: Kampf um die Spielbank spitzt sich zu | ABC-Z

Faites vos jeux: Rund 300.000 Besucher versuchen jährlich ihr Glück in einer der stimmungsvollsten und traditionsreichsten Spielbanken Deutschlands, in der schon der Dichter Dostojewski die Kontrolle über seine Finanzen ver­loren hat. Eine Spielbank, die im vielleicht schönsten Kurhaus des Landes ihr passendes Domizil hat.

Wiesbaden ist zu Recht stolz auf dieses neoklassizistische Ensemble zwischen Wilhelmstraße und Kurpark. Trotz seines mondänen Charakters ist das bald 120 Jahre alte Kurhaus auch die gute Stube der Stadt. Und Wiesbaden ist in finanziell schwierigen Zeiten händeringend auf die Einnahmen aus dem Spielbetrieb angewiesen. Nicht nur die Stadt, auch das Land Hessen schätzt die Millionenbeträge aus der Glücksspielabgabe. Nur wenige deutsche Spielbanken können im Hinblick auf den finanziellen Ertrag mit Wiesbaden mithalten.

Kein Wunder also, dass gegenwärtig mit harten Bandagen um die Spielbankkonzession für die nächsten zehn bis 15 Jahre gerungen wird. Es ist in einem komplexen und langwierigen Verfahren das gute Recht jedes Interessenten, die Spielregeln der Kommune für die Vergabe der Konzession als unfair zu empfinden und vor der Vergabekammer des Regierungspräsidiums – und in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht – anzugreifen. Dass Wiesbaden im ersten juristischen Scharmützel obsiegte, spricht für die sorgsame Vorbereitung der Ausschreibung.

Weniger nachvollziehbar als das Recht zur Prüfung der Ausschreibung wäre es allerdings, wenn Wiesbaden nun das Opfer eines kompromisslos geführten Konkurrenzkampfes auf einem überschaubaren, aber lukrativen Markt wird. Der Kommune bleibt aber nur das Abwarten, ob die Ausschreibung Bestand hat und der Zuschlag erteilt werden kann.

Weil zudem die Fortführung der Gastro­nomie über den Jahreswechsel hinaus noch im Ungewissen ist, wird das Kurhaus, ungeachtet des Sanierungsstaus, der in absehbarer Zeit aufzu­lösen ist, zur Wiesbadener „Großbaustelle“. Gut möglich, dass mit Beginn des neuen Jahres Übergangslösungen eingerichtet werden müssen.

Die Stadt muss jetzt das ihr Mög­liche tun, einen Imageschaden für das Kurhaus abzuwenden. Gerade bei der Gastronomie gilt es, einen Partner zu finden, der Lage und Anspruch dieses Hauses gerecht wird. Für diese „gute Stube“ wird ein Gastgeber gesucht, der dieser Rolle gerecht wird.

Back to top button