Kürbisgewächs: Die größte Beere der Welt – Fürstenfeldbruck | ABC-Z
Die größte Beere der Welt ist nicht etwa eine groß geratene Erdbeere oder Heidelbeere, es ist der Kürbis. Denn der Kürbis – fälschlicherweise oft als Gemüse bezeichnet – gehört aus botanischer Sicht zu den Beerenfrüchten. Er kommt laut Verbraucherportal Bayern aus Mittel- und Südamerika, wo er unter anderem von den Indios in Peru angebaut wurde. Kolumbus brachte den Kürbis dann nach Europa.
Hierzulande wird er nicht nur gerne in der Küche genutzt, sondern dient auch als Herbst- und Halloweendekoration. Bald wird sein leuchtendes Orange auch die Straßen im Landkreis zieren. Ob in Holzaufstellern oder direkt am Boden aufgehäuft, die Selbstbedienungsstandorte für den Kürbiskauf kommen jedes Jahr wieder. Manch einer fragt sich da, ob sich das Geschäft mit der Vertrauenskasse überhaupt lohnt.
Von „toll bis negativ“ seien bisher alle Erfahrungen dabei gewesen, sagt Martin Strobl vom Stroblhof in Germering, der seine Kürbisse ausschließlich über solche Vertrauensstandorte anbietet. Um sich vor Betrug zu schützen, seien die Stände mit Wildkameras überwacht, sagt er.
Anders als der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe, nutzt das Ehepaar Strobl eine aufwendige Methode zum Kürbisanbau: Damit die Pflanzen unter den hiesigen Bedingungen optimal wachsen können, nutzt der Hof eine biologisch abbaubare Mulchfolie aus Maisstärke auf den Feldern. Wie genau das funktioniert, möchte Martin Strobl nicht sagen.
Bei den Strobls werden die Kürbisse sowohl aus Jungpflanzen gezogen als auch direkt ins Feld gesät. Das Vorziehen findet Ende April statt, die Aussaat Mitte Mai. Gedüngt wird mit zweierlei Sorten, wovon die eine den Angaben des Biolandbaus entspreche, sagt Martin Strobl. Chemischer Pflanzenschutz werde nicht eingesetzt.
Seit 2018 baut Strobl Kürbisse an – mehr als 150 verschiedene Sorten sind es mittlerweile. Davon sind etwa 75 Sorten Speisekürbisse von zwölf unterschiedlichen Arten wie Hokkaido oder Butternut. Darunter ist auch eine Abwandlung vom bekannten „Muscat de Provence“, der hier nicht wachse, erklärt Strobl. Auch Zierkürbisse und Halloweenkürbisse baut der Stroblhof an. Die Kürbissamen kommen von einem speziellen Händler. Damit sich der Boden immer wieder erholen kann, wechselt die Fruchtfolge auf den Feldern. Angebaut werden bei den Strobels unter anderem auch Kartoffeln, Mais, Weizen und sogar Artischocken und Wassermelonen.
Mit Begin des Monats September startet die Kürbisernte. Bis Halloween zieht sie sich durch. Da der Stroblhof ein Familienbetrieb ist und die Kürbisernte reine Handarbeit, sind die Strobls auf die Hilfe von zwei rumänischen Familien angewiesen. Jeder Kürbis müsse einzeln geerntet und in den Anhänger gelegt werden, sagt Veronika Strobl. „Werfen kann man sie auch nicht, weil sie sonst kaputt gehen“, ergänzt sie.
Um einen Kürbis zu ernten, wird dieser am Stiel abgeschnitten. Wann die Kürbisse reif sind, beurteilt Martin Strobl am optischen Zustand der Pflanze. Bricht die Pflanze bereits unter dem Gewicht zusammen und verfärbt sich bräunlich-weiß, ist es Zeit für die Ernte.
Etwa 93 000 Tonnen Kürbisse wurden nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik 2022 in Deutschland geerntet, etwa 14 Prozent davon kamen aus Bayern. „Zwar hat die Anbaufläche für bayerische Kürbisse seit 2013 kontinuierlich zugenommen und im Jahr 2020 mit 1248 Hektar einen vorläufigen Maximalwert erreicht. In den beiden vergangenen Jahren hat sie jedoch zum Teil wieder deutlich abgenommen“, schreibt das statistische Landesamt.
Bis Mitte September will der Stroblhof alle Verkaufsstände befüllen
Wie der Ertrag in diesem Jahr aussehen wird, kann Strobl noch nicht abschätzen. Zwei große Flächen seien durch Starkregen überflutet und deshalb neu angebaut worden, erklärt er. Aber das ist nicht das einzige Problem – denn das beginnt bereits bei der Aussaat der Kürbissamen. Für Krähen sind die nämlich eine echte Delikatesse. Bereits beim Aussäen picken sie die Samen aus der Erde. „Das ist ein extremes Problem“, sagt Strobl. Aber die Kürbispflanzen ziehen auch viele Nutztiere an. Vor allem für Bienen sind sie ein richtiger Wohlfühlort.
Vom Feld kommen die geernteten Kürbisse direkt zu den einzelnen Verkaufsstandorten. Die finden sich unter anderem an den Blumenfeldern des Stroblhofs. Eines davon ist direkt beim Hof, ein anderes zum Beispiel in Puchheim. Auch bei der Realschule Germering gibt es einen Selbstbedienungsstand für den Kürbiskauf. Bis Mitte September sollen alle Verkaufsstände befüllt sein, sagt das Ehepaar Strobl.
Nicht alle setzen jedoch auf diese Art von Vertrauenskauf. Die Bioland-Gärtnerei Hecker in Olching verzichtet sogar komplett auf diese Methode. Elisabeth Baierl, die den Betrieb in dritter Generation führt, verkauft ihre Kürbisse auf den Wochenmärkten in Eichenau, Germering und Fürstenfeldbruck, wo sie auch mit ihrem übrigen Gemüse zu finden ist. Außerdem bietet der Betrieb einen Hofverkauf an und beliefert auch die Naturkostinsel Olching. Selbstbedienungsstände gebe es bereits genug, sagt Baierl.
Die Gärtnerei Hecker verkauft ihre Kürbisse nur auf Wochenmärkten
Die Gärtnerei Hecker beginnt Anfang bis Mitte Mai damit, die Pflanzen vorzuziehen: Damit die Samen gleichmäßig keimen, werden sie eingeweicht und bleiben dafür über Nacht in Wasser. Anschließend kommen sie für einige Tage in eine offene Tüte und dann weiter in einen Erdpresstopf. Der wird wiederum mit Sand bedeckt, damit sich die Feuchtigkeit hält, bis die zukünftigen Kürbisse dann Mitte bis Ende Mai gepflanzt werden.
Die Wachstumsdauer ist je nach Kürbisart unterschiedlich, erklärt Baierl. Wann die Kürbisse reif sind, erkennt die Gärtnerin am Stiel. „50 Prozent des Stiels müssen braun sein“, sagt sie. Für die Ernte werden die Kürbisse am Stiel abgeschnitten und auf Haufen gesammelt, bis sie am nächsten Tag in Kisten gepackt und mit dem Traktor zur Gärtnerei gebracht werden.
Die Hokkaidokürbisse, die ein bis zwei Wochen vor Muskat und Butternuss erntebereit sind, wurden in diesem Jahr bereits geerntet. Etliche grüne Kisten stehen aufeinander gestapelt auf der Anlage der Gärtnerei. 4500 Pflanzen von drei verschiedenen Hokkaido-Sorten wurden in diesem Jahr gesät. Wie der Kürbisertrag ausfalle, kann Baierl noch nicht sagen. „Es sind ziemlich viele kleine dabei“, kann sie an den Hokkaidos aber bereits feststellen. Sie reifen teilweise noch nach – geschützt vor Wind und Kälte, nur bei einem kleinen Luftzug.
Neben den verschiedenen Sorten Hokkaido baut Baierl unter anderem auch Muskat, Butternuss und Sweet Dumpling an. Neu in diesem Jahr ist der Minimuskat-Kürbis. In den nächsten zwei Wochen sollen auch die restlichen Kürbisse geerntet werden. Wie groß die Kürbisanbaufläche der Gärtnerei ist, kann Baierl nicht genau sagen. Sie schätzt die Fläche auf einen Dreiviertel Hektar.
Dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF) liegen keine Zahlen speziell für den Kürbisanbau im Landkreis vor. Das liegt einerseits daran, dass das Amt nur über Daten der antragstellenden Landwirte verfügt. Gartenbaubetriebe, die ebenfalls Kürbisse anbauen, stellen diesen Antrag nicht. Andererseits beziehen sich die Daten auch auf Landwirte, die außerhalb des Dienstgebiets anbauen.