Schütze von Minnesota flüchtig – „Manifest“ weckt schlimme Befürchtung | ABC-Z

Berlin. Die demokratische Politikerin Melissa Hortman und ihr Ehemann sind im Staat Minnesota erschossen worden. Der Gouverneur äußert einen Verdacht.
Die USA werden von einem offenbar politisch motivierten Doppelmord erschüttert. Wie die Polizei in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota mitteilte, wurden Mark und Melissa Hortman, beide prominente Demokraten, in der Nacht zu Samstag in ihrem Haus im Vorort Brooklyn Park von einem bisher unbekannten Täter erschossen. Auch der demokratische Senator John Hoffman und seine Frau Yvette, die im benachbarten Champlin wohnen, wurden mehrfach angeschossen. Sie überlebten und werden notärztlich behandelt. Die getötete Hortman-Frau war nicht irgendwer: Seit war rund 20 Jahren als Abgeordnete tätig, bis Anfang dieses Jahres Sprecherin des Repräsentantenhauses von Minnesota.
Gouverneur Tim Walz, im vergangenen Jahr Vize-Präsidentschaftskandidat an der Seite von Kamala Harris, sprach von einer „unbeschreiblichen Tragödie“, als er am Morgen vor die Presse ging. Indizien sprächen für eine „politisch motivierte Hinrichtung“, sagte Walz, der mit den Opfern lange Jahre politisch zusammengearbeitet hatte.
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USA: In Wagen des Schützen wurde „Manifest“ gefunden
Der Täter hatte sich als Polizist ausgegeben und offenbar ein Polizeiauto gestohlen. Als die echten Beamten am Haus der Hortmans gegen 3.30 Uhr eintrafen, kam es zu einem Schusswechsel. Der Täter konnte fliehen, sagte Kriminaldirektor Drew Evans. Der Todesschütze trug eine Weste, einen Taser und ein authentisch wirkendes Polizeiabzeichen. In seinem Wagen wurde ein „Manifest“ gefunden samt einer Liste mit 70 Namen, darunter die beiden erschossenen Abgeordneten, aber auch weitere prominente Demokraten aus Minnesota: die Kongress-Abgeordnete Ilhan Omar, Senatorin Tina Smith und Justizminister Keith Ellison. Außerdem die Verantwortlichen von Abtreibungskliniken.
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Laut Polizeiangaben hatte der Flüchtige auch einen Handzettel mit der Aufschrift „No King“ in seinem Wagen. Es wird daher davon ausgegangen, dass der Unbekannte versucht sein könnte, auch bei den auch im Großraum Minneapolis geplanten Anti-Trump-Demonstrationen Unheil anzurichten. Infolgedessen wurden alle Veranstaltungen in Minnesota abgesagt.

John A. Hoffman, Senator im Parlament von Minnesota, wurde von mehreren Kugeln getroffen – überlebte aber offenbar. Die Abgeordnete Melissa Hortman starb.
© Uncredited/Minnesota Legislature/AP/dpa | Uncredited
„Der Verdächtige ist ein weißer Mann mit braunen Haaren, trägt eine schwarze Schutzweste über einem blauen Hemd und einer blauen Hose und gibt sich möglicherweise als Strafverfolgungsbeamter aus“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt, in der die Morde geschahen.
Als Tatverdächtigen hat die Polizei den 57-jährigen Vance B. identifiziert. Der weiße Mann wurde 2019 von Gouverneur Walz für vier Jahre in das „Workforce Development Board“ des Gouverneurs berufen. B. ist CEO bei „Praetorian Guard Security Services“, einem Unternehmen aus Minnesota, das Sicherheitspatrouillen für Wohngebiete anbietet. In seiner Biografie auf der Website des Unternehmens heißt es, dass er „in Sicherheitsfragen in Osteuropa, Afrika, Nordamerika und dem Nahen Osten, einschließlich des Westjordanlands, des Südlibanon und des Gazastreifens, tätig war“.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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„Er bringt einen großen Sicherheitsaspekt mit, der sowohl durch viele Erfahrungen vor Ort als auch durch die Ausbildung bei privaten Sicherheitsfirmen und durch Personen im US-Militär geprägt ist“, heißt es weiter. Die Biografie verspricht, dass B. über die notwendige Erfahrung verfügt, um „Ihre Familie und Ihr Eigentum zu schützen“. Der fünffache Vater gilt als christlicher Nationalist.
Ausgangssperre – Trump zeigt wenig Anteilnahme
In dem betroffenen Gebiet gilt bis auf Weiteres eine Ausgangssperre. Eine Großfahndung wurde eingeleitet. Justizministerin Pam Bondi und die Bundespolizei FBI boten den Behörden vor Ort Hilfe an. Präsident Donald Trump, der sich für die Militärparade am Abend in Washington bereit machte, wurde laufend über den Mordfall informiert.
Statement from President Donald J. Trump
I have been briefed on the terrible shooting that took place in Minnesota, which appears to be a targeted attack against State Lawmakers. Our Attorney General, Pam Bondi, and the FBI, are investigating the situation, and they will be…
— Karoline Leavitt (@PressSec) 14. Juni 2025
Dieser meldete sich kurze Zeit später, verlor aber kein Wort der Anteilnahme. Er bezeichnete die Tat als „wohl gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Die Bundespolizei FBI und Justizministerin Pam Bondi seien mit den Ermittlungen betraut, hieß es in einer Mitteilung aus dem Weißen Haus, die auf der Plattform X veröffentlicht wurde. „Solch grausame Gewalt wird in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht toleriert“, erklärte Trump demnach und kündigte an, alle Tatbeteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ zu verfolgen.