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Kunstverein Ottobrunn: Fjodorow-Ausstellung bis 24. Mai – Landkreis München | ABC-Z

„Zeichen setzen“ will der Kunstverein Ottobrunn noch bis zum 24. Mai mit der Ausstellung ausgewählter Werke des vielseitigen Künstlers Fjodorow, der bis zu seinem Tod drei Jahrzehnte lang in Ottobrunn lebte. Er hat in seiner Kunstauffassung die Natur, Mensch und Kosmos als Einheit betrachtet, für die Gemeinsamkeit der drei monotheistischen Weltreligionen plädiert und mit seinem Werk zeitlebens Ausländerfeindlichkeit und Gewalt angeprangert. Wie aktuell seine Werke noch heute sind, ist im Kunstverein zu erleben.

„Malerei ist Auftrag, muss Zeichen setzen, aufrütteln. Den Menschen in seiner Situation in der Gesellschaft zur Sprache bringen. Sie muss das Unbewusste herausfordern, sodass die Gegenwart Symbolwert bekommt, Zwänge bewusst werden“, sagte Fjodorow. Und man solle nicht seine eigenen Bedürfnisse ins Zentrum stellen, sondern das große Ganze, erzählt seine Enkelin Jasmin Lorenz, die gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester die Werke für die Ausstellung ausgewählt hat. Es ist nach 2006 die zweite mit Werken Fjodorows im Kunstverein Ottobrunn.

Die sorgsam gehängte Ausstellung wirkt einladend mit ihren fröhlichen, bunten, lebendigen Ölbildern und Skulpturen, zu denen zuvorderst Fjodorows „Wächterfiguren“ gehören. Gleich mehrere von ihnen wachen über die Galerie Treffpunkt Kunst in der Ottobrunner Rathausstraße. Sie haben menschenähnliche Gestalt, dicke Lippen und sind aus Stahl oder Glas, gedruckt oder in Öl gemalt immer im Profil zu sehen. Die stets gleich geformte Verbindung zwischen Gehirn und Herz fällt ins Auge. Die Wächter sind Mahner, Beschützer und zugleich stille Zeugen. Sie fordern Aufmerksamkeit, Gerechtigkeit und Frieden. Sie betonen zudem, was „Fjodorow uns Kindern und Enkeln immer vermittelt hat: Alle Menschen sind gleich“, sagt Lorenz. Schon seit 2004 steht im nahen Skulpturengarten eine etwa 160 Zentimeter hohe, inzwischen verrostete Klangskulptur ihres Vaters mit dem Titel „Wächter“.

Fjodorows Enkelin Jasmin Lorenz hat die Werke für die Ausstellung zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ausgewählt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Fjodorow wurde 1927 als Herbert Theodor Lorenz in Passau geboren, seinen Künstlernamen leitete er von seinem zweiten Vornamen Theodor, russisch Fjodor, ab. Nicht nur die Geschichte seiner Familie – Migration ins russische Zarenreich und Rückkehr nach dessen Zusammenbruch – prägte seinen Blick auf Identität, Heimat und politische Umbrüche. Er musste als Kind Ausgrenzung miterleben und aushalten: „Wir haben als Ausländer in Passau sehr isoliert gelebt“, erzählte er der SZ im Juni 2000, gut ein Jahr, bevor er am 11. Oktober 2001 starb.

Herbert Theodor Lorenz alias Fjodorow lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2001 in Ottobrunn.
Herbert Theodor Lorenz alias Fjodorow lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2001 in Ottobrunn. (Foto: Schunk Claus)

Der Künstler hat sich mit den Themen seiner Werke tief beschäftigt, zu denen auch Projekte wie etwa die „Irrfahrten des Odysseus“ zählen. Er fuhr die von Homer beschriebene Route 1985 mit dem eigenen Segelschiff Jalaka III, benannt nach seinen drei Kindern Janina, Larissa und Kanuth, in Begleitung seiner inzwischen ebenfalls verstorbenen Frau Gisela nach und hielt seine Eindrücke in Drucken und später in Ölbildern fest. Einige von ihnen und Teile der ZDF-Dokumentation dieser Reise sind im Treffpunkt Kunst zu sehen. Auch den fiktiven Weg des Don Quijote beritt Fjodorow höchstselbst. Sein Ölbild „Don Qujote für Träume und Fantasie“ (1998) hängt zwischen zwei seiner „Stelzenläufer“-Bilder, die irritieren. Verkörpern letztere Gewalt, Hass und Propaganda? Kämpfte Don Quijote, der Ritter der Gerechtigkeit, einst gegen Windmühlen und heute gegen Umweltzerstörung, Machtmissbrauch und gesellschaftliche Ungerechtigkeit? Die Ausstellung zeigt: Fjodorows Kunst ist topaktuell, dazu vielgestaltig und vielseitig.

Die Ausstellung „Fjodorow – Zeichen setzen“ läuft noch bis 24. Mai in der Galerie Treffpunkt Kunst des Kunstvereins Ottobrunn, Rathausstraße 5, Ottobrunn. Sie ist geöffnet donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Am Freitag, 16. Mai, gibt es ein Jazzkonzert mit Florian Rausch (Drums) und Max Heimler (Gitarre). Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

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