Wirtschaft

Künstliche Intelligenz: Chefs von Siemens und SAP fordern Umbau europäischer KI-Gesetze | ABC-Z

Die Chefs der deutschen Technologiekonzerne SAP und Siemens fordern eine grundlegende Überarbeitung der europäischen Gesetze zur künstlichen Intelligenz. In einem gemeinsamen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung plädieren Christian Klein von SAP und Roland Busch von Siemens für ein neues Rahmenwerk. Dieses solle Innovationen fördern, anstatt sie zu behindern.

Die europäische KI-Verordnung (AI Act) sei einer der Gründe, “warum wir hier nicht Vollgas geben können”, sagte Busch einem Vorabbericht zufolge. Die Regularien seien teilweise widersprüchlich und überschnitten sich mit bestehenden Gesetzen. Die im September dieses Jahres in Kraft tretende Datenverordnung (Data Act) bezeichnete Busch als “toxisch für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle”.

Er habe einen Brandbrief von Industrievertretern an die EU-Kommission, der ein Moratorium der Regeln fordert, bewusst nicht unterzeichnet, sagte Busch, “weil er mir nicht weit genug ging”. Er plädiert dafür, das Gesetz substanziell zu verändern, anstatt nur für eine Weile auszusetzen. Neue Datenregeln sollten dabei Vorrang vor Investitionen in
Rechenzentren haben. “Wir sitzen in Europa auf einem Datenschatz,
kriegen den aber noch nicht gehoben”, sagte Busch.

SAP-Chef Klein warnte zudem davor, die Strategie der USA zu
kopieren und primär in Infrastruktur zu investieren. Bislang sei kein
KI-Projekt an fehlender Rechenkapazität gescheitert.

US-Konzerne kritisieren fehlende Leitlinien

Das EU-Parlament hatte den AI Act, Europas Rechtsrahmen für künstliche Intelligenz, im Jahr 2024 verabschiedet. Er ordnet KI-Anwendungen in Risikoklassen ein, wonach Anbieter bestimmte Sicherheits- und Transparenzanforderungen erfüllen müssen. Nun geht es um die Umsetzung der Verordnung. Doch US-Konzerne wie Alphabet und Meta sowie die europäischen Unternehmen Mistral und ASML hatten zuletzt eine Aufschiebung gefordert und dies mit fehlenden Leitlinien begründet.

Die EU-Kommission teilte zwar Anfang Juli mit, dass sich die Veröffentlichung eines entsprechenden Verhaltenskodex bis Ende 2025 verzögern könnte. Eine Verschiebung der Einführung des gesamten Gesetzes lehnte die Brüsseler Behörde jedoch ab. Eine Stellungnahme der EU-Kommission zu den Forderungen von Siemens und SAP lag zunächst nicht vor.

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