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Kunstinstallation hinter dem Puchheimer Kulturzentrum: Haus der Kulturen – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Wie wohl keine andere Stadt im Landkreis steht Puchheim für ein gelungenes Zusammentreffen von Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Weit mehr als 100 Nationalitäten treffen in der Kommune zusammen. Genau diese internationale Vielfalt drückt sich nun auch in einer Kunstinstallation auf der Wiese hinter dem Kulturzentrum aus und animiert dazu, sich über die großen Fragen von Zusammenleben, Migration und Heimat Gedanken zu machen. Sieben Häuser hat der renommierte Künstler Markus Heinsdorff dort aufgebaut, jedes mit einer Grundfläche von acht Quadratmetern und vier Metern Höhe. Dabei ist jede der Holzkonstruktionen mit einem Stoff aus einer anderen Kultur und dem passenden Muster überzogen. Angeordnet sind die Objekte wie ein kleines Dorf, durch das man als Besucher spazieren kann und zu dessen temporären Bewohner man quasi während des Besuchs wird. Nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet das „Haus der Kulturen“ eine ganz besondere Wirkung: Dann leuchten die Stoffbespannten Häuser von innen heraus.

Die Häuser selbst wirken, auch wenn sie nicht betretbar sind, wie eine Einladung zur Begegnung. Sie sind im Gegensatz zu den Beton-Mehrfamilienhäusern auf der anderen Straßenseite keine festen Behausungen, keine Orte, an denen Menschen dauerhaft wohnen könnten. Stattdessen stehen sie als temporäre, fast fragile Konstruktionen, die den Besucher auffordern, sich der Frage zu stellen, was Heimat eigentlich ausmacht. Die Fassade jedes Hauses trägt Stoffe und Muster aus verschiedenen Kulturen, die sowohl den kulturellen Reichtum als auch dessen stetige Entwicklung symbolisieren.  Die Gebäude selbst sind also symbolische Räume für das, was Menschen über Jahrhunderte hinweg miteinander geteilt haben: ihre Kunst, ihre Waren, ihre Geschichten.

Künstler Markus Heinsdorff (links) und Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl bei der Eröffnung der Installation. (Foto: Johannes Simon)

Mit seiner Installation, die in Zusammenarbeit mit der Stadt geplant worden ist, will Heinsdorff dazu auffordern, sich in die Perspektive des Anderen zu versetzen und gemeinsam Lösungen zu finden. Gerade in einer Zeit, in der Themen wie Migration und das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen zunehmend polarisiert diskutiert werden, soll das „Haus der Kulturen“ an die Notwendigkeit erinnern, den Menschen in seiner Vielschichtigkeit zu sehen – über Grenzen hinweg und jenseits von Vorurteilen. Die Stoffe, mit denen die Häuser überzogen sind, erzählen dabei nicht nur von Traditionen, sondern auch von einer unaufhaltsamen Bewegung: einem Austausch, der über Jahre und Kontinente hinweg stattgefunden hat und auch heute noch stattfindet. Sie sind ein Symbol für die Dynamik von Kulturen, die sich immer wieder neu erfinden und miteinander verwoben sind. Inspiriert wurde Heinsdorff bei zahlreichen Projekten im Ausland, etwa in Indien, Thailand, Brasilien und auf Bali. Als Künstler hat er bereits mit der Unesco, dem Goethe-Institut und dem Auswärtigen Amt zusammengearbeitet, für sein Engagement hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten, außerdem war er mehrfach als Gastprofessor an chinesischen Universitäten.

Was die Installation so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie keinen Raum zur Interpretation vorgibt, sondern vielmehr dazu anregt, eigene Gedanken zu entwickeln. Heinsdorff selbst sieht in seinen Projekten nicht nur eine künstlerische Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Mit seinem Werk möchte er den Blick auf die globalen Herausforderungen lenken, die alle betreffen – und gleichzeitig aufzeigen, dass Lösungen nur im kollektiven Miteinander gefunden werden können. So wird „Haus der Kulturen“ zu einem interaktiven Raum, der uns nicht nur fordert, sondern auch verbindet.

So steht das „Haus der Kulturen“ in Puchheim als Symbol für eine Welt, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Es ist ein Appell, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen, die eigene Haltung zu prüfen und vor allem den Dialog zu suchen – nicht nur mit den Menschen, die uns nahe sind, sondern auch mit denen, die uns fremd erscheinen.

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