Politik

Kulturstaatsminister: Wolfram Weimer will Mitarbeitern Gendern untersagen | ABC-Z

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat die Verwendung gendergerechter Sprache in offiziellen Schreiben seiner Behörde untersagt. „Beim Beauftragten für Kultur und Medien im Kanzleramt gelten die Regeln der deutschen Sprache. Im Kanzleramt wird in Briefen, Emails und Vermerken nicht gegendert“, sagte der 60-jährige parteilose Politiker der „Bild am Sonntag“. Das betrifft die rund 470 Mitarbeitenden in seiner Regierungsbehörde in Berlin und Bonn, die im Bundeskanzleramt angesiedelt ist.

Die „Bild am Sonntag“ zitierte Weimer weiter mit den Aussagen: Sprache sei „kein Spielfeld für Ideologen“, Gendern sei „bevormundende Spracherziehung“, und es gehe ihm um „unsere Sprachkultur im Land der Dichter und Denker“ sowie um „die Schönheit unserer Sprache“. Der Zeitung gegenüber soll Weimer auch gesagt haben, „das Gendern vertieft die Spaltung in unserer Gesellschaft“.

Menschen, die wie Weimer Gendern ablehnen, verweisen etwa auf die lange ausschließlich gängige Sprech- und Schreibpraxis „generisches Maskulinum“, auf Praktikabilitätsgründe (Umständlichkeit) und/oder ästhetische Vorlieben (Schönheit) sowie auf Umfragen, denen zufolge die Mehrheit der Deutschen dem Thema keine große Relevanz beimesse.

Diejenigen, die Gendern befürworten, führen als Argument etwa an: Studien würden zeigen, dass genderneutrale Sprache leistungsrelevante Effekte haben könne, etwa bei vorurteilsbelasteten Aufgaben. Außerdem, dass Gendern ein Instrument sei, um die qua Verfassung garantierte Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern und dass Sprache eine sich wandelnde Praxis sei.

In ihrem vielbeachteten, 2024 erschienenen Spiegel-Bestseller „Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“ hatten die Soziologen Steffen Mai, Thomas Lux und Linus Westheuser „Gendern“ als ein Beispiel für gesellschaftliche „Triggerpunkte“ angeführt – also für „Orte innerhalb der Tiefenstruktur von moralischen Erwartungen und sozialen Dispositionen, auf deren Berührung Menschen besonders heftig und emotional reagieren“. Ein Unterkapitel in ihrem Buch widmeten sie den von ihnen als „Polarisierungsunternehmer“ bezeichneten Akteuren.

Im April 2025 hatte der Herausgeber Jürgen Kaube in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ das Kultur- und Geschichtsverständnis des zu diesem Zeitpunkt designierten Kulturstaatsministers Weimer kritisch kommentiert.

Unter anderem „Die Zeit“, „Der Tagesspiegel“ und die Nachrichtenagentur „dts“ hatten die Meldung der „Bild am Sonntag“ zu Weimers Aussagen am Sonntagvormittag aufgegriffen, am Nachmittag dann etwa auch die Nachrichtenagentur „dpa“.

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