Stil

Ku’damm-Star Claudia Michelsen in neuer Mode | ABC-Z

26. Dezember 2025 · Sie ist einer der großen Stars des deutschen Fernsehens. Bald ist sie wieder in der „Ku’damm“-Serie im ZDF zu sehen. Vorher tritt Claudia Michelsen hier für uns auf, in Berlin, in neuer Mode.

Selbst als Star, der oft vor der Kamera steht, fühlt man sich mit Menschen wohler, mit denen man schon lange zusammenarbeitet. Dass Claudia Michelsen in unserer Modestrecke von Vanessa Fuentes und Nada Lottermann so entspannt strahlt, liegt an der Vertrautheit: „Es war eine herrliche Runde beim Shooting“, schwärmt Michelsen im Gespräch. „Nada, Vanessa, die großartige Stylistin Natalie Manchot und natürlich auch der wunderbare Felix Stößer für Hair & Make-up.“ Lottermann and Fuentes kennt sie schon lange: „Nada und Vanessa kenne ich noch aus der Zeit, bevor sie sich überhaupt der Welt der Fotografie verschrieben haben. Ich glaube sogar, einen ihrer ersten Fotoshoots haben wir gemeinsam gemacht“, sagt Michelsen. „Uns verbindet seit Jahren eine Freundschaft, und dadurch gibt es natürlich auch ein großes Vertrauen, sich zu öffnen. Mit ihnen zu arbeiten ist für mich immer ein bisschen wie nach Hause zu kommen.“

Wo Vertrauen ist, probiert man auch Dinge aus – oder an: „Alle waren begeistert von dem roten Ferragamo-Rock. Ich selbst greife eher selten zu Rot, der Farbe, die mir privat wohl eher zu laut ist. Aber manchmal gibt es Ausnahmen“, sagt Michelsen. Als Schauspielerin schlüpft sie für ihre Rollen in ganz unterschiedliche Kostüme, demnächst für die vierte Staffel der „Ku’damm“-Fernsehfilmreihe abermals in die Kleider der Berliner Tanzschulleiterin Caterina Schöllack. Die haben sich ein wenig verändert, denn der neue Dreiteiler springt ins Jahr 1977. „In den anderen Staffeln, also 56, 59, 63, dominierten andere Körperformen die Mode. Wir reden von Strumpfbändern, Petticoat und Unterwäsche mit Korsage und Spitzbrüsten. Was macht so eine kleine Korsage? Man hat eine andere Körperhaltung“, sagt Michelsen. „Inzwischen sind wir in den Siebzigern. Die Frauen haben sich längst aus dem Alten befreit und Caterina hält mit, jedenfalls in der Mode, im Außen.“

Caterina kommt aus einer anderen Zeit. Das werde man wohl immer spüren können: „Ich glaube, sie träumt und tanzt sich oft heimlich in die vergangenen Jahre. Die Mutter, die Versorgerin mit ihrer preußischen, fast militanten Disziplin, die sie oft an den Tag gelegt hat, um die Töchter durchzubekommen während der Nachkriegszeit – diese Mutter ist inzwischen milder geworden. Die Töchter haben übernommen, und sie lässt es geschehen.“ Wobei: „Natürlich nicht immer! Dann darf die alte Caterina kurz aufblitzen. Eine herrliche Figur, die Annette Hess mir da geschenkt hat. Wir haben seit zehn Jahren eine ziemlich gute Zeit miteinander, Caterina und ich. In ‚Ku’damm 77′ wird es natürlich wieder viel Drama geben, Berlin in Ost und West und natürlich auch Disco, Unterhaltung im besten Sinne – so wird es uns bisher gespiegelt.“


„Ich hatte auch oft diese Bücher auf dem Tisch, in denen ältere Frauen reduziert werden auf Hitzewallungen. Aber ich habe das Gefühl, es wird besser, ich bleibe hoffnungsvoll.“

CLAUDIA MICHELSEN


Annette Hess ist die Showrunnerin der Serie. Sie hat die Idee entwickelt, hat die Figuren rund um die Berliner Tanzschule erfunden und war an den meisten Drehbüchern beteiligt. Michelsen nennt die Autorin „eine Vorreiterin im Erzählen von Geschichten, die die Vergangenheit als Spiegel der Gegenwart nutzen und dabei beste Unterhaltung sein dürfen“. Die von Hess erdachte Handlung drehe sich fast ausschließlich um die Schicksale von Frauen. „Sie hat ein Familienepos mit inzwischen sieben Frauen im Hauptcast geschaffen. Das ist außergewöhnlich. Unsere wunderbaren Herren wollen wir natürlich nicht missen, aber es geht primär um die Frauen und deren Geschichten in den verschiedensten Zeiten. Erst ging es um die Mutter mit den drei jungen Töchtern 1956, die Töchter wurden erwachsene Frauen, dann kamen Kinder dazu, 1959 und 1963, und jetzt sind wir im Jahr 1977. Die Enkelinnen sind nun auch schon wieder junge Frauen und fangen an, sich in ihrem Leben zu emanzipieren.“

Wadenlanges Seidenkleid mit langer Schluppe von Petar Petrov, Ballerina mit Kappe in Schildplattoptik von Loro Piana, gelbgoldene Kreolen aus der Kollektion Le Damier de Louis Vuitton

Eine solche Vielfalt an Frauenrollen ist noch lange nicht selbstverständlich. Und es gehört noch nicht zur Normalität im Filmgeschäft, als Schauspielerin über 40 klischeefreie Rollenangebote zu bekommen. „Ich hatte auch oft diese Bücher auf dem Tisch, in denen ältere Frauen reduziert werden auf Hitzewallungen et cetera“, sagt Michelsen. „Aber ich habe das Gefühl, es wird besser, jedenfalls bleibe ich hoffnungsvoll.“ Im europäischen Ausland ist die Lage besser. „Es gibt Länder, die erzählen Frauen ab 40 aufwärts ganz wunderbar. In Skandinavien zum Beispiel oder auch Großbritannien. In Frankreich werden die Frauen gefeiert, egal wie alt sie sind.“ In Deutschland sei das anders: „Hier gibt es immer noch ein bestimmtes Alter, in dem man aufs Abstellgleis kommt, egal ob Mann oder Frau. Das ist aber nicht nur in der Filmbranche so. Ich finde gut, dass es mittlerweile dafür ein Bewusstsein gibt, dass mehr auf Diversität gesetzt wird. Aber beim Alter sehe ich diese Diversität leider zu wenig. In vielen Bereichen hat Alter leider keine Bonuskarte. Da gibt’s noch ein bisschen was zu tun.“

Den internationalen Vergleich kann sie selbst ziehen, denn sie hat auch in Frankreich und Amerika gearbeitet. 1969 in Dresden geboren, bewarb sie sich mit 16 Jahren an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch – und wurde angenommen. Wer waren ihre Vorbilder? „Schon während des Studiums gab’s Spieler und Spielerinnen, die ich ganz großartig fand, meistens vom Theater: Ulrich Mühe, um nur einen zu nennen, war für mich sehr wichtig, aber die damaligen Ensembles der Theater, ob in Dresden oder Berlin, waren alle so stark und einmalig in ihrer Kraft und politischen Haltung. Man braucht als junger Mensch ja immer wieder unterschiedliche Orientierung, jedenfalls war das bei mir so. Vorbilder in dem Sinne gab und gibt es eigentlich nicht, es sind eher Inspirationen, ich nenne es mal Nahrung aus allen Lebensbereichen, daran hat sich bis heute nichts geändert. Neugier ist essenziell.“

Der Schauspielausbildung folgten Theaterauftritte. Das erste Mal vor der Filmkamera stand sie 1989 für das Drama „Die Besteigung des Chimborazo“, zwei Jahre später engagierte Jean-Luc Godard sie für seinen Fragment-Film „Allemagne 90 neuf zéro“, der sich mit dem Neuanfang im wiedervereinigten Deutschland beschäftigte. Nach der Zusammenarbeit mit einem der Begründer der Nouvelle Vague hätte ihr Frankreich als nächster Karriereschritt offengestanden. Michelsen aber entschied sich dafür, ihr festes Engagement an der Berliner Volksbühne fortzusetzen. Denkt sie manchmal darüber nach, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie sich für Paris entschieden hätte? „Es bringt einem ja nichts, vergangene Lebensentscheidungen zu bereuen. Damit sollte man seinen Frieden machen. Es war so, wie es war. Natürlich würde ich mit dem heutigen Wissen manche Entscheidungen anders fällen, aber wahrscheinlich waren all diese Entscheidungen genau richtig so, sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“

Mitte der Neunziger ging sie mit ihrem Mann, dem Regisseur Josef Rusnak, nach Los Angeles. Sie trat in Hollywoodfilmen auf, blieb aber dem deutschen Film treu und drehte fürs deutsche Fernsehen. 2001 trennte sie sich von ihrem Mann und zog zurück nach Berlin. Sie verkörperte im Fernsehdrama „Grenzgang“, das mit dem Grimme-Preis prämiert wurde, eine überforderte Mutter, ermittelt als Kommissarin im „Polizeiruf 110″ und ist seit 2016 in der Rolle der Caterina Schöllack in „Ku’damm“ zu sehen.

Hat sie mit Blick auf die Jahrzehnte, die diese Serienwelt durchwandert, modisch ein Lieblingsjahr? „Ein präferiertes Jahrzehnt, nach dem ich mich modisch sehne? Nein, das habe ich nicht. Manchmal liebe ich das mir alte Bekannte und manchmal eben die Veränderung oder eben auch das, was inzwischen wiederkehrt.“

Fotos: Lottermann and Fuentes
Styling: Natalie Manchot
Haare und Make-up: Felix Stößer
Fotografiert am 24. Oktober in Berlin Dank an die Pan Am Lounge

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