Nicht alle Routen betroffen: Frontex meldet drastischen Rückgang irregulärer Einreisen in EU | ABC-Z

Nicht alle Routen betroffen
Frontex meldet drastischen Rückgang irregulärer Einreisen in EU
14.01.2025, 20:44 Uhr
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Die Abschottungspolitik der EU trägt Früchte. So legt es der Jahresbericht der Grenzschutzbehörde Frontex nahe. 2024 versuchen demnach knapp 240.000 Menschen irregulär in die Europäische Union zu gelangen – 38 Prozent weniger als 2023. An einigen Grenzen nehmen die Übertritte aber deutlich zu.
Im vergangenen Jahr haben gut 239.000 Menschen versucht, auf irreguläre Weise in die EU zu gelangen. Das waren 38 Prozent weniger als 2023, wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex in Warschau mitteilte. Es ist auch der niedrigste Wert seit 2021, als die Migrationsbewegungen noch durch die Corona-Pandemie eingeschränkt waren. Die Grenzschutzagentur spricht von „irregulären Einreisen“. Organisationen wie Pro Asyl kritisieren den Begriff. Er verschleiere, dass es für den Großteil der Geflüchteten weiter keine legalen Wege in die EU gebe, argumentieren sie.
Der Frontex-Jahresbericht nennt einen Grund für den rückläufigen Trend. Das sei vor allem „auf eine bessere Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Ländern, insbesondere Tunesien, zurückzuführen“, sagte Frontex-Chef Hans Leijtens der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die EU und ihre Partner seien erfolgreich die Bekämpfung von Schleusernetzwerken angegangen.
Die EU und Tunesien hatten im Juli 2023 ein Migrations- und Partnerschaftsabkommen vereinbart. Es sieht 105 Millionen Euro für den Grenzschutz in Tunesien vor, unter anderem für die Küstenwache und die Abschiebung von Migranten in ihre Heimatländer. Seitdem häufen sich Medienberichte über Gewalt gegen Geflüchtete.
Westbalkan-Länder aktiv gegen irreguläre Einreiseversuche
Besonders stark rückläufig war die Zahl der irregulären unerlaubten Einreisen auf der Route über den westlichen Balkan mit knapp 21.520 (minus 78 Prozent). Leijtens erklärte dies in erster Linie mit der „verschärften Visapolitik“ in der Region. Vor allem syrische Staatsbürger nutzen die Westbalkanroute.
Einen ähnlichen Trend gab es den Angaben zufolge auch auf der Route über das zentrale Mittelmeer, also von Libyen und Tunesien über Sizilien und Malta. Hier registrierten Frontex-Beamte 66.766 Versuche, das waren 59 Prozent weniger als 2023.
Starke Steigerung an der Grenze zu Belarus
Steigend ist dagegen die Zahl auf der Route über das östliche Mittelmeer, also von der Türkei nach Griechenland. Hier waren es 69.436 Versuche, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Ähnlich war Trend auf der Westafrika-Route über den Atlantik – also von Marokko, dem Senegal und der Westsahara zu den Kanarischen Inseln: 46.877 Menschen versuchte es auf diesem Weg, 18 Prozent mehr als im Vorjahr.
Den größten Anstieg bei den versuchten unerlaubten Einreisen verzeichnete Frontex an den östlichen Landgrenzen der EU, also der Route über Belarus nach Polen und Litauen. Hier wurden rund 17.001 solcher Versuche registriert (plus 192 Prozent).
Asylanträge in Deutschland gehen zurück
Die Gesamtentwicklung spiegelt sich auch in Deutschland wider. Nach jüngsten Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge stellten 2024 insgesamt 250.945 Personen einen Asylantrag in Deutschland, was einem Rückgang um 30,2 Prozent entsprach.
Ungeachtet der insgesamt rückläufigen Zahlen rief Frontex die EU-Länder zur Wachsamkeit auf: „Die Behörden berichten von zunehmender Gewalt durch Schleuser entlang der Westbalkanroute, und die wachsende Instabilität in Regionen wie der Sahelzone treibt die Migration nach Europa weiter voran“, heißt es in dem Bericht.
Zugleich kämen weiterhin zahlreiche Migranten bei gefährlichen Fahrten vor allem über das Mittelmeer ums Leben, betonten die Grenzschützer. Frontex zitiert Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM), nach deren Schätzungen im vergangenen Jahr 2300 Menschen auf der Flucht über den Seeweg starben.