Politik

Krieg in Nahost: “Niemand weiß, was Bibi will” | ABC-Z

Nach Monaten ergebnisloser Gespräche drohen die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas zu scheitern. Für Donnerstag haben die Verhandler aus den USA, Ägypten und Kater ein Gipfeltreffen angesetzt, um endlich ein Abkommen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung weiterer israelischer Geiseln zu beschließen. Aber was, wenn weder Hamas-Chef Jahia Sinwar noch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu daran interessiert sind?

“Niemand weiß, was Bibi will”, zitierte der US-Nachrichtensender CNN am Sonntag eine namentlich nicht genannte Quelle aus dem Umfeld Netanjahus, die den umstrittenen Premier bei seinem Spitznamen nennt. Vor allem Vertreter des Sicherheitsestablishments seien skeptisch, ob Netanjahu dem Druck seiner teils rechtsextremen Koalitionsmitglieder wirklich standhält. In einer ungewohnt deutlichen Erklärung forderte Bundeskanzler Olaf Scholz Netanjahu dazu auf, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Der Zeitpunkt sei gekommen, um das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und einem Waffenstillstand zu finalisieren, soll Scholz am Sonntag in einem Telefonat mit Netanjahu laut einem Regierungssprecher gesagt haben.

Auch der US-Regierung scheint mit Netanjahu die Geduld auszugehen. Wie die israelische Zeitung Ha’aretz mit Verweis auf diplomatische Quellen berichtete, steht die US-Regierung kurz davor, nicht länger nur die Hamas für den Stillstand der Gespräche verantwortlich zu machen, sondern auch Israels Regierungschef. Man habe “den Punkt erreicht hat, an dem Netanjahus Verhalten dazu führen würde, dass das Weiße Haus ihn öffentlich beschuldigt, den Gesprächen zu schaden und die Freilassung der Geiseln zu verhindern”, heißt es in dem Bericht. 

Intensive Gespräche mit dem Iran

Die verschärfte Rhetorik offenbart, dass längst noch mehr auf dem Spiel steht als ein Ende der Kämpfe und die Rückkehr der mehr als hundert israelischen Geiseln im Gazastreifen. Nach den mutmaßlich von Israel verantworteten Tötungen von Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in einem Vorort von Beirut vor knapp zwei Wochen wartet Israel weiterhin auf einen Racheangriff des iranischen Regimes und der Terrororganisation Hisbollah. Die USA versuchen, einen befürchteten Regionalkrieg abzuwenden, und sollen dabei auch direkt auf den Iran einwirken.

“Wir haben intensive diplomatische Gespräche mit Verbündeten und Partnern geführt und diese Botschaft direkt an den Iran übermittelt”, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag. Demnach habe man sowohl Israel als auch dem Iran zu verstehen gegeben, dass der Konflikt nicht weiter eskalieren dürfe. Wie David Ignatius, Analyst für nationale Sicherheit der Washington Post, Anfang vergangene Woche berichtete, glaubt die Regierung um Präsident Joe Biden, dass sich diese Bemühungen auszahlen könnten.

Das iranische Regime überdenke demnach möglicherweise seinen Plan für einen umfassenden Vergeltungsschlag, heißt es. Die Hisbollah dagegen “sei immer noch ein Joker”.

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