Krieg in Nahost: Israel greift erstmals im Nordlibanon an | ABC-Z
Israel hat erstmals seit Beginn der Offensive im Libanon ein Ziel im Norden des Landes angegriffen. Bei einem Drohnenangriff auf ein Flüchtlingslager bei Tripoli soll ein Anführer des militärischen Flügels der Hamas getötet worden sein.
Israels Luftwaffe hat in der Nacht laut örtlichen Sicherheitsquellen Ziele weit im Landesinneren des Libanon angegriffen. Demnach traf eine Drohne nahe der Hafenstadt Tripoli im Nordwesten eine Wohnung in einem palästinensischen Flüchtlingslager. Es sei der erste Angriff dieser Art auf das Gebiet, seit Israel vor mehr als zwei Wochen seine Offensive begann, melden Nachrichtenagenturen.
Laut Medienberichten wurde bei dem Angriff ein Anführer der Al-Kassam-Brigade, des militärischen Teils der Terrororganisation Hamas, getötet. Saeed Atallah sei zusammen mit drei Familienmitgliedern ums Leben gekommen, berichten der Hamas nahestehende Medien. Von Israel gab es zu dem Angriff bislang keine Stellungnahme.
Angriffe auch auf Ziele bei Beirut
Auch in südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut sowie im Bekaa-Tal im Osten wurden erneut Angriffe gemeldet. Wie ein Augenzeuge gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, war am frühen Morgen in südlichen Vororten von Beirut eine Explosion zu hören.
Die Explosion ereignete sich demnach, kurz nachdem das israelische Militär die Bewohner der Gegend aufgefordert hatte, diese sofort zu verlassen. Auch in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes gab es Luftangriffe.
Die Hisbollah-Miliz teilte mit, sie habe weitere Raketen auf Israel abgeschossen. Nach Angaben der Hisbollah gab es im Grenzgebiet des Libanon zu Israel zudem anhaltende Gefechte zwischen der Miliz und israelischen Einheiten.
Die israelische Armee habe erneut versucht, in die Nähe des Dorfes Adajsseh vorzudringen, hieß es. Die Hisbollah erklärte weiterhin, Soldaten in der südlibanesischen Gegend Jarun sowie zwei Soldaten jenseits der Grenze mit Raketen beschossen zu haben.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Im Gazastreifen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben derweil erneut eine Kommandozentrale der Hamas aus der Luft angegriffen. Sie habe sich im Zentrum des Küstenstreifens in einem Gebäude befunden, in dem früher eine Schule gewesen sei, hieß es.
Die US-Regierung teilte mit, sie stelle dem Libanon mehr als 150 Millionen Dollar als humanitäre Hilfe zur Verfügung. Mit den Mitteln solle Vertriebenen im Land geholfen werden sowie Menschen, die ins Nachbarland Syrien geflohen sind, erklärte das Außenministerium in Washington.
Mit Informationen von Moritz Behrendt, ARD-Studio Kairo