Politik

Krieg in der Ukraine: Selenskyj meldet Gefangennahme chinesischer Soldaten in Ostukraine | ABC-Z

Erstmals seit Kriegsbeginn hat die Ukraine nach eigenen Angaben zwei
chinesische Soldaten gefangen genommen, die auf russischer Seite gekämpft hätten. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram
mit. Demnach wurden die beiden Soldaten bei Kämpfen in der
ostukrainischen Region Donezk gefangen genommen. Insgesamt
seien sechs chinesische Soldaten dort auf russischer Seite in
Gefechte gegen ukrainische Truppen verwickelt gewesen, sagte
Selenskyj in Kyjiw vor Journalisten.

Es seien
“Dokumente dieser Gefangenen, Bankkarten, persönliche Daten”
sichergestellt worden, schrieb Selenskyj. Die Gefangenen seien derzeit
in Gewahrsam des ukrainischen Inlandsgeheimdiensts SBU.
Dazu veröffentlichte der ukrainische Präsident ein wenige Sekunden
langes Video, das offenbar einen der gefangenen chinesischen Soldaten
mit festgebundenen Händen zeigen soll. Die von ihm genannten
persönlichen Daten der Gefangenen veröffentlichte er nicht.

“Ich habe den Außenminister der Ukraine damit
beauftragt, sich unverzüglich mit Peking in Verbindung zu setzen und in
Erfahrung zu bringen, wie China darauf zu reagieren beabsichtigt”,
schrieb der Präsident weiter. Offenbar habe sich ein weiteres Land dem Krieg
auf russischer Seite angeschlossen, sagte Selenskyj. Er erwarte nun eine Reaktion
der USA auf diesen Vorgang.

“Wichtiger Steigbügelhalter Russlands”

Das US-Außenministerium bezeichnete die Ergreifung der zwei Chinesen einige Stunden später als “verstörend”. China sei “ein wichtiger Steigbügelhalter Russlands im Krieg in der Ukraine”, sagte Ministeriumssprecherin Tammy Bruce. Das Land liefere fast 80 Prozent der Dual-Use-Güter, die Russland zur Fortführung des Krieges brauche. Als Dual-Use-Güter werden Erzeugnisse bezeichnet, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke benutzt werden. Bruce sagte weiter, die Zusammenarbeit zwischen den “beiden Atommächten” Russland und China werde weiter zu “globaler Instabilität beitragen und die USA und andere Länder weniger sicher, weniger geschützt und weniger wohlhabend machen”.

Bislang ist nur bekannt, dass nordkoreanische Soldaten auf
russischer Seite im Krieg eingesetzt wurden. Sie kämpften
nach offiziellen Darstellungen aber vor allem in der russischen
Region Kursk gegen ukrainische Streitkräfte, die sich dort
festgesetzt hatten. Zudem wirbt Russland Söldner unter anderem aus Indien, Kuba und Nepal an. China ist enger Partner Russlands, direkte
Unterstützung im Krieg gegen die Ukraine leistet die Regierung
in Peking nach offizieller Darstellung aber nicht. Es ist
bekannt, dass die russischen Streitkräfte im Iran hergestellte
Drohnen
einsetzen, um Ziele in der Ukraine anzugreifen.

Ein “klares Signal”

Chinas “direkte
oder indirekte” Beteiligung am Krieg nannte Selenskyj ein “klares
Signal”, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg nicht
beenden wolle. Darauf
seien eine Reaktion der USA, Europas und “aller in der Welt, die Frieden
wollen” nötig.   

China
präsentiert sich als neutrale Partei im Ukrainekrieg und erklärt, weder Kyjiw noch Moskau mit Waffen unterstützen zu wollen. Allerdings hat
Peking seit dem Beginn des Krieges im Februar 2022 seine politische,
militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland deutlich
verstärkt. Mitglieder der Nato werfen China vor, ein “entscheidender Ermöglicher” des russischen Angriffskriegs zu sein. Über eine Teilnahme chinesischer Soldaten an dem
Krieg war bislang nichts bekannt.

Mehr zu aktuellen Geschehnissen im Krieg in der Ukraine lesen Sie in unserem Liveblog.

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