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Kreuzlinger Feld Germering: 600 Wohnungen in 20 Phasen – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Nach drei Jahren Bürgerbeteiligung und Dialogphasen ist nach einem Architektenwettbewerb für die Wohnbebauung des Kreuzlinger Feldes in Germering der erste Preisträger nun endlich gefunden worden. Das zu bebauende Areal ist mit 14 Hektar riesig. 600 Wohnungen für 1500 bis 2000 Bewohner sollen dort entstehen. Allerdings wird es 20 Ausbauphasen geben. Baubeginn wird nicht vor 2028 sein. Bei der Vorstellung des Siegerentwurfs in der Stadthalle, zu der etwa 50 Besucherinnen und Besucher erschienen, standen der Juryvorsitzende Georg Sahner und die Münchner Preisträger-Architekten Philipp Auer und Paulina Grob Rede und Antwort.

Schon bei der Präsentation des ersten Preisträgers durch den Jurychef und Stuttgarter Architekten Sahner gab es erste kritische Anmerkungen einer Besucherin, die sich über die Bebauung mit fünfstöckigen Gebäuden, also Erdgeschoss plus vier Stockwerken, erregte. „Das ist viel zu hoch an der Kreuzlinger Straße, das hat die Bürgerinitiative ‚Lebenswertes Germering‘ anders gewollt“, monierte die Frau. „Das kann man auch anders sehen“, meinte ein anderer Besucher, offenbar auch BI-Mitglied. Fünfgeschossig soll auch an der Bahnseite des Grundstücks gebaut werden. Als Sahner die gesamte Geschossfläche der Bebauung mit 98 000 Quadratmetern bezifferte, wurde erneut Unmut hörbar.

Jürgen Thum, Stadtbaumeister im Rathaus, erwiderte, dass im Bürgerentscheid die Geschossfläche nicht begrenzt wurde. Durch die etwa 100 000 Quadratmeter, die der Stadtrat gebilligt habe, werde wirtschaftliches Bauen möglich.

Vor drei Jahren wurde der erste Bebauungsplan des Baugebietes, den der Stadtrat mit der Mehrheit von CSU und Freien Wählern samt Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) beschlossen hatte, per Bürgervotum von knapp 60 Prozent gekippt. „Anpassung des Maßes einer möglichen Bebauung an die bestehende Umgebung, Schaffung von dauerhaft bezahlbarem Wohnraum, ernsthafte Berücksichtigung des Klimawandels durch möglichst klimaneutrale Planung, Minimierung von zusätzlichem Pkw- und Lkw-Verkehr und eine effektive Bürgerbeteiligung im Verfahren zur Erstellung des Rahmenplans“ waren die Hauptforderungen des Bürgerbegehrens gewesen, die es im Architektenwettbewerb zu berücksichtigen galt.

Nach drei Jahren Vorbereitungszeit mit mehreren Etappen der Bürgerbeteiligung waren zwar drei Wettbewerbsentwürfe zunächst in die engere Auswahl gekommen, aber sie hatten die Jury nicht zufriedengestellt. Alle Architekten mussten nacharbeiten. Der Entwurf der Münchner Architekten Auer und Weber zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro ver.de aus Freising ging dann als „klarer Sieger“, so OB Haas, aus dem Wettbewerb hervor. Es war die einstimmige Entscheidung einer elfköpfigen Jury. Deren Vorsitzender Sahner hob die „klare Erschließungsstruktur der Quartiere“ hervor und die Tatsache, dass Grundschule und Kita gegenüber dem Sportplatz von Gymnasium und Realschule als Standort eine Mitte im neuen Stadtteil bilden. Eine „Kreuzlinger Lohe“, eine Grünfläche als großer zentraler Park und Frischluftschneise von West nach Ost, würde die Durchlüftung des Quartiers gewährleisten, so die vorgestellte Grünplanung von Paulina Grob.

Auch Stadtplanerin Sandra Urbaniak, die für die Stadt Germering die Rahmenplanung betreut, zeigte sich vom Siegerentwurf sehr angetan. Sie lobte den geringen Flächenverbrauch und „die bestens angepasste bauliche Dichte“. Auch die Geschossflächen fürs Wohnen fand sie sehr passend, genauso wie den 25 000 Quadratmeter großen Grünzug und das Parken in Tiefgaragen unter der Wohnbebauung auf einer Fläche von 42 000 Quadratmetern. Zuvor war ein großes Parkhaus angedacht gewesen. Das wurde verworfen, dafür wird auf dem mit 1200 Quadratmeter geplanten Nahversorger am Starnberger Weg ein Parkdeck ins Auge gefasst.

Erst Schule und Supermarkt, dann der Wohnungsbau

Ein Drittel der avisierten 600 Wohnungen soll gefördert werden. Frühestens 2028, so der wohl realistische Zeitplan, kann mit den ersten von angedachten 20 Bauabschnitten begonnen werden. Ob auch die letzten Bauabschnitte realisiert werden können, wie es der Planungsentwurf vorsieht, scheint jedoch fraglich zu sein. Zwei Eigentümer verweigern seit vielen Jahren den Verkauf ihrer Flächen. Eine am Rand der Kreuzlinger Straße, die mehrfach als Zirkuswiese genutzt wurde, ist 25 Meter breit und zieht sich über die ganze Länge des kompletten Areals, auch in der Mitte klafft eine riesige Lücke von 65 Metern Breite, die noch nicht im Besitz des Bauherrn ist.

Alleiniger Bauherr ist jetzt die Neues Kreuzlinger Feld GmbH & Co. KG, eine hundertprozentige Projektgesellschaft der HI Wohnbau GmbH aus München, die bereits Miteigentümer gewesen war. Die Vilgertshofer Holding GmbH aus Alling hatte ihre Anteile an die HI Wohnbau nach dem für sie negativen Bürgerentscheid verkauft.

Preisträger Philipp Auer schlug vor, mit dem Bau der Schule samt Turnhalle und Rasenspielplatz und des Nahversorgers zu beginnen. Bis Menschen auf dem Areal wohnen können, wird es sicherlich 2030 werden. Zunächst muss die Rahmenplanung in einen Bebauungsplan einfließen, den der neugewählte Stadtrat im kommenden Jahr diskutieren und verabschieden muss. Der Bebauungsplan könnte frühestens 2027 aufgestellt werden. „Die BI kann dagegen jederzeit wieder ein Bürgerbegehren starten“, erläutert Bauamtschef Thum die Rechtslage.

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