Dreifach-Mord im schwedischen Uppsala: Täter wollte offenbar noch mehr Menschen töten | ABC-Z

„Wir werden den Tathergang analysieren, um zu sehen, ob es noch mehr Zielpersonen gegeben haben könnte, im oder am Friseursalon, die beschossen wurden oder Gefahr liefen, verletzt zu werden“, sagte Staatsanwalt Andreas Nyberg dem Sender TV4.
Fast täglich werden neue Details bekannt, ein komplettes Bild ergibt sich bisher aber nicht. Eins war schnell klar: Der 16-Jährige, der wenige Stunden nach der Tat am vergangenen Dienstag festgenommen worden war, wurde wieder freigelassen. Der Verdacht, er habe die drei Menschen, darunter zwei Teenager, erschossen, besteht laut Polizei nicht mehr.
Seit Montag sitzt nun aber ein 20-Jähriger als verdächtiger Schütze in Untersuchungshaft, zudem ein weiterer 20-Jähriger und ein Minderjähriger – beiden wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Mord.
Weitere Ermittlungen
Drei weitere Männer im Alter von 25, 35 und 45 Jahren sind wieder auf freiem Fuß, gegen sie werde aber weiterhin ermittelt. Sie waren Ende vergangener Woche als mutmaßliche Auftraggeber der Morde festgenommen worden.
Die Tat am vergangenen Dienstag erinnerte Schweden an die teils extrem gewaltsamen Bandenkriege im Land, noch bevor irgendetwas über das Geschehen bekannt war. Die offenkundige Gleichgültigkeit des oder der Täter gegenüber der Öffentlichkeit – kurz vor der Walpurgisnacht, als die Stadt voller feiernder junger Menschen war, ließ viele fassungslos zurück.
Inwieweit die Tat von Uppsala der organisierten Kriminalität zuzuschreiben ist, wollte der Staatsanwalt auch am Montag nicht weiter öffentlich erörtern. Nach Informationen der Zeitung Svenska Dagbladet (Svd) sieht die Polizei den 20-Jährigen, der als mutmaßlicher Schütze verhaftet wurde, als Teil eines kriminellen Netzwerks an.
Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer war am Freitag in Uppsala gefahren, wo er mit Ermittlern sprach und den Tatort besuchte. Die Regierung tue alles, um die Entwicklung zu stoppen, etwa durch weitere Werkzeuge für die Polizei, sagte Strömmer laut SvD.
Präventive Fußfesseln
Die jetzige konservativ-rechte Regierung versucht seit Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren besonders hart gegen Bandenkriminalität durchzugreifen. Zu den neuen Werkzeuge gehören „Sicherheitszonen“, die die Polizei temporär ausrufen kann, um jeden Passanten verdachtsunabhängig durchsuchen zu können.
Und erst am Sonntag diskutierten schwedische Parteispitzen präventive Fußfesseln für bislang nicht straffällig gewordene Jugendliche, wenn diese Gefahr liefen, in die Bandenkriminalität abzurutschen.
Vor allem Jugendliche waren es, die vor dem Friseursalon in Uppsala in den Tagen nach der Tat Blumen abgelegt hatten. Eins der Todesopfer war 15, eins 16 Jahre alt, es waren Schüler aus der Gegend.