Kreml-Propaganda für die Jugend: Kinder aus Deutschland besuchten russisches Ferienlager auf der Krim | ABC-Z
Kreml-Propaganda für die Jugend
Kinder aus Deutschland besuchten russisches Ferienlager auf der Krim
24.10.2024, 19:00 Uhr
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Schon in der Sowjetzeit dient das Ferienlager Artek dem Nachwuchs der Parteieliten. Auch heute noch nutzt der Kreml die Anlage auf der Krim zur politischen Erziehung der Jugend. In diesem Sommer hat offenbar auch eine Gruppe aus Deutschland drei Wochen dort verbracht.
Kinder aus Deutschland haben Berichten zufolge Urlaub in einem russischen Ferienlager auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim gemacht. Wie unter anderem das Portal “t-online.de” berichtet, verbrachten mehrere Kinder und Jugendliche aus der Bundesrepublik drei Wochen im Artek-Ferienzentrum, das vom Kreml für Hunderte Millionen Euro als Vorzeigeprojekt zur patriotischen Bildung der Jugend ausgebaut wurde.
Dem Bericht zufolge nahmen mehr als 3000 Kinder und Jugendliche aus 60 Ländern an dem Sommercamp teil. Das bestätigt auch eine entsprechende Pressemitteilung von Artek im August. Die Gruppe aus Deutschland wurde offenbar als Gewinner eines Wettbewerbs in das Ferienlager eingeladen. Die ukrainische Journalistin Anastasia Magasowa machte auf X auf ein Video aus dem August aufmerksam, das im russischen Netzwek VK kursiert. In dem Clip bedanken sich zwei Mädchen und ein Junge aus Deutschland namentlich beim Russischen Haus in Straßburg und einer Mit-Organisatorin in Berlin für die Einladung. Das Verifizierungsteam von RTL/ntv konnte den Jungen in dem Video auch auf weiteren Aufnahmen identifizieren, die das Ferienzentrum selbst veröffentlicht hatte.
Artek stammt aus der Sowjetzeit und war früher dem Nachwuchs der Parteieliten vorbehalten. Heute fungieren als Partner die Partei Einiges Russland von Kremlchef Wladimir Putrin, mehrere Regierungsbehörden sowie der Staatskonzern Rosatom. Weil in das Lager auch ukrainische Kinder zur Umerziehung gebracht worden sein sollen, steht Artek auf westlichen Sanktionslisten.
Treffen mit russischen Soldaten
Fotos und Videos der Kinder aus Deutschland veröffentlichten auch der russische Sender RT und beteiligte Personen im Netz. Auf einem Bild ist die deutsche Gruppe während des Krim-Aufenthalts mit einer deutschen Flagge zu sehen. Die vollständigen Namen der Heranwachsenden werden nicht genannt, lediglich in einem Text ist von “Nikita aus Deutschland” die Rede.
Zumindest ein Kind aus Deutschland saß offenbar auch an einem runden Tisch im Liwadija-Palast des russischen Zaren Nikolaus II. Bei dem Treffen richtete der zugeschaltete Außenminister Sergej Lawrow ein Grußwort an die jungen Besucher. Inhaltlich ging es bei dem Ferienlager auch um Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dazu seien auch russische Soldaten aufgetreten. Einer von ihnen soll mit der Söldnergruppe Wagner an der Eroberung Bachmuts beteiligt gewesen sein.
Der Inhaber des Reiserveranstalters Rus-Krim-Tour sagte einem russischen Radiosender, die Kinder seien für die Anreise zum Teil vier Tage unterwegs gewesen. “Aber alle waren mit ihrer Reise auf die Krim zufrieden.” Sie “stammten aus Familien, die nicht durch westliche Propaganda einer Gehirnwäsche unterzogen wurden”. Laut “t-online.de” sind aus der jüngeren Vergangenheit keine anderen Besuche von Kindern aus Deutschland in Artek bekannt. 2017 hatte der Sender RT berichtet, dass zehn Kinder aus Berlin und Sachsen mit einer Lehrerin angereist seien.
Das Russische Haus in Berlin und die russische Botschaft in Berlin wollten sich auf Anfrage nicht äußern. Artek selbst antwortete “t-online.de” nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.