Kredit-Profi deckt teuren Nachteil auf | ABC-Z

Worauf sollten Kreditnehmer bei einem Volltilgerdarlehen achten? Ein Profi von Dr. Klein verrät, für wen sich die Kreditart eignet.
Die meisten Hausbesitzer benötigen eine Baufinanzierung, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Hierfür bieten Banken unterschiedliche Finanzierungsarten. Dazu zählen sowohl Volltilgerdarlehen als auch Annuitätendarlehen. Doch wie unterscheiden sich die beiden Finanzierungsformen und worauf ist vor allem beim Volltilgerdarlehen zu achten? Das haben wir Daniel Fersch vom Kreditvermittler Dr. Klein gefragt.
So unterscheiden sich Annuitätendarlehen und Volltilgerdarlehen
Beim Annuitätendarlehen handelt es sich um die gängigste Finanzierungsform, erklärt Fersch. Hier zahlen Kreditnehmer monatlich feste Raten über einen definierten Zeitraum. Am Ende bleibt oft eine Restschuld, die zu neuen Konditionen weiter finanziert werden muss. Demnach gibt es eine Zinsbindung und eine separate Gesamtlaufzeit. Die Zinsbindung kann zum Beispiel zehn Jahre betragen, während die kalkulatorische Laufzeit des Darlehens bei 30 Jahren liegt.
Das Volltilgerdarlehen unterscheidet sich dagegen in einem zentralen Punkt: Zinsbindung und Laufzeit sind identisch. Das bedeutet, dass das Darlehen am Ende der Zinsbindung vollständig zurückgezahlt ist – es bleibt keine Restschuld übrig. „Dadurch ist die Finanzierung zu 100 Prozent kalkulierbar, und es gibt kein Zinsänderungsrisiko“, so der Spezialist für Baufinanzierung und Ratenkredit.
Für wen eignet sich das Volltilgerdarlehen?
Das Volltilgerdarlehen eignet sich somit vor allem für diejenigen, die Sicherheit wünschen. „Wer ruhig schlafen möchte und sich nicht vorstellen kann, nach zehn Jahren noch eine Restschuld von beispielsweise 300.000 Euro zu haben, für den ist diese Variante sinnvoll“, sagt Fersch.
Das Darlehen richtet sich also besonders an Personen, die Risiken vermeiden möchten und bereit sind, für diese Absicherung zu zahlen. „Denn es ist definitiv so, dass ein Volltilgerdarlehen teurer ist als ein Standarddarlehen mit einer zehnjährigen Zinsbindung“, so Fersch.
Volltilgerdarlehen: Kein Risiko – aber ein Haken
Ein direktes Risiko beim Volltilgerdarlehen gibt es laut dem Profi nicht. Es handele sich ja schließlich um eine vollständig kalkulierbare Finanzierung. Allerdings gebe es einen Nachteil: „Angenommen, ich schließe heute ein Volltilgerdarlehen ab und mache nach zehn Jahren vom gesetzlichen Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Wenn die Zinssätze in der Zwischenzeit gesunken sind, würde ich meine Finanzierung kündigen und umschulden, um von den günstigeren Konditionen zu profitieren“, sagt der Experte.
Daniel Fersch ist Spezialist für Baufinanzierung und Ratenkredit bei Dr. Klein.
© Dr. Klein | Maximilian Klampfl
Der Haken: Das Volltilgerdarlehen ist in der Regel teurer als eine zehnjährige Zinsbindung. „Das bedeutet, dass ich in den ersten zehn Jahren höhere Kosten hatte, weil ich für diese Zinssicherheit bezahlt habe. Wenn die Zinsen also tatsächlich sinken, hätte ich eventuell mehr ausgegeben als nötig“, schließt Fersch. Über die aktuellen Zinsentwicklungen können Sie sich auch in unserem Kredit-Ticker informieren.
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Können Verbraucher beim Volltilgerdarlehen Geld sparen?
Höhere Kosten klingt im ersten Moment nicht verlockend, doch gibt es für Kreditnehmer dennoch die Möglichkeit Geld zu sparen? „Beim Volltilgerdarlehen sind die Sparmöglichkeiten grundsätzlich die gleichen wie bei einem Annuitätendarlehen“, sagt Fersch. Bedeutet: Kreditnehmer können sowohl mit Sondertilgungen und Tilgungssatzwechsel die Zinskosten senken.
Bei Sondertilgungen handelt es sich um außerplanmäßige Rückzahlungen eines Kredits, die zusätzlich zu den regulären Raten geleistet werden, um die Restschuld schneller zu verringern und Zinskosten zu sparen. Ein Tilgungssatzwechsel meint hingegen eine Anpassung der monatlichen Rate, um die Rückzahlungsgeschwindigkeit und damit die Zinskosten zu beeinflussen.
„Einige Banken gewähren zudem einen Zinsabschlag, da ein solches Darlehen für sie von der ersten Zahlung bis zur vollständigen Tilgung einfach und konstant zu kalkulieren ist“, ergänzt der Kredit-Profi. Damit bietet das Darlehen die gleiche Flexibilität wie ein Annuitätendarlehen und zusätzlich mehr Sicherheit, kann aber insgesamt höhere Kosten für den Kreditnehmer verursachen. Weitere Spartipps zur Baufinanzierung können finden Sie zudem hier.