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Krebstherapien: Biontech erzielt wichtigen Studienerfolg | ABC-Z

Mit Spannung blicken die Fachwelt und Anleger nach Mainz, wo das Biotechnologieunternehmen Biontech nach dem internationalen Erfolg seines Corona-Impfstoffs Comirnaty die Entwicklung innovativer Krebstherapien vorantreibt. Am Freitag konnte das Unternehmen einen bedeutenden Fortschritt vermelden: In einer zulassungsrelevanten Studie in China hat die Krebsimmuntherapie Trastuzumab Pamirtecan (BNT323) bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs den primären Endpunkt der progressionsfreien Überlebenszeit erreicht.

Die progressionsfreie Überlebenszeit gilt als zentraler Gradmesser für den Behandlungserfolg: Sie beschreibt den Zeitraum, in dem die Erkrankung der Patientinnen nicht weiter fortschreitet. „Mit diesem Kandidaten erreicht unser erstes Onkologieprogramm in der fortgeschrittenen Entwicklung den primären Endpunkt in einer zulassungsrelevanten Phase-drei-Studie“, sagte Biontech-Mitgründerin und Medizinchefin Özlem Türeci. An der Börse kam das gut an. Die in New York gelisteten Papiere der Mainzer legten am Freitag vorbörslich deutlich zu.

Zwar ist die Studie noch nicht abgeschlossen, dennoch sieht Biontech in dem Zwischenergebnis einen Hinweis auf die Überlegenheit von BNT323 gegenüber einer bereits etablierten Therapie. Das sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) repräsentiert einen innovativen Ansatz in der Chemotherapie: Der toxische Wirkstoff wird gezielt in die Krebszelle eingeschleust, wodurch gesundes Gewebe weitgehend verschont bleibt. Im Vergleich zur herkömmlichen Chemotherapie lassen sich die Nebenwirkungen auf diese Weise deutlich reduzieren. Fachleute sprechen hier von einer „Chemotherapie der nächsten Generation“.

Für die Kombinationstherapiestrategie von Biontech spielen ADCs im Zusammenspiel mit den mRNA-basierten Impfstoffen sowie dem bispezifischen Antikörperkandidaten BNT327 eine zentrale Rolle. Entsprechend bedeutsam ist dieser Meilenstein. BNT323 wird bereits in Kombination mit dem Antikörper BNT327 in einer frühen Studie zur Sicherheit und Dosierung bei fortgeschrittenem Brustkrebs getestet. BNT327 gilt als Schlüsseltherapie der Mainzer und soll, sofern die Studienergebnisse überzeugen, im kommenden Jahr als erstes Krebsmedikament des Unternehmens auf den Markt kommen.

Das positive Zwischenergebnis zu BNT323 ist zudem der erste Erfolg der Phase-drei-Studie aus der Zusammenarbeit von Biontech mit dem chinesischen Partnerunternehmen DualityBio , mit dem Biontech diese Therapie entwickelt hat. ADCs gehörten nicht von Beginn an zum Repertoire von Biontech: Sie wurden erst mit den Milliarden des Corona-Impfstoffs Cominarty ins Portfolio eingekauft. Türeci und ihr Mann, Biontech-Chef Uğur Şahin, verfolgen das Ziel, einen ganzen Werkzeugkasten an schlagkräftigen Therapien gegen die tückische Volkskrankheit Krebs einzusetzen, und scheuen dazu auch externe Innovationen nicht. So wurde auch BNT327 aus China zugekauft.

Für Betroffene ist die Herkunft der Innovationen nebensächlich: Brustkrebs ist die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Frauen. Für Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs gibt es oft nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Biontech möchte die klinische Entwicklung von BNT323 daher nun international ausweiten. Eine zweite globale Phase-drei-Studie läuft bereits, um unter anderem Zulassungsanträge für die USA und die EU vorzubereiten.

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