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Krämmel geht mit „Opus G“ auf den Markt – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Viva ist die weibliche Form des lateinischen Wortes für lebendig. Silva ist der Wald, Aqua das Wasser. Mit diesem anspruchsvollen Dreiklang schmückt die Wolfratshauser Krämmel-Unternehmensgruppe ihr ambitioniertes Wohnbauprojekt zwischen Elbe- und Banater Straße in Geretsried. Der Plan für die insgesamt 770 Wohnungen ist in drei Abschnitte gegliedert: der nördliche soll einen „Waldplatz“ umfassen, der mittlere einen „Wasserplatz“, und im südlichen sind neben einem Haus für Kinder mehrere Spielplätze und ein Bereich für Urban Gardening vorgesehen.

Das ebenso exquisit als Opus G bezeichnete Quartier (opus ist lateinisch für Werk, Bauwerk, Kunstwerk, G steht für Geretsried) soll komplett bis Ende 2027 fertig sein. Doch es stehen bereits einige der insgesamt 22 vier- bis achtgeschossigen Häuser. Die an die Bayern-Heim – ein Unternehmen des Freistaats – verkauften 198 geförderten Mietwohnungen grenzen das Quartier zur Banater Straße hin ab. Dazu kommen quer auf dem 4,7 Hektar großen Gelände verteilt 30 Prozent frei finanzierte Mietwohnungen und 40 Prozent Eigentumswohnungen. Mit den ersten, die im nördlichen Bauabschnitt 1 liegen, geht Geschäftsführer Korbinian Krämmel jetzt auf den Markt. Die Kosten dieser zwei bis vier Zimmer großen Eigentumswohnungen beziffert er mit 6000 bis 7000 Euro pro Quadratmeter. Jede Einheit habe entweder einen kleinen Garten oder einen Balkon.

Unterschiedliche Balkongestaltungen … (Foto: Harry Wolfsbauer)
…sollen das Gesamtbild des Quartiers auflockern. Reichlich Grün ist geplant, aber noch nicht gepflanzt. (Foto: Harry Wolfsbauer)
Photovoltaikanlagen auf den Dächern dienen der allgemeinen Stromversorgung in den Gebäuden, das reduziere die Nebenkosten-Anteile der Mieter deutlich, sagt der Bauherr. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der zentrale Slogan, mit denen Krämmel sein bisher größtes Projekt bewirbt, lautet: „Mehr als ein Wohnquartier“; die Schlagworte dazu: „Leicht, grün, visionär“. Die Wohnanlage, die ein eigenes Stadtviertel mit geschätzt mehr als 2000 Einwohnern in Geretsried bildet, soll autofrei bleiben, dazu werden 1100 Tiefgaragenplätze in drei halb-unterirdischen Gebäuden geschaffen. Zum Quartier gehören ein „Haus für Kinder“, eine eigene Energiezentrale, die mit Pellets und der Abwärme des Nachbarbetriebs Gustavo Gusto versorgt wird, ein Kiosk, ein Waschsalon und eine Paketstation, eine Inklusions-WG, sogenannte Serviced Apartments (voll möblierte Wohneinheiten, die kurz- oder längerfristig vermietet werden) und ein Mobilitätskonzept mit Carsharing und E-Ladestation.

Rankende Jungfernrebe und Pfeifenwinde

Die Freiflächen des Quartiers werden modelliert, um „ein Spiel der Höhen“ zu erzielen, wie Krämmel sagt. Er verspricht eine intensive Bepflanzung. Neben der Fassadenbegrünung mit Rankender Jungfernrebe, Pfeifenwinde, Blauregen, Waldrebe und Geißschlinge sollen, so heißt es auf der Website, 650 Bäume, Sträucher und Stauden gesetzt werden. Dabei rekurrieren die Planer auf Geretsried als „Stadt im Wald“.

Was die bei dem riesigen Einwohnerzuwachs zu erwartende Verkehrsbelastung angeht, so hat sich Krämmel früher schon einmal zuversichtlich geäußert: Die Verbesserung des Ampel-Knotenpunkts Blumenstraße/B 11 werde ausreichen. Wie die Stadtplaner im Rathaus dies sehen, ist im Moment wegen der Urlaubszeit nicht zu erfahren.

Das Grundstück zwischen Elbe- und Banater Straße ist in Geretsried als Lorenzareal bekannt, benannt nach der ehemaligen Spielzeugfabrik. Jahrelang war es eine Brache. Zwischenzeitlich sollte es zum Standort eines Hotels, eines Kinos und zuletzt eines Bau- und Elektromarkts werden. Das Projekt scheiterte erst daran, dass der Grundstückseigentümer und Bauunternehmer Reinhold Krämmel keinen Baumarkt finden konnte; dann war die Stadt davon überzeugt, dass ein Fachmarktzentrum auf dem Lorenzareal die nahe Innenstadt schwächen würde.

Die Musterwohnungen hat Innenarchitektin Karin Duckerschein eingerichtet. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem schließlich Ende 2015 genehmigten Wohnbauprojekt soll eines der größten Probleme der Region angegangen werden: die Not vor allem an Wohnraum, den sich Durchschnittsverdiener leisten können. Stadt und Krämmel orientieren sich an dem vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München empfohlenen Modell der sozialgerechten Bodennutzung. Die Bayern-Heim GmbH präsentiert das Vorhaben auf ihrer Website als „bayernweit einzigartiges Leuchtturmprojekt“. Krämmel preist es als „Gesamtkunstwerk für Geretsried“ an.

Die Stadt Geretsried hat immer wieder hervorgehoben, dass Einheimische bei der Vergabe von Wohnungen im „Opus G“ bevorzugt werden sollen. Laut Krämmel ist dies für die Eigentumswohnungen nicht näher geregelt. Zwar inseriere sein Unternehmen die ersten Einheiten nun lokal, doch via Internet seien die Angebote natürlich allerorten zu lesen.

Blick auf den südlichen Teil der Baustelle mit den Bauabschnitten 2 und 3. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Belegungsrecht der Stadt Geretsried für die Mietwohnungen gelte von der Erstvermietung an, erklärt ein Sprecher des Wohnungs- und Bauministeriums für die Bayern-Heim GmbH. Gute Nachrichten gebe es in Bezug auf den Einzug: Die Bauarbeiten liefen schneller als ursprünglich angenommen und die Übernahme des Objekts sei bereits für Februar 2025 geplant, anschließend beginne die Vermietung. Die Mieten werden laut dem Ministerium für frei finanzierte Wohnungen 13 Euro pro Quadratmeter betragen.

Bei den Sozialwohnungen (offiziell „geförderte Wohnungen“) orientiert sich der Mietpreis, den die Bewohner bezahlen müssen, am Einkommen. Für das Geretsrieder Bauvorhaben lägen noch keine konkreten Zahlen vor, so das Ministerium. Grundsätzlich liege die Mietbelastung der Haushalte durch die gewährte Zusatzförderung zwischen 4 und 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

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